Wanderung zur Triftbrücke – Eine Abenteuerwanderung

Bei unserer Suche nach einer abenteuerlichen und zugleich günstigen Tageswanderung in der Schweiz sind wir auf die Wanderung zur Triftbrücke gestoßen. Die Wanderung zu dieser 100m hohen und 170m langen spektakulären Hängebrücke macht nicht nur Spaß, sondern bietet auch einen wunderschönen Ausblick auf die Berge, den Triftsee und den Triftgletscher. Perfekt für einen Ausflug bei schönem Wetter im Sommer. Die Triftbrücke zählt zu den längsten und höchsten Hängeseilbrücken der Alpen.

Die Wanderung im Überblick:

  • Schwierigkeitsgrad: Mittel
  • Dauer: ca. 4,5 h
  • Distanz: 7 km
  • Höhenmeter: 590 m
  • Startpunkt: Triftbahn Bergstation
  • Endpunkt: Triftbahn Bergstation
  • Jahreszeit: Sommer (Juni-Oktober)
  • Einkehrmöglichkeit: Winddegghütte
  • Kanton: Bern
  • Bergbahn: Triftbahn, Talstation an der Sustenpassstrasse zwischen Innertkirchen und Gadmen
  • Bushaltstelle: Nessental
  • Voraussetzungen: Die Wanderung zur Triftbrücke erfolgt durch Alpines Gelände über Bergwege. Deshalb sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich.
  • Equipment: Festes Schuhwerk, Sonnencreme, reichlich Proviant sowie wetterfeste Kleider sind empfehlenswert.

Geschichte der Triftbrücke

So schön und abenteuerlich die Triftbrücke auch ist, so hat die Geschichte ihrer Entstehung jedoch einen traurigen Hintergrund. Vor einigen Jahren noch reichte der Triftgletscher bis in die Schlucht hinein. Wanderer, die zur SAC Trifthütte wollten, konnten zu dieser Zeit noch über den Gletscher die andere Seite der Schlucht erreichen. Doch es war bereits erkennbar, dass dieser in den nächsten Jahren stark zurückgehen- und anstelle dessen ein See entstehen würde. Um den Wanderweg und damit den Zugang zur Hütte zu erhalten, entwickelte man eine Hängeseilbrücke nach nepalesischer Bauart. 2004 war es dann so weit und die Brücke wurde errichtet.

Man merkte allerdings schnell, dass die damalige Position der Brücke den Wind- und Wetterverhältnissen nicht lange standhalten konnte. So entschied man sich 2009, die Hängebrücke zu verlegen. Die neue Triftbrücke befindet sich nun auf 100m Höhe und ist 170m lang.

Jess läuft über die Triftbrücke
Die „neue“ Triftbrücke ist sicherer.

Im Internet  oder auf der Infotafel neben der Brücke finden sich noch einige Bilder der Brücke mit dem mächtigen Triftgletscher im Hintergrund. Heute muss man schon etwas genauer hinschauen, denn der Gletscher ist bereits bis auf den Berg zurückgegangen und hinterließ einen strahlend blauen Bergsee. Es ist kein Geheimnis mehr, dass Gletscher durch veränderte Klimabedingungen weltweit zurückgehen, doch der Triftgletscher schwindet besonders schnell.

Zurzeit ist die Trifthütte wegen Lawinenschäden bis auf weiteres geschlossen. Die Wanderung zur Triftbrücke ist jedoch problemlos möglich.

Triftbrücke: Anreise und Kosten

Wie komme ich zur Triftbrücke?

Die Hängebrücke ist ausschließlich mit einer Wanderung über Bergwanderwege durch Alpines Gelände erreichbar. Den Startpunkt der Wanderung zur Triftbrücke erreicht man am besten und am schnellsten über eine Gondelfahrt mit der Triftbahn* zur Bergstation. Die Talstation befindet sich an der Sustenpassstrasse zwischen Innertkirchen und Gadmen. Es gibt eine Handvoll Parkplätze, aber die Talstation ist ebenso gut mit dem Bus erreichbar. Die Haltestelle heißt Nessental.

*Achtung: Die Triftbahn wird ab September 2024 umfänglich erneuert, weshalb der Saisonbetrieb in diesem Jahr frühzeitig beendet wird.

Für den Startpunkt der Wanderung zur Triftbrücke nimmst du am besten die Triftbahn
In 10 Minuten oben: Die Triftbahn bringt dich zum Startpunkt der Wanderung.

Mit der Triftbahn zur Bergstation

Die Fahrt mit der Triftbahn ist schon ein kleines Highlight für sich. In 10 Minuten führt die kleine rote Gondel über die Triftschlucht bis zur Bergstation auf über 1400 m ü. M.. Bei unserem Besuch hängt leichter Nebel über den Bäumen und ich komme mir vor wie in einem mystischen Film. Weil die Triftbahn ursprünglich als Transportbahn erbaut wurde hat diese eine sehr kleine Gondel, die im 20 Minuten-Takt fährt. Es ist empfehlenswert, im voraus online einen Zeit Slot zu reservieren, da die Bahn an Wochenenden und bei schönem Wetter gut besucht ist und eventuell lange Wartezeiten auftreten können.

Was kostet die Triftbahn?

Erwachsene hin und zurück CHF 26.00 / einfach CHF 13.00
Kinder (6–15 Jahre) hin und zurück CHF 14.00 / einfach CHF 7.00

Die Preise sind im Vergleich zu anderen Bergbahnen in der Schweiz erschwinglich. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, ohne Bergbahn zur Triftbrücke zu kommen. In diesem Fall verlängert sich die Wanderung jedoch auf 16,2 km und ca. 7,5 Stunden. Wem das für eine Tagestour zu viel ist, der kann die Wanderung aufteilen und in der Windegghütte übernachten. Der Schlafplatz muss unbedingt vorher online reserviert werden.

Felswand in der Landschaft
Dort soll es hochgehen

Wanderung zur Triftbrücke

Bei unserer Wanderung erleben wir an der Bergstation angekommen erstmal unseren ersten Almauftrieb. Zwei Hirten treiben eine Schafsherde an der Bahnstation vorbei die Berge hinauf. Nachdem wir die unzähligen Schafe (die nur bedingt Lust auf den Aufstieg zu haben schienen) vorbeigelassen haben, machen wir uns schließlich auf die spektakuläre Wanderung zur Triftbrücke.

Almauftrieb mit Schafen
Almauftrieb ist in der Schweiz im späten Frühjahr Tradition

Wanderung zur Windegghütte

Der Weg führt zunächst von der Bergstation ein kurzes Stück hinunter zum Fluss, den es über eine kleine Holzbrücke zu überqueren gilt. Danach wandern wir über ein relativ offenes und felsiges Gelände durch ein Tal eine leichte Steigung nach oben.

Bei der Wanderung zur Triftbrücke überquert man das türkisblaue Triftwasser
Der Fluss wird auch Triftwasser genannt.

Ich entdecke zwei Murmeltiere, die sich in der Ferne auf einem Felsen streiten. Nach etwa 20 Minuten kommt eine Gabelung. Links geht es auf direktem Wege zur Triftbrücke, rechts über einen kleinen Umweg zur Windegghütte. Wir entscheiden uns für letzteres. Eine gewisse Grundfitness ist für die Wanderung zur Windegghütte auf jeden Fall nötig, denn ab jetzt wird der Weg anspruchsvoller und führt in steilen Serpentinen über Stock und Stein eine Felswand bergauf. Für mich ist das der anstrengendste Teil der Wanderung.

Wanderung zur Triftbrücke mit Abstecher an der Windegghütte
Der anstrengendste Teil der Wanderung: Der Weg zur Windegghütte.

Nach etwa 1,5 h Wanderung erreichen wir schließlich die Windegghütte auf 1.886 m ü. M. Von hier haben wir eine tolle Aussicht auf das Tal, die Triftbrücke jedoch sieht man von hier noch nicht. Wir machen eine kurze Erholungspause und stärken uns mit einem „Chäsibrot“ (eine Scheibe Brot mit geschmolzenem Raclette-Käse – absolute Empfehlung!) und einem fantastischen Stück Apfel-Streuselkuchen. Die Preise sind auf den ersten Blick etwas abschreckend. Wenn man sich aber den Weg anschaut, den die Lebensmittel zurücklegen müssen, um auf die Hütte zu kommen, so ist das durchaus nachvollziehbar. Geschmacklich lohnt es sich auf jeden Fall.

Apfelstreuselkuchen auf der Windegghütte
Sündhaft teuer, aber genial: Apfel-Streuselkuchen auf der Windegghütte.

Ketteliweg zur Triftbrücke

Dann geht es weiter in Richtung Triftbrücke. Von der Windegghütte führen zwei Wanderwege in ca. 30 Minuten zur Hängebrücke: der Ketteliweg (Schwierigkeitsgrad T3) und der Familienweg (Schwierigkeitsgrad T2). Abenteuerlustig wie wir sind, nehmen wir natürlich den Ketteliweg. Schnell stellen wir fest, woher der Wanderweg seinen Namen hat. Mit Hilfe von Ketten klettern wir die steilen Felswände hinunter und ich bin ziemlich froh, den weg nicht in umgekehrter Richtung begehen zu müssen, wie viele andere, die uns entgegenkommen.

Abstieg über den Ketteliweg
Der Ketteliweg macht seinem Namen alle Ehre.

Schon kurze Zeit später können wir bereits einen gigantischen Blick auf den türkisblauen Triftsee und Gletscher werfen, während wir immer weiter zur Triftbrücke hinabsteigen. Die Aussichten sind wirklich genial und erinnern mich stark an das Tongariro Crossing in Neuseeland. Und das mitten in Europa!

Aussicht auf Triftsee und Triftgletscher
Ausblick auf den Triftsee und den Triftgletscher vom Ketteliweg

Über die Triftbrücke

Dann sehen wir sie endlich: Die 170 m lange Fußgänger-Hängebrücke schwingt sich in 100m Höhe über die bedrohlich wirkende Schlucht. Wir haben Glück, denn außer uns sind nur eine Handvoll anderer Wanderer auf der Brücke. Zugegeben, für die Überquerung der Triftbrücke ist eine kräftige Portion Mut erforderlich. Doch nach kurzem zögern wage auch ich die Überquerung auf die andere Seite und kann den Ausblick auf den See und den Gletscher vollends genießen. Von hier aus würde der Wanderweg zur Trifthütte weitergehen, allerdings ist sie wegen Lawinenschäden zurzeit geschlossen.

Die Tageswanderung zur Triftbrücke lohnt sich für diese Aussicht
Die wunderschöne Aussicht von der anderen Seite teilen wir uns mit nur wenigen anderen Wanderern.

Ein Schild erzählt die Geschichte der Hängebrücke und zeigt Bilder des Gletschers aus vergangenen Zeiten. Ich vergleiche meinen aktuellen Ausblick auf den Triftgletscher mit den dargestellten Bildern und werde etwas wehmütig. In nur wenigen Jahren wird er völlig verschwunden sein. Dann erinnert nur noch das türkisblaue Wasser des Triftsees an die einst gewaltigen Eismassen in der Region.

Auf der Triftbrücke stehen: Wackelige Angelegenheit.
Wackelige Angelegenheit: Der Gang über die Triftbrücke.

Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es wieder zurück zur Bergstation der Triftbahn. Wir haben schließlich auch für die Rückfahrt einen Zeitslot reserviert und wollen unsere Bahnfahrt nicht verpassen. Über den Ketteliweg müssen wir zum Glück nicht nochmal laufen. Stattdessen biegen wir dieses mal rechts ab und laufen einen moderaten Pfad entlang bis zu jener Gabelung, an der wir am Vormittag in Richtung Windegghütte abgebogen waren.

Ende der Wanderung

Von hier ist der Weg nun einfach. Es geht stetig bergab und die Bergstation ist schon in Sicht. Wir wandern zurück durch das Tal, an den Felsen mit den Murmeltieren vorbei und über die kleine Holzbrücke, bis wir schließlich die Bergstation erreichen. Die Triftbahn bringt uns anschließend wieder zurück zur Talstation.

Die Triftbahn bringt uns zurück zur Talstation
Zurück zur Talstation: Ein Foto aus der Triftbahn auf das Tal.

Unser Fazit: Wer auf der Suche nach einer abenteuerlichen Tageswanderung in alpinem Gebirge ist, dem können wir die Wanderung zur Triftbrücke in der Schweiz wirklich nur empfehlen. Die Landschaft entlang des Wanderweges ist unheimlich schön, die Aussichten gigantisch und der Ketteliweg sowie die Triftbrücke selbst machen wirklich Spaß. Wer etwas mehr Zeit hat und es gemütlicher angehen möchte, der kann auch auf der Windegghütte übernachten und die Tour so auf zwei Tagesetappen aufteilen.

Du möchtest noch mehr in der Schweiz entdecken? Dann dann schau dir doch gerne meine anderen Artikel zu Orten und Wanderungen in der Schweiz an.

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