Es ist Montag, 23:30 Uhr. Die letzte Kuh zieht am Rondell an uns vorbei. Es ist der Moment, auf den wir wochenlang gewartet haben. Das Ende unserer Farmarbeit. Noch schnell sauber machen, die Schürzen ausziehen und die Gummistiefel zurück in die Ecke stellen, aus der wir sie vor genau 15 Wochen herausgenommen haben. Wir nehmen Abschied und man fragt uns, wohin es nun als nächstes gehen wird. „Great Ocean Road“, sagen wir. Schon am nächsten Morgen startet unser lang ersehnter Roadtrip.
Als wir mit unserem frisch aufgeräumten Auto in Melbourne ankommen, heißt es für uns erstmal einkaufen. Denn während wir mitten im Nirgendwo Milchbauer gespielt haben, hat der Winter in Melbourne schon vollends zugeschlagen. Mit Shorts und Tank-Tops kommen wir nicht sehr weit, ohne uns eine Grippe einzufangen. Für Jessy gibt es einen Pullover mit einer bunten Einhorn-Katze, für Peter den klassischen Schwarzen. Dann geht es ab zu einem uns sehr bekannten Ort – einer Tankstelle kurz hinter Melbourne – auf der wir zusammen mit unseren Travelmates Kevin, Luca und Alex schon bereits vor Beginn unserer Farmarbeit mehrere Wochen übernachtet haben. Von hier aus sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Beginn der Great Ocean Road. Wir haben heftige Probleme einzuschlafen, weil wir um diese Zeit normalerweise noch am Arbeiten sind. Und weil wir beschließen uns keinen Wecker zu stellen, verschlafen wir natürlich am nächsten Morgen.
243 Kilometer entlang der Great Ocean Road
Fast zur Mittagszeit starten wir von Geelong aus unseren Roadtrip. Nach nur wenigen Kilometern machen wir bereits unseren ersten Halt. Zeit für ein Knoppas.
Von nun an finden sich alle 2 Kilometer Hinweisschilder am Straßenrand, die uns auf Lookouts oder Sehenswürdigkeiten hinweisen. Wir halten überall brav an, um Bilder zu schießen und die Natur auf uns wirken zu lassen. Nur am kaum übersehbaren „Great Ocean Road Memorial“, welches sich komplett über beide Straßenseiten zieht, fahren wir erstmal vorbei.
Where the ocean meets the forest
Abwechslungsreicher könnte die Strecke kaum sein: es geht kilometerlang so nah am Wasser vorbei, dass du das Salz riechen kannst. Dann führt die Great Ocean Road in den Regenwald. Wikicamps verspricht hier, auf jeden Fall Koalas zu sehen. Wir fahren extra einen Umweg, aber außer einem wirklich seltsamen Warnschild, welches auf „wildlebende Tiere“ hinweist, finden wir nichts. Vielleicht ist es den Koalas auch zu kalt. Können wir verstehen.
Als es so langsam dämmert, entscheiden wir uns für eine Unterkunft auf einem Campingplatz in Princetown. Wenn man keinen Strom benötigt, kostet dieser nur 10 Dollar pro Person. Es gibt saubere Toiletten, heiße Duschen und – wer hätte es gedacht, Wasserkocher, Toaster und Mikrowelle. Und direkt zu Beginn werden wir von einer Gruppe Kängurus begrüßt. Schnäppchen! Wir kochen uns Spagetthi mit Tomatensoße und gehen früh ins Bett.
Na wo sind denn nun diese Apostles?
Am nächsten Morgen starten wir ein bisschen früher in den Tag. Von unserem Campingplatz ist es nicht mehr weit bis zu unserem persönlichen Highlight der Great Ocean Road: die 12 Apostles*. Nach nur etwa 5 Minuten halten wir an einem Schild an. Wir freuen uns, dass außer uns offensichtlich noch niemand dort ist und laufen voller Euphorie zur Küste, um dann festzustellen, dass die 12 Apostles noch ein Stückchen weiter sind. Trotzdem ganz hübsch hier.
Dann aber: wir erreichen einen Parkplatz, auf dem noch viele weitere Fahrzeuge stehen. Ein Hinweisschild sagt uns klar und deutlich, dass sich hier nun die 12 Apostles befinden. Und tatsächlich. Nach einem kurzem Gehweg offenbart sich uns Australiens zweit-bekannteste Sehenswürdigkeit (direkt nach dem Uluru). 8 Kalksteinfelsen ragen aus dem Meer und sorgen in ihrer Konstellation für ein absolut Sehenswertes Bild.
*Gut zu wissen: Die 12 Apostles gehörten einst zum Festland. Durch Erderruptionen und Meeresbewegungen trennten sie sich von der Küste. Zunächst waren sie noch durch eine natürliche Brücke verbunden, die aber nach geraumer Zeit einstürzte. Von Anfang an bestanden die Apostles nur aus 9 Felsformationen. Eine stürzte im Jahr 2012 ohne Vorhersage ein. Seitdem bilden die restlichen 8 Kalksteine die Sehenswürdigkeit an der Great Ocean Road.
Unsere Erwartungen an die Great Ocean Road sollen allerdings übertroffen werden. Nur wenige Kilometer weiter stoppen wir am Loch Ard Gorge und kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Auch „The Grotto“, ein Fenster aus Kalkstein, beeindruckt uns sehr. Bilder sprechen mehr als Worte.

Wir fahren weiter und sehen am Straßenrand ein Schild mit der Aufschrift „London Bridge“. Wir halten an und werfen einen Blick auf diese natürliche „Brücke“ im Wasser. Sie sieht der echten Londoner Sehenswürdigkeit tatsächlich sehr ähnlich.
Wärend der gesamten Fahrt begegnen wir immer wieder den gleichen Menschen. Es sind wenige, weil wir durch den Winter reisen. Spätestens nach dem 3. Stopp fangen wir an, uns gegenseitig zu grüßen. Man kennt sich halt irgendwie. Wir machen gegenseitig Fotos füreinander, wo immer wir anhalten. Wir führen smalltalk, machen Späße alá „Sehen uns gleich, beim nächsten Stopp“ oder „Lass doch ein Foto gemeinsam machen, schließlich reisen wir ja auch irgendwie zusammen“. Doch dann trennen sich plötzlich unsere Wege, ohne dass wir die Namen unserer „Travelmates“ erfahren konnten.
Als wir durch Port Fairy fahren, endet die Great Ocean Road und damit können wir ein weiteres Kapitel unserer Reise abschließen. Wir können mehr als empfehlen, diese 2 tägige Tour zu machen. Man kann sich natürlich mehr oder weniger Zeit lassen, für uns war es so perfekt.
Nur kurze Zeit später fahren wir über die Grenze nach South Australia…
Tolle Fotos, toll geschrieben. Bin gespannt auf die Fortsetzung………. 🙂
Viel Spaß weiterhin und gute Reise.
Dankeschön 🙂