Eine wunderschöne und kurzweilige Tageswanderung von Kandersteg über den Gemmipass bis nach Leukerbad über alpines Gelände mit fantastischen Aussichten auf die Berge und den Daubensee.
Wenn man mich fragen würde, welcher Ort in der Schweiz mich am meisten überrascht hat, dann wäre es sicherlich dieser. Zugegebenermaßen war die Wanderung über den Gemmipass von uns eine spontane Entscheidung aus dem Bauch heraus gewesen, weil wir eigentlich zum Aletschgletscher wollten (dort lag allerdings noch so viel Schnee, dass die Wanderwege noch gesperrt waren). Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte. In diesem Artikel erfährst du alles zur Route, die Highlights unterwegs und was du beachten solltest.
Wanderung über den Gemmipass
Die Gemmipass Wanderung führt über den Gemmiweg von der Bergstation Sunnbüel vorbei am Berghotel Schwarenbach und dem Daubensee. Anschließend geht über den Gemmipass bis zur Bergstation der Gemmibahn.
Die Gemmipass Wanderung im Überblick:
- Schwierigkeitsgrad: Leicht – Mittel
- Dauer: ca. 4,5 h
- Distanz: 9,23 km
- Höhenmeter: 520 m
- Höchster Punkt: 2346 m ü. NN.
- Startpunkt: Bergstation Sunnbüel
- Endpunkt: Bergstation Gemmibahn
- Jahreszeit: Sommer und Winter
- Einkehrmöglichkeit: Berghotel Schwarenbach
- Kanton: Bern und Wallis
- Bergbahn: Sunnbüel & Gemmibahn
- Bushaltstelle(n): Kandersteg Talstation Sunnbüel, Leukerbad Busbahnhof
- Voraussetzungen: Die Wanderung über den Gemmipass erfolgt durch Alpines Gelände über Bergwege. Deshalb sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Es kann gerade in den frühen Sommermonaten unter Umständen Schnee auf den Wanderwegen liegen. Informiere dich am besten vorab auf der Website von Sunnbüel und werfe einen Blick auf die Webcam.
- Equipment: Festes Schuhwerk, Sonnencreme, reichlich Proviant sowie wetterfeste Kleider und gegebenenfalls Wanderstöcke sind empfehlenswert. Im Winter ist spezielle Ausrüstung für Schneewanderungen notwendig.
Es ist auch möglich, die Wanderung komplett ohne Bergbahn zu machen. Dann startet und endet die Wanderung jeweils an den Talstationen in Kandersteg und in Leukerbad. Es muss jedoch erwähnt werden, dass die Wege sehr steil und nicht zu unterschätzen sind. Außerdem solltest du dafür mindestens doppelt so viel Zeit einplanen. Natürlich kann man die Wanderung auch in die entgegengesetzte Richtung laufen. Zwar würdest du dir so einige Höhenmeter sparen, da der Weg hauptsächlich bergab führt, wir würden jedoch wärmstens empfehlen von Kandersteg kommend zu starten. Warum erfährst du im Artikel.
Anreise nach Kandersteg
Swiss Travel Pass: Unbegrenzt unterwegs durch die Schweiz
Da die Wanderung über den Gemmipass kein Rundwanderweg ist, empfehlen wir die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wir haben für unsere Ausflüge in der Schweiz den Swiss Travel Pass Flex Pass* für 4 Tage zur Verfügung gestellt bekommen. Dieser ermöglichte es uns, unbegrenzt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (Schiff, Bus und Bahn) innerhalb der Schweiz zu fahren. Wir wollten diesen natürlich so gut es geht ausnutzen.
Ich bin immer wieder überrascht, wie einfach es ist, in der Schweiz mit dem öffentlichen Nahverkehr zu reisen. (Fast) jedes noch so kleine Dorf hat eine vernünftige Anbindung, sodass man nahezu überall einfach und reibungslos hin- oder wieder wegkommt. Zudem sind die Verkehrsmittel anders als in den Nachbarländern aufeinander abgestimmt und gut getaktet. Wir mussten auf unserer Anreise zur Wanderung nach Kandersteg insgesamt 3x umsteigen und mussten dabei nie lange auf den Anschluss warten.
Vom Bahnhof in Kandersteg fährt ein Bus direkt bis zur Talstation Sunnbüel. Auch hier ist wieder alles 1A getaktet, wir wechselten vom Zug direkt in den Bus und hüpften an der Talstation angekommen direkt in die Gondel, die bereits auf uns wartete.

Kosten Bergbahnen
Luftseilbahn Sunnbüel: 27 Euro*
Gemmibahn: 28 Euro*
*Mit GA, Halbtax oder dem Swiss Travel Pass 50% Rabatt. In der Kombi für beide Bergbahnen kostet das Ticket nochmal etwas weniger.
Im Swiss Travel Pass sind übrigens viele Bergbahnen um 50% reduziert. Manche Bahnen wie auf den Rigi, Stoos oder das Stanserhorn in der Zentralschweiz sind sogar kostenlos. Für die beiden Bahnen Sunnbüel und Gemmibahn mussten wir mit dem Pass nur die Hälfte zahlen.
Von Sunnbüel nach Schwarenbach
Nach einer kurzen Fahrt mit der Bergbahn auf 1974 m ü. M. starteten wir bei besten Wetter mit der Wanderung in Richtung Schwarenbach. Wir liefen zunächst entspannt über einen gut ausgebauten Wanderweg durch das Tal, stets mit Blick auf die schneebedeckten Spitzen der Berge um uns herum. Die Kulisse hätte nicht schöner sein können: Überall blühten frischer Löwenzahn und andere Bergblumen auf den sattgrünen Wiesen des Tals.

Im Tal, kurz bevor der Anstieg startet, befindet sich auch die Grenze der beiden Kantone Bern und Wallis. Ein Stein mit den beiden Kantonswappen markiert die Stelle.

Funfact: Schweizerdeutsch ist nicht gleich Schweizerdeutsch! In jedem Kanton wird ein anderer Dialekt gesprochen. Wir haben uns von Schweizern aus Zürich sagen lassen, dass sie selbst oftmals Probleme haben, den speziellen Dialekt der Walliser zu verstehen.
Nach etwa 2,5 Kilometern und einem leichten Anstieg erreichten wir schließlich das Berghotel Schwarenbach mit Blick auf einen kleinen blauen Bergsee.



Daubensee
Von dort führte uns der Weg weiter berghoch an schroffen Felswänden vorbei. Obwohl es nicht steil bergauf ging, musste ich hier ganz schön kämpfen. Wir hatten uns ein paar Tage zuvor eine Magenverstimmung zugezogen, die mir wohl noch in den Knochen zu stecken schien. Meiner Begeisterung für die Aussicht tat es jedoch absolut keinen Abbruch, ganz im Gegenteil: Als wir endlich oben angekommen waren und ich den Daubensee sah, kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Ich bin ehrlich mit euch, so eine wunderschöne Kulisse hatte ich nicht erwartet!

Zwar erwartete uns kein kristalklarer, tiefblauer Bergsee, wie wir sie sonst von Wanderungen in der Schweiz gewohnt waren, dafür liegt der Daubensee anmutig zwischen Schneebedeckten Bergspitzen und erinnerte uns damit stark an die Gamlefjellsvegen in Norwegen. Große Eisbrocken trieben im Wasser – vermutlich Restbestände aus der Winterzeit, und ließen den See noch schöner wirken. Aber seht auch die Fotos selbst an. 😉

Gemmipass – Ein Pass mit Geschichte
Dann ging es am See entlang zur Bergstation der Gemmibahn. Hin und wieder mussten wir uns durch Schneereste kämpfen und ich war zeitweise ganz froh über unsere Wanderstöcke.
Der Gemmipass blickt übrigens auf eine weite Geschichte zurück: Er wurde schon zu Zeiten der Römer als Transportweg zwischen den beiden Kantonen Bern und Wallis genutzt. Aufgrund der steigenden Beliebtheit Leukerbads als Tourismusort wurde der Weg mit der Zeit immer besser ausgebaut und auch als Verbindung von Kandersteg nach Leukerbad genutzt. Man sagt, dass sogar berühmte Persönlichkeiten wie Lenin und Pablo Picasso diese Route gegangen sind. Heute gibt es zahlreiche Sommer- und Winterwanderrouten und sogar Ski- und Rodelpisten im Gemmi-Gebiet.

An der Gemmibahn endet die Wanderung schließlich, aber nicht ohne ein weiteres Highlight: Die Bergstation liegt an einer 900m hohen Steilwand. Von hier hat man einen fantastischen Blick auf Leukerbad und die Berge des Wallis in der Ferne. Einige von ihnen zählen sogar zu den höchsten der Schweiz (zum Beispiel Monte Rosa, Weisshorn oder Matterhorn). Die Aussicht von der Bergstation ist übrigens auch Teil der Grand Tour of Switzerland, der landschaftlich schönsten Route durch die Schweiz im Sommer.

Mit der Gemmibahn nach Leukerbad
Die Gemmibahn brachte uns anschließend die rund 900 Meter hinunter nach Leukerbad. Wir hatten noch einen Gutschein für die Leukerbad-Therme, was uns natürlich sehr gelegen kam, um unseren müden Muskeln im Anschluss an die Wanderung etwas Entspannung zu schenken.


Auf dem Weg zum Bad musste ich wiedermal schmunzeln. Was für ein wunderhübsches, süßes Bergdorf! Es machte richtig Spaß, durch die Straße zu laufen und die kleinen liebevoll dekorierten Holzhäuser zu bestaunen. Zudem ist der Blick von unten auf die Steilwand wirklich außergewöhnlich.

Fazit zur Gemmipass Wanderung
Wie so oft hatten wir uns vor der Wanderung nicht intensiv mit der Region und den Orten beschäftigt und wurden positiv überrascht. Das lag zu einem Großteil sicherlich auch daran, dass die Route eigentlich nur eine alternative Aktivität gewesen war, für die wir uns spontan entschieden hatten. Ich bin auch froh, die Wanderung im Juni gemacht zu haben, als im Daubensee noch Eisschollen trieben und die Bergspitzen mit leichten Schnee bedeckt waren. Das machte den Anblick für mich persönlich nochmal schöner als im trockenen Hochsommer.
Eine klare Empfehlung unsererseits ist, die Wanderung von Kandersteg in Richtung Leukerbad zu machen. Zwar müssen so ein paar Höhenmeter überwunden werden, allerdings steigert sich die Qualität der Aussichten unterwegs massiv. Zum entspannenden Abschluss können wir einen Besuch der Therme in Leukerbad wärmstens empfehlen, ebenso wie die Busfahrt zum Sonnenuntergang von Leukerbad nach Leuk, welche eine wahnsinnig tolle Aussicht auf das Tal und auf die Berge bietet. Von dort gibt es dank dem Lötschbergtunnel eine gute Anbindung zurück nach Kandersteg oder den Rest der Schweiz. Die 3-minütige Umsteigezeit am Bahnhof hat bei mir zwar kurz für Schweißperlen gesorgt, aber der Bus hat uns trotz leicht verspäteter Abfahrt in Leukerbad pünktlich am Bahnhof in Leuk abgeliefert.
Du möchtest noch weitere Wanderungen und Orte in der Schweiz entdecken? Hier findest du alle meine Beiträge zur Destination Schweiz.
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*Der Swiss Travel Flex Pass wurde freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Schweiz Tourismus. Die Wahl der damit durchgeführten Aktivitäten und Routen sowie deren Berichterstattung bleiben davon unberührt.