Heiligabend. Wir sind in Brisbane angekommen. Häuser leuchten in allen Farben, Menschen tanzen in kurzen Hosen auf der Straße zu „Last Christmas“, es liegt ein Zauber in der Luft, der sich schwer in Worte fassen lässt. Anschließend beenden wir das Jahr in der größten Metropole Australiens. Zusammen mit 1,2 Millionen weiteren Menschen am Opera House beobachten wir, wie die Harbour Bridge um 12 Uhr in Flammen aufgeht. Ein paar Tage zuvor sah es gar nicht danach aus, dass unsere Pläne für Weihnachten in Brisbane und der Traum vom Silvester am Opera House in Sydney in Erfüllung gehen würden.
Als wir von Airlie Beach in Richtung Brisbane aufbrechen wollen, hört sich unser Auto plötzlich seltsam an. Beim Anfahren ruckelt es leicht, als hätte man versehentlich den falschen Gang eingelegt. Wir checken den Ölstand, kippen etwas Öl nach, perfekt. Pustkuchen. Mitzi tut sich immer schwerer, an Ampeln oder Kreuzungen loszufahren. Als wir Abends in Mackay auf einen Rastplatz neben einem Trucker-Laden „rollen“, fordert uns eine Frau auf, für die LKWs umzuparken. Es geht nicht mehr. Beim Rückwärtsgang geht Mitzi immer wieder die Puste aus. Verdammt! Die Frau vom Trucker-Shop weiß natürlich sofort, um was es sich handelt. Wie immer in Australien kennt sie eine Nummer von jemandem, der uns sofort helfen kann. „Ernsthaft, so kurz vor Weihnachten habt ihr echt ein Problem.“ Danke, das wissen wir. Total betröppelt fährt Mitzi uns mit letzter Kraft zu seiner Werkstatt. Die Nacht verbringen wir in einem Motel in Mackay. Unsere Travelmates fahren weiter, damit sie es pünktlich zu Heiligabend nach Brisbane schaffen. Bis Heiligabend sind es noch 3 Tage und vor uns liegt eine Strecke von über 900 Kilometern.
Am nächsten Tag können wir unser Auto gegen Abend abholen. Um 1550 Dollar leichter fahren wir durch die Nacht ca. 400 Kilometer weiter in Richtung Brisbane, um unsere Travelmates einzuholen. Wir schaffen es tatsächlich, am 23. Dezember in Brisbane anzukommen und buchen uns die nächsten 3 Nächte in ein Appartment ein.
Am 24. Dezember besuchen wir abends den Mount Coo-Tha, essen Hähnchen mit Kartoffeln und Rotkohl und besuchen Häuser, die für ihre Weihnachtsdekoration Preise gewonnen haben. Die Deko ist wirklich wunderschön, die Menschen sind alle total entspannt und glücklich. „Merry Christmas, Merry Christmas“ hört man von allen Ecken. Ein Hausbewohner hat seine Weihnachtsbeleuchtung sogar nach der Musik ausgerichtet, die aus den Lautsprechern ertönt und von einem anderen kommen Seifenblasen geflogen.
Der erste Weihnachtstag, in Australien also der Christmas Day, beginnt mit einem ausgelassenem Frühstück im Appartment. Anschließend machen wir zusammen eine Rundfahrt auf dem Brisbane River und besichtigen die berühmten Buchstaben von Brisbane.
Am zweiten Weihnachtstag checken wir morgens schon früh aus dem Appartment aus, um direkt danach zum „Boxingday“ in die Innenstadt zu gehen. Am Tag nach dem australischen Weihnachtsfest werden hier sämtliche Artikel zum Sonderpreis angeboten. Das ist vergleichbar mit dem Black Friday in Amerika. So warten beispielsweise manche Menschen ein ganzes Jahr auf diesen Tag, um sich endlich ihre lang ersehnten Elektroartikel zum halben Preis zu kaufen. Ausser Klamotten ist für uns allerdings nichts weiter zu holen, da unser Auto und der Einbruch zuvor schon genug Geld gekostet haben. Gegen Abend verabschieden wir uns dann von unseren liebgewonnenen Travelmates und machen uns auf den Weg Richtung Sydney, um dort das große Finale zu feiern.
Am 29. Dezember kommen wir Abends in der Metropole an. Es fühlt sich ein bisschen an wie „heim kommen“. So vertraut, so gemütlich. Man kennt alles, man liebt es. Hier hat man quasi seine „ersten Schritte“ gemacht. Wir parken in einer Seitenstraße zwischen zwei Parks direkt in der Innenstadt. Aufgrund der total überfüllten und überteuerten Unterkünfte bleibt uns nichts anderes übrig, als hier zu schlafen. Unsere Angst vor einer Strafe wird aber bald gelegt, als ein Polizist mit seinem Motorrad neben uns parkt und gemütlich sein Toastbrot isst. Er hat offentsichtlich nichts dagegen, dass wir hier stehen.
Am Tag des Feuerwerks müssen wir bereits um 6 Uhr aufstehen. Die Plätze direkt am Opera House sind begrenzt und natürlich sehr beliebt. Schon der Bus um 6:30 Uhr ist total überfüllt und als wir ankommen, stehen die Menschen in einer kilometerlangen Schlange. Nach 1,5 Stunden und einer sehr gründlichen Kontrolle unserer Rucksäcke betreten wir endlich den Platz vor dem Opernhaus. Es fängt an zu regnen. In diesem Moment wird uns klar, dass wir absolut unvorbereitet sind. Wir werden 16 Stunden hier verbringen, wahrscheinlich im Regen, ohne auch nur ansatzweise irgendwelche Wasserfesten Klamotten, geschweige denn einem Regenschirm. Oh man. Wir sichern uns einen Platz in der ersten Reihe. Immerhin. Wir legen unser trockenes Handtuch in die Pfützen, um unsere 1,5 Quatratmeter Platz zu sichern. Und so stehen wir nun da. Minute für Minute, das Wasser tropft von der Stirn. Sekunden vergehen wie Stunden. Um 11 Uhr klart der Himmel endlich auf und die Sonne lässt sich blicken. Unser Handtuch ist allerdings so nass, dass es wahrscheinlich niemals wieder trocken werden wird. Als es dann so richtig heiß wird, fällt uns der nächste Fatale Fehler auf: wir haben die Sonnencreme vergessen! Wir waren also nicht nur „nicht auf Regen“ vorbereitet, wir hatten auch anscheinend nicht mit Sonneneinstrahlung gerechnet! Wie dumm sind wir eigentlich? Die Zeit vergeht nun eigentlich ziemlich schnell. Wir spielen Karten, schlafen ein bisschen und unterhalten uns. „Wenigstens beim Essen sind wir vorbereitet“, sagt Jessy und holt den gekühlten Nudelsalat aus der Tasche, als uns bewusst wird, dass wir auch die Gabeln vergessen haben. Nun sitzen wir da, 3 verbrannte Vogelscheuchen, mit unseren 3 Schalen voll mit Nudelsalat, ohne Gabeln, auf einem nassen Handtuch. Und vor uns liegen immernoch 11 Stunden bis zum Feuerwerk.
Als es dämmert, gibt es die erste Unterhaltung: 2 Flugzeuge fliegen über das Opera House und zeigen beeindruckende Kunststücke. Derweil schleichen sich zwei kleine Chinesen unbemerkt an uns vorbei und stellen sich in die erste Reihe. Als wir sie bemerken, grinst uns eine frech ins Gesicht und erklärt uns, es wäre ja nicht schlimm, wir seien ja größer als sie. AHA. Weil wir denken, dass sie dort nur für das Kinderfeuerwerk stehen, drücken wir ein Auge zu. Hinter uns fangen die Menschen an zu drängeln, als wir uns umschauen sehen wir plötzlich nur noch Chinesen. Die beiden haben wohl ihre Familie gerufen. Um Punkt 9 Uhr fängt es an zu knallen. Ein kleines Feuerwerk vor der Harbour Bridge. Ganz hübsch anzusehen, aber nicht wirklich ein WOW-Effekt. Wir machen zwei Fotos.
Tatsächlich gehen alle wieder auf ihre Plätze, nachdem das Feuerwerk beendet ist. Nur die beiden Frauen bleiben eiskalt an der Rehling stehen. Da wir uns auch wieder hinsetzen wollen, bitten wir die beiden höflich, wieder auf ihre Plätze zu gehen und erklären ihnen, dass es nicht fair ist, was sie da machen. Wir stehen schließlich nicht umsonst seit 7 Uhr morgens hier und holen uns den Sonnenbrand unseres Lebens. Die beiden Damen knottern ein bisschen, ziehen aber schließlich von dannen. Eine von ihnen verabschiedet sich mit den Worten „Ich komme wieder“. HAHA. Nein.
Wir können es kaum glauben, aber pünktlich um 11 Uhr steht Madame wieder hinter uns und verzieht keine Miene. Sie meint das wirklich ernst. Wir lassen uns nicht beeindrucken und spielen weiter Karten. Im Augenwinkel bemerken wir jedoch, wie sie mit jeder Minute einen Schritt näher kommt. Unfassbar.
Als der Countdown losgeht stehen wir auf und stellen uns auf unsere Plätze. Für klein Chichi ist leider kein Platz mehr. Die zweite Reihe ist ja schließlich auch nicht schlecht ;-).
DAS GROßE FINALE
Die Menschen zählen laut mit. Man hat das Gefühl, ganz Sydney bebt vor Aufregung.
Um 0 Uhr erleuchtet ein Rotes Feuerwerk, der Schriftzug „SYDNYE“ (SYD-NEW-YEARS-EVE) erscheint für Sekundenbruchteile auf der Brücke. Die Farben sind gigantisch, man weiß gar nicht wo man hinschauen soll. Die Harbour Bridge tanzt zum Feuerwerk in bunten Farben. Die Menschen jubeln und schreien, überall hört man „AAAHH“ und „OOOH“. Für einen kurzen Moment wird es ganz still. Die Harbourbridge erleuchtet Rot. Durch den Rauch sieht es so aus, als würde sie brennen. Ein schimmernder Wasserfall aus Gold fällt von der Brücke hinunter ins Wasser. Zum großen Finale stehen einem die Tränen in den Augen. Hunderte Feuerwerkskörper explodieren direkt über unseren Köpfen, der Himmel leuchtet hell, bevor es dann ganz leise und dunkel wird. Das Licht erlischt. Es ist vorbei. Das neue Jahr hat begonnen. Stille in Sydney. Dann fangen die Menschen zu jubeln an und fallen sich in die Arme. Und wir waren Zeugen des größten Feuerwerks der Welt. In erster Reihe. Bei diesen Worten pocht mein Herz, mir kommen die Tränen erneut. Es wird für immer in unserer Erinnerung bleiben.
Tolle Fotos, toll geschrieben, Tränen gelacht. Die Erinnerung bleibt ?
Im Nachhinein können wir auch sehr darüber lachen ?. Dankeschön 🙂
Wow, das war bestimmt mega!! Wo gehts jetzt hin?
Sydney haben wir bereits wieder verlassen. Jetzt kommt die nächste Metropole und das nächste Highlight 🙂 Lass dich überraschen ??
Super schöne Erlebnisse! Wir haben das in etwa in diesem Dezember/Januar vor. Wir kommen erst am 24.12. abends in Brisbane an. Kann man da noch etwas Essbares für den nächsten Tag kaufen? Am 25.12. hat wohl fast alles geschlossen? Habt Ihr die Riverfahrt für den Weihnachtstag reserviert oder seid Ihr spontan gefahren?
Es wäre schön, wenn Ihr kurz antworten könnten! Merciiiii!
Liebe Grüsse
Ninchen
Hallo liebe Nina!:)
Am die Australier feiern erst am 25.12. Weihnachten, deswegen ist am 24.12. alles ganz normal geöffnet. Die Riverfahrt haben wir spontan gemavht, es war echt nicht viel los um Weihnachten rum, also keine Sorge!:)
Ganz viel Spaß in Brissie!