Singapur, die Stadt in der selbst die U-Bahn so sauber ist, dass man darin vom Boden essen könnte! Sie zählt zu den grünsten, modernsten, aber auch zu den teuersten Städten der Welt. Dennoch gibt es in Singapur viele günstige oder sogar kostenlose Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten für Reisende mit kleinem Budget. Wir haben selbst 3 Tage in Singapur verbracht und die Stadt dabei fast komplett zu Fuß entdeckt.
Zugegeben, Singapur hat mich zuvor nie wirklich gereizt. Für mich war es eine teure Stadt mit seltsamen Regeln, einem überteuerten Luxus-Hotel das aussieht wie ein Surfboard und einem Wasserfall im Flughafen. Nun wollte es aber das Schicksal, dass wir auf unserem Weg von Malaysia in Richtung Indonesien für 3 Tage in Singapur halt machten. Mein Partner Tobi, der bereits zuvor schonmal ein paar Tage in der Metropole verbracht hatte, wollte mich vom Gegenteil überzeugen. Und was soll ich sagen? Die Stadt hat mich völlig positiv überrascht! Was mich aber am meisten beeindruckte, ist die Tatsache, dass nahezu alle Sehenswürdigkeiten in Singapur kostenlos oder für kleines Geld und zu fuß zu entdecken sind! Vor allem, da der Stadtstaat im Vergleich zum Rest Asiens eher als teures Pflaster gilt.
Die Geschichte Singapurs: Vom Fischerdorf zur Millionenmetropole
Singapur war einst ein malaiisches Fischerdorf und besser bekannt unter dem Namen Temasek, was so viel wie Küstenstadt bedeutete. Im 14. Jahrhundert wurde sie in Singapura umbenannt (»Stadt des Löwen«). Das moderne Singapur, wie wir es heute kennen, fand seine Anfänge jedoch erst im 19. Jahrhundert, als der britische Kolonialbeamte Sir Stamford Raffles in der Stadt landete. Seine Entscheidung, einen Hafen errichten zu lassen, machte Singapur zu einem wichtigen Knotenpunkt und zog schnell Einwanderer aus China, Indien, Malaysia und anderen Ländern an. Dass Singapur heute mit Mandarin, Malaiisch, Tamil und Englisch gleich vier Amtssprachen hat, zeigt auch die multikulturelle Verschmelzung der Stadt.

In den Weltkriegen und in der Zeit danach gab es immer wieder Machtwechsel zwischen den Briten und Japanern, bis die Halbinsel nach der Aufgabe Japans schließlich zu einer britischen Kolonie wurde. Als 1963 Malaysia gegründet und zusammen mit Singapur, Sarawak und Nord-Borneo eine Föderation bildeten, erklärte Singapur jedoch bereits zwei Jahre später seine Unabhängigkeit und ist seither ein eigenständiger Stadtstaat, der sich im Laufe der Jahre zu einer Millionenmetropole entwickelt hat. Trotzdem ist die Stadt irgendwie … ruhig. Es ist nicht so überfüllt und trubelig wie in New York, Tokio oder im „Nachbarn“ Kuala Lumpur.
Trotz oder gerade aufgrund der späten und rasanten Entwicklung gilt Singapur heute als eine der grünsten Städte der Welt. Grüne Oasen mitten in Singapur gibt es einige, denn immerhin bestehen rund 50 % des Stadtstaates aus üppigen Grünflächen in Form von Wäldern, Gärten, Regenwald, Stadtparks und Naturschutzgebieten. Das war auch das erste, was uns auffiel, als wir in Singapur ankamen. Viele Fassaden der futuristischen Gebäude sind begrünt und es herrscht ein angenehmes Klima.

Drei Tage Singapur: Sehenswürdigkeiten und Highlights
Der Singapore River: Boat Quay, Clarke Quay und Robertson Quay
Kaum in Singapur angekommen, luden wir unsere Rucksäcke in unserem Hostel ab und machten uns schleunigst auf den Weg, die Stadt zu entdecken. Der Singapore River besteht aus drei verschiedenen Kais: Boat Quay, Clarke Quay und Robertson Quay. Unsere Unterkunft lag direkt am quirligen Boat Quay, der sich genauso wie der Clarke Quay besonders am Abend durch die verschiedenen Pups, Restaurants und Bars zu einer hippen Fußgängerzone verwandelt. Wir folgten dem Fluss entlang der Promenade bis zur Marina Bay und bestaunten dabei die wuchtigen Hochhäuser um uns herum.

Marina Bay
Die Marina Bay ist das Herzstück des heutigen Singapurs und durch künstliche Aufschüttung entstanden. Als wir am Ufer der Bay ankamen, konnten wir uns vor den selfiewütigen Touristenmassen kaum retten. Der Grund für die Menschenansammlung ist die Statue des Fabelwesens Merlion – halb Fisch, halb Löwe (Wir erinnern uns: Singapura = Stadt des Löwen).

Sie wurde 1972 errichtet und ist das offizielle Wahrzeichen von Singapur. Ich konnte den Trubel nicht ganz nachvollziehen, denn in meinen Augen war die Statue im Vergleich zu den restlichen Sehenswürdigkeiten in Singapur recht klein und unspektakulär. Wir flüchteten schnell auf die Jubilee Bridge, wo es schon wesentlich entspannter zuging.

Wirklich grandios und empfehlenswert hingegen ist der Ausblick, den man von hier auf die Skyline hat. Wir suchten uns eine Parkbank und warteten auf den Sonnenuntergang, während wir das bunte Treiben auf der Brücke beobachteten. Denn die Magie Singapurs entfaltet sich erst so richtig, wenn es dunkel wird. Wenn die Wolkenkratzer zu funkeln beginnen und das wohl berühmteste Fotomotiv, das Marina Bay Sands Hotel, zu leuchten beginnt.

Helix-Brücke
Dann folgten wir dem Weg weiter über die Helix Brücke. Diese futuristische Fußgängerbrücke verbindet das Marina Bay Sands Hotel mit dem Festland und ihre geschwungene Struktur soll eine menschliche DNA Doppelhelix darstellen. Durch ihre besondere Architektur zählt sie zu einer der spektakulärsten Brücken der Welt. Auch wenn der Gang über die 280 Meter lange Brücke selbst schon ein Highlight ist, gibt es darauf nochmal vier Aussichtsplattformen.


Gardens by the Bay
Nach der Brücke bogen wir links ab, um zu den berühmten Gardens by the Bay zu gelangen. Dort befinden sich zwei weitere Attraktionen: Der Cloud Forest und Flower Dome, künstliche Biotope mit Pflanzenarten aus verschiedenen Klimazonen. Diese waren für unseren Geldbeutel allerdings etwas zu teuer, sodass wir direkt in die Supertree Grove abbogen, um die berühmten Super Trees zu sehen.

Die mit seltenen Pflanzen bewachsenen Super Trees in Gardens by the Bay sind zwischen 25 und 50 Meter hoch und sehen nicht nur hübsch aus, sondern erfüllen gleich mehrere gute Zwecke: Mittels Photovoltaik wird Elektrizität gewonnen, durch das Auffangen von Regenwasser können die Pflanzen im Park bewässert und Biotope gekühlt werden. Die Super Trees sind durch eine 128 Meter lange Brücke miteinander verbunden. Der OCBC Skyway (begrenzt auf 70 Personen gleichzeitig) ist jedoch kostenpflichtig und auf 15 Minuten Besuchszeit begrenzt. Uns reichte auch der Blick auf die Bäume von unten.

In der Supertree Grove findet täglich um 19.45 Uhr und 20.45 Uhr die kostenlose Garden Rhapsody statt, eine Lichtershow, bei welcher die Bäume zu Musik leuchten. Wichtig zu erwähnen ist hierbei, dass die Show selbst kostenlos ist, man sich aber mindestens eine Stunde vor Beginn der Show in der Supertree Grove einfinden sollte, um einen Sitzplatz mit guter Sicht zu bekommen. Unser Trip nach Singapur fand ausgerechnet kurz nach dem chinesischen Neujahr statt, sodass der Park absolut überfüllt war. Trotzdem schafften wir es irgendwie, einen Platz direkt unter den Bäumen zu ergattern. Die Freude hielt jedoch nicht lange an, denn nach knappen fünf Minuten war das Spektakel schon wieder vorbei. Keine Ahnung, ob es dem Neujahr geschuldet war oder ob die Show immer nur so kurz ist. Mehr Infos und Preise zu den Attraktionen in the Gardens by the Bay findest du hier.

Marina Bay Sands Wassershow
Die Wassershow vor dem Marina Bay Sands hat uns dafür umso besser gefallen. Sie findet täglich um 20 Uhr und um 21:30 Uhr statt, ist ebenfalls kostenlos und geht ca. 15 Minuten. Die Zuschauer können sich gut vor dem Hotel verteilen und der Ausblick auf die bunt beleuchteten Fontänen mit der Kulisse der Skyline im Hintergrund ist wirklich einmalig. Ich habe schon viele Wassershows gesehen (unter anderem in Städten wie Las Vegas und Kuala Lumpur), aber diese zählt definitiv zu meinen persönlichen Highlights.

Marina Bay Sands
Kommen wir nun endlich zu dem Hotel, dass in diesem Artikel schon so oft erwähnt wurde: Das Marina Bay Sands. Es gehört zu Singapur wie das Kollosseum zu Athen oder der schiefe Turm zu Pisa. Naja, ok. Ganz so viel Historie hat das überdimensional große Surfboard mit den drei Türmen nicht, denn es wurde erst 2010 eröffnet (wobei das auch schon wieder 16 Jahre her ist!?). Es beherbergt den wohl berühmtesten Infinity Pool der Welt, dessen Besuch allerdings nur Hotelbesuchern vorenthalten ist.

Und so einen Besuch lassen sich die Betreiber des Luxus-Hotels natürlich gut bezahlen, denn unter 300 Euro bekommt man hier kein Zimmer. Eine kostenlose Sehenswürdigkeit hingegen ist der indoor Wasserfall Rain Ocolus. Du findest ihn im unteren Stock im Shoppingcenter des Hotels. Das Wasser sammelt sich auf einer Glaskuppel und formt einen Strudel, sodass sich Form und Intensität des Whirlpools ständig ändern.

Yoga zum Sonnenaufgang auf dem Marina Bay Observation Deck
Viele reservieren für 20 SGD einen Tisch in der Skybar Cé LA VI, um den Ausblick vom Marina Bay Sands auf Singapur zu bekommen. Das ist auch keine schlechte Idee, denn für den Preis bekommst du einen Gutschein in gleicher Höhe, den du für Getränke und Speisen ausgeben kannst. Ich habe aber noch einen Geheimtipp: Wie wäre es mit einer entspannten Runde Morning Yoga zum Sonnenaufgang auf dem Skydeck?

Und wenn ich sage entspannt, dann meine ich das auch so. Denn vor und nach der einstündigen Yoga Session hast du die Möglichkeit, den Ausblick auf die Stadt fast ganz alleine und in Ruhe zu genießen. Wir haben das Yoga ausprobiert und waren begeistert. Es herrschte eine tolle mystische Stimmung, der Sonnenaufgang hätte wirklich nicht schöner sein können. Zu sehen wie die Stadt noch schläft und während der Session langsam zum Leben erwacht ist eine tolle Erfahrung. Auch für Menschen, die normalerweise kein Yoga praktizieren 😉 . Und falls du doch mal in den Genuss des Infinity Pools kommen möchtest, findet dort Dienstags und Mittwochs ein 40 minütiger Aqua Fitnesskurs statt.

Kosten für eine Stunde Yoga oder Aqua Fitness: 48 SGD (ca. 31 Euro).
Weitere Infos, Uhrzeiten und Preise findest du hier.
Rooftop Garden Funan Mall
Nach dem Yoga hieß es für uns, die andere Seite Singapurs zu entdecken. Weil wir noch nicht genug von tollen Aussichten hatten, war unsere erste Anlaufstelle der Rooftop Garden auf dem Dach der Funan Mall. Dort bekommst du einen tollen rundum-Ausblick auf die Stadt, der dazu auch noch komplett kostenlos ist! Dazu den Aufzug in der Lobby B nehmen, auf „R“ wie Rooftop drücken, aussteigen und die kostenlose Aussicht auf der begrünten Dachterrasse der Shopping Mall genießen. Wenn du Glück hast, dann hast du das Dach so wie wir sogar komplett für dich alleine.

Chinatown
Die verschiedenen Kulturellen Einflüsse Singapurs zeigen sich, wenn man sich etwas abseits der Marina Bay begibt und einen Blick in die einzelnen Viertel wirft. Für einen Szenenwechsel ging es für uns also nach China Town. Eines der Highlights in Chinatown ist der 2005 errichtete Buddha Tooth Relic Tempel. Hier soll ein Zahn Buddhas liegen. Ob das stimmt? Ich sag es mal so: Buddha muss ganz schön viele Zähne gehabt haben, so viele wie in den verschiedenen Tempeln Asiens verteilt liegen sollen. Aber auch dieser ist wieder eine kostenlose Sehenswürdkigkeit und der Tempel von innen toll anzusehen. Gleich nebenan befindet sich der Sri Mariamman Tempel, der älteste Hindu Tempel Singapurs. Dass die beiden heiligen Städten unterschiedlicher Religionen so nah beieinander errichtet wurden zeigt wieder einmal mehr den multikulturellen Einfluss und die Offenheit Singapurs.


Little Arabia
Das arabische Viertel Singapurs Kampong Glam hingegen sieht auf den ersten Blick weniger arabisch aus, als man vermuten würde. Dafür findet man viele bunte Straßen, Street Art und kleine Läden. Trendige Cafés und internationale Restaurants reihen sich an Läden mit arabischen Spezialitäten, Teppiche, Gewürze und Kleidung.

Wir schlenderten durch die bekannten Straßen Arab Street und Hajil Lane mit ihren hippen Boutiquen und bewunderten die Straßenkunst. Es lohnt sich aber auch, abseits der bekannteren unterwegs zu sein. Überall findet sich cooles Street Art.



Mittelpunkt von Little Arabia ist die riesige Sultan Moschee mit ihren prächtigen goldenen Kuppeln, die zu Singapurs bekanntesten religiösen Gebäuden zählt und zusammen mit den palmengesäumten Straßen ein tollen Fotomotiv darstellt.


Little India
Direkt neben Kampong Glam tauchten wir in eine völlig andere Welt: Little India. Im Vergleich zu indisch geprägten Vierteln anderer Metropolen muss ich zugeben, dass sich das Little India in Singapur tatsächlich wie eine kleine Version Indiens anfühlte. Der Duft nach Kardamom und die laute indische Musik aus den Lautsprechern der vollgepackten und chaotischen Läden erinnerten mich wirklich stark an unsere Zeit in Indien, wo wir nur ein paar Monate zuvor selbst waren. Im Viertel gibt es eine Vielzahl an Restaurants mit authentischen Gerichten aus Nord- und Südindien mit günstigen Mittagsangeboten. Selbst der Schärfegrad der Speisen kam an unsere Erfahrungen in Indien ran und auch den obligatorischen „Salatteller“ mit geschnittenen Gurken und Zwiebeln bekamen wir serviert 😉 .
Hawker Center
Das günstigste Essen in Singapur findet man in sogenannten Hawker Centern, die es in der ganzen Stadt verteilt gibt, vorwiegend aber in Little India und Chinatown. Hawker Center sind riesige Hallen mit leckerem und günstigen Street Food im Kontrast der sonst eher teuren Gastronomie in Singapur. Das Bekannteste ist das Lau Pa Sat Food Centre, das mit seinem kolonialen Stil vor den Hochhäusern der Stadt heraussticht. Street Food Liebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten. Auch wir waren abends dort essen. Das kulinarische Angebot ist so vielfältig und überwältigend, dass wir uns kaum entscheiden konnten.

Insel Sentosa, Pulau Ubin und das Naturreservat Bukit Timah
Da wir nur 3 Tage in Singapur hatten, waren wir nur in der Stadt selbst unterwegs. Etwas außerhalb des Stadttrubels befinden sich allerdings noch ein paar weitere Sehenswürdigkeiten. Besonders bei Familien beliebt ist zum Beispiel die vorgelagerte Insel Sentosa, die einem Vergnügungspark gleichen soll. Ebenfalls sehenswert sind auch die Insel Pulau Ubin mit Mangrovenwäldern und das Naturreservat Bukit Timah.
Flughafen Singapur
Ein Singapur-Highlight blieb noch aus, denn unser Städtetrip endete am Flughafen Singapur. Der Changi Airport in Singapur gleicht einem Freizeitpark. Kaum jemand ist noch nicht über die Fotos des größten Indoor-Wasserfalls der Welt in den sozialen Medien gestolpert. Ich dachte vorher immer, er würde sich in einem der Terminals befinden. Aber tatsächlich braucht man nicht zwangsläufig ein Flugticket, um den Wasserfall und die vielen anderen Attraktionen des Flughafens zu sehen. Das Forest Valley mit dem Wasserfall befindet sich im Jewel, dem Shoppingcenter des Flughafens, ebenso wie ein Kletterpark, Wanderwege und einem Labyrinth. Der Eintritt ins Jewel und damit auch der Blick auf den Wasserfall sind komplett kostenlos, andere Attraktionen hingegen kosten Geld.

Reichen 3 Tage in Singapur aus?
Ich bin ganz ehrlich: Am Ende hätte ich gerne noch mehr Tage in Singapur verbracht. Für uns junge Hüpfer reichten drei Tage zwar aus, um die meisten Sehenswürdigkeiten in Singapur zu sehen. Wir sind allerdings auch wirklich gut und gerne zu Fuß unterwegs und gehen morgens früh aus dem Hostel und kommen erst spät Abends wieder zurück. Wenn man mehr Zeit hat, sollte man sich diese definitiv nehmen, um der Stadt gerecht zu werden und um auch mal durchatmen zu können. Orte wie die Insel Sentosa, Pulau Ubin oder das Naturreservat Bukit Timah haben wir zum Beispiel komplett auslassen müssen. Eines steht jedenfalls fest: Singapur ist, entgegen meiner Vorurteile, eine wirklich sehenswerte Stadt und wir werden wiederkommen. Dann sicherlich mit etwas mehr Zeit.
