In den tropischen Ausläufern der Südamerikanischen Anden liegt das berühmte „Eje Cafetero” – das Kaffeedreieck Kolumbiens. Sattes Grün ziert die hügelige Landschaft, welche noch vor gar nicht all zu langer Zeit touristisch unentdeckt war. Doch nicht nur Kaffeeliebhaber verirren sich in die Region. Während unserer Kolumbien-Reise werden wir mit Salento und Filandia zwei der insgesamt drei Bergdörfern besuchen. Wir beginnen in Salento, das Bekannteste Dorf der Region und ein guter Ausgangspunkt für viele Touren und Wanderungen in der Umgebung. Also machen wir uns von Kolumbiens Hauptstadt auf den Weg in die Kaffeezone.
Anreise nach Salento
Um von Bogotá nach Salento zu kommen, nehmen wir zuerst den Nachtbus nach Armenia. Es gibt viele Reisebusanbieter, mit denen man fahren kann. Wir entscheiden uns für „Expresso Bolivariano“. Für die rund 300km lange Strecke durch die Berge braucht der Bus knapp 9,5 Stunden. Das mag erstmal erschreckend lang klingen, aber anders als in Deutschland kann man in Südamerika durchaus mehrere Stunden im Bus verbringen, ohne eine Krise zu bekommen. Die Busse sind sehr geräumig und haben bequeme Sitze mit genügend Beinfreiheit. Durch die Nachtfahrt sparen wir uns sogar eine Übernachtung. Vor Abfahrt wurden wir allerdings gewarnt, dass gerade auf dieser Busstrecke viele Taschendiebe unterwegs sind. Durch die Berg- und Talfahrt rutschen Rucksäcke und co. gerne mal im Bus herum und kommen gelegentlich etwas „leerer“ wieder beim Besitzer an. Mit der Warnung im Hinterkopf und einer Portion gesundem Menschenverstand (d. h. auf seine Gegenstände aufzupassen) verläuft unsere Busfahrt jedoch ohne irgendwelche Probleme. In Armenia angekommen steigen wir in ein „Colectivo“ (Minibus) um, dass uns in weiteren 20 Minuten nach Salento bringt.
Kostenpunkt für zwei Personen: 138.000 Pesos (ca. 15 Euro pro Person)
Der erste Eindruck
Als wir am frühen Morgen in dem kleinen Bergdorf ankommen, wirkt es noch recht verschlafen. Nur hier und da fegt jemand vor seiner Haustür oder schaut vom Balkon. Aber eines merken wir sofort: das Klima ist hier viel angenehmer und wärmer als im verregneten Bogotá! Dass wir uns mit 1895 Metern über den Meeresspiegel immer noch in einer etwas höheren Gegend aufhalten, lassen die wunderschönen Berge in der Ferne nur leicht erahnen. Nachdem wir in unserem Hostel in einem der 8-Bett-Zimmer eingecheckt haben, machen wir uns sofort wieder auf den Weg nach draußen, um die Umgebung zu erkunden.


Salento: Ein Dorf mit Charme, oder nicht?
Den Ortskern von Salento finden wir schnell, denn wirklich groß ist das Dorf mit seinen etwas über 7000 Einwohnern nicht gerade. Hier am Plaza Bolívar, vor den vielen bunten und hübsch aussehenden Häusern, spielt sich das gesamte Leben des Dorfes ab. Doch der Charme verfliegt schnell, denn die kleinen Straßen wirken gegen Nachmittag dann doch recht überfüllt und sehr touristisch. Hinter den Fassaden, die am Morgen noch geschlossen waren, reiht sich nun ein Souvenirgeschäft ans andere. Wir flüchten uns auf den Aussichtspunkt „Mirador Alto de la Cruz“, von wo aus wir eine schöne Aussicht über das Dorf und den Sonnenuntergang haben.


Valle de Cocoa
Nur wenige Kilometer von Salento entfernt erstrecken sich hunderte Palmen mit einer Höhe von bis zu 60 Metern in den Himmel! Die sogenannten Wachspalmen im Cocoa Valley sind die größten der Welt. Wenn man Glück hat, sieht man auch den ein oder anderen Kolibri in freier Wildbahn. Außerdem gibt es hier mehrere tolle Wanderwege durch eine wunderschöne Naturlandschaft. Das Valley erreicht man mit einem der vielen „Willy“ Jeeps, die einen vom Marktplatz in Salento dort hinbringen. Wir entscheiden uns aber für die abenteuerlichere Variante: eine Mountainbike Tour! Großer Pluspunkt: wir sind komplett alleine und haben so besonders viel Zeit um Orte abseits der Touristenpfade zu entdecken, an die wir so niemals gekommen wären. Das Valley bei Salento liegt übrigens auf einer Höhe von bis zu 2400 Metern über dem Meeresspiegel. In Deutschland würden in dieser Höhe keine Bäume mehr wachsen, aber hier herrscht das blühende Leben. Verrückt, oder?



Kostenpunkt Mountainbiketour für Zwei Personen: 360.000 Pesos (ca. 40 Euro p. Person)
Anbieter: Hostel „Estrella del Agua“ – Carrera 5ta No. 6 – 24 Salento Quinido
Tipp: Geh direkt zum Hostel und frag nach einem Angebot. So kann man eventuell den ein oder anderen Groschen sparen.
Die Willy-Jeeps sind ein Wahrzeichen in Salento. Früher genutzt, um während der Ernte über Berg und Tal zu kommen, transportieren sie heute hauptsächlich Touristen. Einige der Jeeps sind mittlerweile schon weit über 50 Jahre alt!

Zona Cafeteria
Für Kaffeeliebhaber ist die Region rund um Salento ein reinstes Paradies, denn hier ist die Kaffeeproduktion tatsächlich noch ein Handwerk. Die hügelige Tropenlandschaft ist mit unzähligen Kaffeeplantagen bestückt und die Kaffeebauern öffnen täglich ihre Pforten für Touristen. Die Qualität ist unvergleichbar. Kein Wunder, denn in der hochgelegenen Region herrschen ideale Bedingungen für die kleinen Bohnen des beliebten Heißgetränks. Wer es noch idyllischer mag, findet in einer der vielen Haziendas auf dem Land sicherlich auch eine Unterkunft. Weil wir zu diesem Zeitpunkt bereits wissen, dass wir wenige Tage später in der Nähe auf einer Kaffeefarm arbeiten würden, verzichten wir in Salento auf einen Besuch.

Essen und Restaurants in Salento
Eine klare Empfehlung kann ich für el Brunch aussprechen. Wir waren hier wirklich jeden Morgen. Das ist ein kleines Café mit sagenhaftem Frühstück, ganz egal ob mit Fleisch oder Vegetarisch. Probiere unbedingt den Breakfast Burrito! Für eine anstehende Tour gibt es hier auch liebevoll zubereitete Lunch-Pakete zum Mitnehmen.

Wer Bock auf Pizza oder Burger hat, der ist bei Somevi Pizza genau richtig. Hier bekommt man auch eine ziemlich gute „Limonade de Coco“ – zu einem wesentlich günstigeren Preis als auf dem Plaza Bolívar.
Da ich (wohl aufgrund des Wetters) eine fiese Erkältung bekomme, beschließen wir schon nach wenigen Tagen die Kaffeeregion zu verlassen und einen kurzen Abstecher weiter südlich ins wärmere Cali zu machen, um dort die restlichen Tage zu verbringen, bevor wir auf einer Kaffeefarm arbeiten sollen.
Doch es kommt alles anders als geplant.
Sollte ich Cali erwähnen?
Wir fahren also nach Cali, der drittgrößten Stadt Kolumbiens im Süden des Landes. Es tut mir wirklich leid, aber mehr als einen Absatz wird diese Stadt von mir nicht bekommen. Ich fühle mich von Anfang an nicht wohl in der Stadt. Es ist heiß, es ist laut, es ist nervig. Ich kann nicht mal den Grund dafür nennen und wahrscheinlich ist es ungerechtfertigt, aber auf irgendeine seltsame Art und Weise fühle ich mich unsicher. Da kann leider auch der Weltbeste vegane Burgerladen Flor de Loto, in den wir zufällig einkehren (ja, den muss ich dann doch erwähnen!) nichts an meiner Einstellung ändern. Auch der Salsa-Kurs, den wir uns in Cali fest vorgenommen haben, fällt ins Wasser. Also fahren wir nach nur wenigen Tagen wieder zurück in die Kaffeezone – dieses Mal in Salentos Nachbardorf Filandia.

Filandia
Salento, bist du es? Auf den ersten Blick könnte man meinen, wir sind versehentlich wieder in Salento gelandet. Die bunt gefärbten, hübschen Häuser und die Kapelle am Dorfplatz, die Bergspitzen der Anden im Hintergrund, der Geruch… Alles wirkt zunächst gleich. Doch irgendwie ist Filandia anders. Hier gibt es Antiquitäten-Geschäfte statt Souvenirläden. Einheimische statt Touristen und nur weinge Hostels und Restaurants. Letztere – so stellen wir fest – haben in Filandia wohl auch nur nach Lust und Laune geöffnet.

Filandia Highlights
Auch wenn Filandia an sich ein eher ruhigeres Dorf ist, gibt es auch hier einiges in der Umgebung zu entdecken. Wir machen eine Wanderung zu den nahegelegenen Wasserfällen „La Cascadas“, die gar nicht so leicht zu finden sind. Sie liegen auf einem privaten Grundstück, für dessen Eintritt die Besitzerin 8.000 COP pro Person verlangt. Finden wir ganz schön teuer, aber nach 1,5 Stunden Hinweg wollen wir nicht einfach umdrehen und zahlen das Geld, damit sie uns den Weg zeigt. Unterwegs treffen wir auf einen Hund, der uns bis zum Rückweg nicht mehr von der Seite weicht.

Von Filandia kann man übrigens super easy mit einem der Willys nach Salento rüber fahren oder einen Tagesausflug zum Cocoa Valley machen.
Essen und Restaurants in Filandia
Obwohl es augenscheinlich viele Cafés in Filandia gibt, brauchen wir jedes Mal eine Ewigkeit, um etwas Essbares zu finden. Bisher hatten wir nicht so viele Probleme in Kolumbien etwas Vegetarisches zu finden, aber in Filandia drehen sich die Uhren eben noch anders.
Ein Restaurant kann ich aber trotzdem empfehlen: Helena Adentro. Es ist für den klassischen Backpacker-Geldbeutel etwas teurer, dafür aber frisch zubereitet, super lecker und wenn man Glück hat, bekommt man – so wie wir – sogar ein kleines Konzert mit.
Klima und Wetter in Filandia und Salento
Über das Wetter können wir uns in Filandia und Salento absolut nicht beschweren. Es herrscht ein angenehmes Klima, das uns erlaubt, tagsüber mit einem T-Shirt durch die Straßen zu laufen. Abends wird es dann schon recht kühl, aber das täglich gemeldete Gewitter und der Regen bleiben aus.

Unterkünfte in Filandia und Salento
Salento: The Corner House, Carrera Sexta #3 – Salento Quinido
Filandia: Hostel Bidea, Carrera 3 #6-54, Filandia Quindío
Fazit:
Salento ist ein wirklich sehenswertes Dorf mit einer noch schöneren Umgebung! Die Menschen singen kolumbianische Lieder auf der Straße. Es ist bunt und voller Leben. Leider ist bereits jetzt schon zu sehen, dass der Tourismus Salento verändern wird. Wie lange es noch so authentisch bleiben wird, ist fraglich. Filandia hingegen hat mir von Anfang an besser gefallen. Hier ist die Welt noch in Ordnung und es geht etwas entspannter zu. Salento und Filandia sind beides tolle Dörfer, und egal für welches Dorf du dich entscheidest, ein Besuch in der Kaffeezone Kolumbiens ist auf jeden Fall empfehlenswert!
Hallo Jess, kannst du eure Kaffeefarm empfehlen, bei der ihr ein paar Tage gearbeitet habt? Wenn ja, wie hieß sie und was habt ihr dort genau gemacht?
Liebe Franzi, wir haben leider auf keiner Kaffeefarm gearbeitet, deshalb kann ich auch leider keine empfehlen 🙁