Heute erzähle ich dir von einer der schönsten Wanderungen in der Schweiz, die wir bisher gemacht haben: Die zweitägige Rundwanderung von Scoul über die Lischanahütte und durch die Uina Schlucht im Kanton Graubünden. Das Besondere an dieser Wandertour ist die Übernachtung in der gemütlichen Lischanahütte, umgeben vom atemberaubenden Bergpanorama mitten in der schweizer Natur, und der in die Wand gesprengte Felsenweg der Uina Schlucht.
Rundwanderung Scoul Lischanahütte und Uina Schlucht
Die Wanderung im Überblick:
- Schwierigkeitsgrad: Mittel
- Dauer: 2 Tage
- Distanz: 24,5 km (Tag 1: 5,6 km; Tag 2: 18,9 km)
- Höhenmeter: 1.640 m (Tag 1: 1080m; Tag 2: 560m)
- Startpunkt: Scoul Wanderparkplatz bei San Jon
- Endpunkt: Bushaltestelle in Sur En
- Übernachtung: Lischanahütte
- Jahreszeit: Juni bis September, danach ist die Hütte geschlossen
- Kanton: Graubünden (Unterengadin)
- Bergbahn: keine
Wir haben die komplette Wanderung mit Komoot getrackt:
Das solltest du vor der Wanderung zur Lischanahütte und Uina Schlucht wissen:
- Für die Übernachtung in einer Hütte ist ein Hüttenschlafsack obligatorisch. Dieser kann in der Lischanahütte auch gemietet werden. Die Übernachtung beinhaltet Halbpension.
- Achtung: Die Uina Schlucht ist aufgrund von Witterungsbedingungen und ihrer Lage auf der Schattenseite erst spät im Sommer sicher begehbar. Im Winter herrscht am Hang Lawinengefahr. Ob die Uina Schlucht begehbar ist, sollte unbedingt im Vorfeld telefonisch beim Hüttenwirt der Sesvennahütte oder in Wanderforen in Erfahrung gebracht werden.
- Auf dieser Wanderung erwarten dich tolle Aussichten auf Scoul und das Val d’Uina, eine Übernachtung in der modernisierten Lischanahütte mit Verpflegung, ein Wasserfall und der Felsenweg durch die wunderschöne Uina Schlucht.

Von Scoul zur Lischanahütte (Tag 1)
Zur Lischanahütte gibt es keine Bergbahn. Stattdessen führt ein gut begehbarer Bergwanderweg auf 5,6 km die 1.080 Höhenmeter nach oben.
Wir befinden uns im Val Lischana südlich von Scuol im Unterengadin im Kanton Graubünden. Der Wanderweg zur Lischanahütte startet an einem kleinen Wanderparkplatz bei San Jon. Von hier geht es zunächst ein Stück an einem Bach entlang durch den Wald, bis die Pflanzenwelt schließlich weniger wird und wir uns irgendwann im steinigen Gelände wiederfinden. In Serpentinen schlängelt sich der Weg nach oben in Richtung Berghütte.

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass der Wanderweg einfach wäre. Zeitweise geht es recht steil nach oben und wir müssen regelmäßig anhalten, um uns von der Anstrengung zu erholen.
Übernachtung auf der Lischanahütte
Wir haben im Vorfeld zwei Betten im Lager der Lischanahütte gebucht (Link zur Buchung), wo wir kurz vor Sonnenuntergang eintreffen. Meine Lunge pfeift vom Aufstieg aus allen Löchern, aber der atemberaubende Ausblick von der Terasse auf das Tal und die Bergspitzen in der Ferne machen die Anstrengungen wieder gut.

Wir lassen uns auf der Mauer nieder und genießen die Aussicht auf das Tal von Scoul mit einem Tee, einem Stückchen Apfelkuchen und Bündner Nusstorte (keine klassische Nusstorte wie man es von uns kennt). Gemütlich eingemummelt in einer Decke blicken wir auf den Einhorn-rosafarbenen Himmel über den angeleuchteten Bergen. Wir halten Ausschau nach Murmeltieren und Steinböcken, die dort oben häufig anzutreffen sind, aber haben leider kein Glück dabei. Kaum ist die Sonne hinter den Bergen verschwunden, zieht ein Gewitter auf. So verkriechen wir uns recht schnell nach drinnen in den gemütlichen Speiseraum, bevor es anfängt zu regnen.

Zur Hauptspeise gibt es eine große Portion Pizzoccheri, eine Schweizer Spezialität aus dem Kanton Graubünden. Es handelt sich um Teigwaren aus Buchweizen, die mit Käse und Kartoffeln gemischt serviert werden. Wir schlagen uns die Bäuche voll und genießen die ausgelassene Stimmung am Tisch. Von Tageswanderungen bis hin zur Alpenüberquerung: Die Motivationen unserer bunten Truppe könnte nicht unterschiedlicher sein.
Danach beziehen wir unser Bett im Massenlager. Wir haben zwei Betten im größten der zahlreichen Schlafzimmer bekommen. Achtung! Für die Übernachtung in einer Hütte benötigt man unbedingt einen Hüttenschlafsack. Manchmal kann man diesen aber auch in den Hütten ausleihen. Um sicherzugehen, werfe hierfür am besten einen Blick auf die Webseite der jeweiligen Hütte oder frage beim Hüttenwart nach.
Obwohl ich vom Aufstieg total fertig bin mache ich in der Nacht kaum ein Auge zu. Die Chance, in einem Massenlager zu übernachten, ohne Schnarchnasen darin zu haben, ist quasi null. Stattdessen werde ich Zeugin der wohl imposantesten Holzfäller-Symphonie aller Zeiten. Zeitweise überlege ich, ob man der Person am anderen Ende des Zimmers nicht lieber ein Beatmungsgerät besorgen sollte. Tobi hingegen schläft mal wieder wie ein Baby. Wie macht er das nur? An dieser Stelle möchte ich unbedingt daran erinnern, Oropax mitzubringen. Ich hatte meine dummerweise vergessen.
Lischanahütte zur Uina Schlucht (Tag 2)
Am nächsten Morgen fühle ich mich dementsprechend wie von einem der Bäume erschlagen, welche die schnarchende Person im Zimmer in der Nacht abgeholzt hatte. Müde und mit dickem Kopf mache ich mich an Tobis Seite nach dem Frühstück schließlich weiter auf dem Weg nach oben. Heute soll es für uns von der Lischanahütte durch die Uina Schlucht zurück nach Sur En und Scoul gehen.

Zunächst gilt es weitere 560 Höhenmeter zu überwinden. Nach 2 Stunden erreichen wir den höchsten Punkt der Wanderung – 2.920 über dem Meeresspiegel. Ein gigantisches Panorama breitet sich vor uns aus. In der Ferne glitzern die schneebedeckten Gipfel Österreichs und die Rufe der Murmeltiere zwischen den Felsen hellen meine Laune schnell wieder auf.

Wer möchte und Zeit hat, kann für eine noch bessere Aussicht an dieser Stelle noch weiter zum Piz Lischana (3.105 m ü. M.) wandern. Da wir an dieser Stelle allerdings noch mehr als 18 Kilometer vor uns haben und die Oberschenkel auch so schon gehörig brennen, entscheiden wir uns dagegen und beginnen mit dem Abstieg.
In der Schweizer Natur
Die restliche Strecke führt von nun an bergab und der kleine Pfad führt durch eine unglaublich tolle und naturbelassene Landschaft. Erst ist es karg und steinig, dann zieren irgendwann Wildblumen den Wegesrand. Die Umgebung erinnert ein wenig an die Landschaft des Tongariro Crossing in Neuseeland. Wieder einmal merke ich, dass man gar nicht so weit weg muss, um solch eine schöne Natur zu erleben.



Eine Herde freilaufender Ziegen kommt lautstark meckernd über den Wanderweg von unten an uns vorbeimarschiert. Schließlich kommen wir an einem tiefblauen Bergsee vorbei, wo wir eine kleine Mittagspause einlegen und die Sonne in den Bergen genießen. Wir haben die Landschaft fast durchgehend für uns alleine. Nur selten kommen uns andere Wanderer entgegen, manchmal auch Mountainbiker. Es wirkt wie in einer anderen Welt.


Uina Schlucht (Val d´Uina)
Wir folgen dem Weg weiter nach unten, passieren einen Wasserfall auf der rechten Seite und wandern anschließend durch ein kleines Tal zwischen den Bergen entlang. Die felsige Landschaft ist mittlerweile einer sattgrünen Wiese mit hohem Gras gewichen, durch die wir den kleinen Pfad in Richtung Uina Schlucht entlanglaufen. Auch hier finden wir wieder einige Wildblumen am Wegesrand. Eine kleine Brücke führt uns über einen Bach, der uns von nun an bis nach Sur En begleiten wird.


Dann wird der Pfad enger und die Felswände werden steiler. Der Felsenweg, ein spektakulärer Weg, welcher in die Felswand gesprengt wurde, führt uns anschließend weiter durch die Uina Schlucht. Es geht an schroffen, steilen Felswänden entlang nach unten. Der Felsenweg ist circa 1,30 m breit und circa 600 m lang. Der richtige Name der Schlucht ist Val d´Uina, umgangssprachlich wird sie jedoch Uina Schlucht oder Quar Schlucht genannt.

Immer wieder eröffnet sich ein toller Ausblick auf das Val d’Uina und das schweizerische Unterengadin. Der Weg wird von Wanderern und Mountainbikern gleichermaßen genutzt, sodass es an manchen Stellen schon etwas enger werden kann.


Anschließend führt der Weg noch einige Kilometer auf gerader Strecke am Fluss vorbei. Zugegeben, gegen Ende zieht sich die Strecke etwas, aber zur Aufmunterung gibt es jede Menge wilde Himbeerbüsche am Straßenrand, an denen wir uns bedienen. Nach etwas mehr als 25 Kilometern in zwei Tagen erreichen wir schließlich die Bushaltestelle in Sur En, von wo uns ein Postbus nach kurzer Wartezeit zurück nach Scoul bringt.
Fazit Rundwanderung Scoul, Lischanahütte und Uina Schlucht
Die zweitägige Rundwanderung von Scoul zur Lischana Hütte und der Uina Schlucht zählt landschaftlich definitiv zu den schönsten Wanderungen, die wir in der Schweiz gemacht haben. Die Lischanahütte war modern und gemütlich eingerichtet, das Essen sehr lecker und reichlich. Für mich war es die erste Übernachtung in einer Berghütte, weshalb ich natürlich keine Referenzen habe. Aber trotz des wenigen Schlafes war es schon alleine der Aussicht und den Bekanntschaften wegen eine tolle Erfahrung. Der naturbelassene Wanderweg ist abwechslungsreich und trotz der Höhenmeter nicht zu schwer. Einzig die Länge der Strecke ist zum Ende hin etwas anstrengend. Es lohnt sich aber dennoch, die vielen Kilometer auf sich zu nehmen. Man fühlt sich zeitweise wie in einer anderen Welt und befindet sich mitten in der Schweizer Natur. Perfekt, um am Wochenende einmal abzuschalten und den Blick auf die Berge zu genießen!
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