Chaotischer Verkehr, ein Hauch von Bollywood und der Duft nach frischem Kardamon: Wer hätte gedacht, dass ich das einmal schreiben werde – Hallo aus Indien! Für mich ist es das erste mal in diesem Land, und so war ich umso aufgeregter, als wir nach 24 Stunden Anreise schließlich in Kochi in Südindien landeten.
Als es hieß, dass wir nach Kochi reisen würden, konnte ich mir unter dieser Stadt zunächst gar nichts vorstellen. Die indischen Großstädte wie Mumbai, Delhi oder auch Bengaluru waren mir da schon eher ein Begriff – von Kochi oder Cochin hatte ich jedoch noch nie etwas gehört. Dabei muss sich die Stadt unter keinen Umständen hinter den großen Namen verstecken. Gerade für „Indien-Beginner“ wie mich ist sie der perfekte Startpunkt für eine Indienreise.
Wissenswertes über Kochi
Lage und Geschichte
Kochi blickt auf eine lange und intensive Stadtgeschichte mit vielen Einflüssen zurück. Die pulsierende Stadt mit ca. 3,5 Mio Einwohnern liegt im Bundesstaat Kerala im südlichen Teil von Indien an der Malabarküste vor dem arabischen Meer. Sie wurde 1341 gegründet und stand zunächst unter portugiesischem Einfluss, wurde bis zur Unabhängigkeit Indiens aber zeitweise auch unter holländischer und britischer Hand geführt.

Hauptader der Stadt sind die beiden Stadtteile Ernakulam und Fort Kochi, die man am besten mit der Fähre erreicht. Die Einflüsse aus vergangenen Zeiten sieht und liest man auch heute noch vor allem im Stadtteil Fort Kochi (auch Old Kochi genannt): Straßennamen wie „Princess Street“ und „Church Street“, die Architektur vieler Gebäude oder auch die vielen Kirchen sind nur einige Beispiele für Überbleibsel des kolonialen Erbes. Das Ergebnis dieser jahrelangen Geschichte ist eine Stadt, in der sich eine Vielzahl von Kulturen und Religionen vermischt hat.
Die Sprache in Kochi, Kerala
In Indien gibt es offiziell 121 verschiedene anerkannte Sprachen, gesprochen werden aber weitaus mehr. In Kerala spricht man Malayam, aber die meisten können auch Englisch. Das müssen sie auch, denn tatsächlich unterscheiden sich die Staaten Indiens nicht nur durch Ihre Lage und Landschaft, sondern auch durch die Menschen, das Essen, den Verkehr und nicht zuletzt auch die Sprache. Was für uns alles ziemlich ähnlich klingt, ist für die Inder so unterschiedlich, dass sie sich untereinander auf Englisch verständigen müssen. Deshalb ist es zumindest in touristischen Gebieten meist kein Problem, auf Englisch mit dem Einheimischen zu kommunizieren.
Kochi: Der entspannte Teil Indiens?
Vor Abreise hatte ich von anderen Reisenden die verschiedensten Aussagen zu Indien gehört. Von „nie wieder“ bis „ich liebe dieses Land“ war alles dabei. Klar, denn schließlich sind Meinungen und Erfahrungsberichte immer subjektiv und gerade bei einem so großen Land wie Indien können diese schon echt weit auseinander gehen.
Worauf ich mich aber mehrere Wochen lang seelisch und moralisch vorbereitet hatte, waren der chaotische Verkehr, lautes Gehupe und unangenehme Gerüche. Denn vor allem das war es, was ich von Indien in meinem Kopf hatte. Und ey, ich hatte wirklich Respekt vor dieser Reise!

Doch diese Dinge sucht man in Kochi vergeblich. Es herrscht hingegen ein angenehmes Flair, und auch der Verkehr scheint in Kerala im Vergleich zum Rest des Landes gesitteter vonstatten zu gehen (habe ich mir von Einheimischen sagen lassen). Schon bei der Fahrt vom Flughafen zur Unterkunft in Fort Kochi hatte ich das Gefühl, dass zwischen der Unordnung irgendwie doch auch Ordnung herrscht – nur eben anders. Unser Fahrer wusste genau was er tat, und alle anderen um uns herum ebenso. Organisiertes Chaos würde ich es nennen.
Fort Kochi
Und so lief ich an unserem ersten Morgen in Indien eher gelassen als angespannt durch die bunten Gassen von Fort Kochi und genoss es, endlich wieder unterwegs sein zu können.

Obwohl Fort Kochi eigentlich die „Altstadt“ von Kochi ist, findet sich hier eine Vielzahl an hippen Cafés und kleine Läden, die Kunsthandwerk, selbstgemachten Schmuck und Kleidung verkaufen.
Fort Kochi ist außerdem bekannt für traditionelle Aufführungen von Kathakali, einer traditionellen Tanzform aus dem 17. Jahrhundert. Auch Ayurveda steht in der Stadt hoch im Kurs: An jeder Ecke werden Ayurveda Massagen und Kuren angeboten. Schnell stelle ich fest: Auch wenn ich selbst zuvor noch nie etwas von Kochi gehört hatte, so ist gerade Fort Kochi ein beliebter Anlaufpunkt für Reisende aus aller Welt.
Auch wer Sonnenuntergänge mag, kommt in Fort Kochi voll auf seine Kosten. Der Strand und die Promenade werden sowohl von Touristen als auch von den Bewohnern der Stadt gut besucht. Wir spazierten an unserem ersten Abend in Indien ebenfalls an der Promenade entlang und genossen die entspannte Atmosphäre.

Ernakulam
Etwas mehr „Großstadt-Flair“ gibt es hingegen im Stadtteil Ernakulam, denn hier reihen sich große Hotelketten zwischen Restaurants und Shopping-Malls. Binnen weniger Minuten ist man mit der Fähre auf der anderen Seite der Stadt. Eine Fahrt kostet 6,00 INR, also umgerechnet etwa 0,06 €. Wir waren während unserer Zeit in Kochi aber nur selten in Ernakulam und haben uns lieber in Fort Kochi aufgehalten.

Rundfahrt mit der Solarfähre in Kochi
Eines meiner absoluten Highlights in Kochi war die Rundfahrt mit der Solarfähre. Sie fährt um 16 Uhr am Fort in Ernakulam ab und kostet pro Person 300 INR, also ungefähr 3,00 €. Während der rund 2,5 Stunden hatten wir nicht nur einen besonderen Blick auf Kochi und das Geschehen am Ufer, wir fuhren zu meiner Überraschung auch noch in entspannter Sonnenuntergangsstimmung über das Wasser zu den berühmten chinesischen Fischernetzen von Fort Kochi und zum Frachthafen. Wir konnten auf unserer Tour sogar Delfine entdecken! Und das Beste: Die Fahrt mit der Fähre ist nachhaltig, da sie mit Solarstrom betrieben wird! Wir durften während der Fahrt sogar einen Blick hinter die Kulissen werfen. In wenigen Jahren sollen die öffentlichen Transportfähren auf dem Wasser rund um Fort Kochi nach und nach durch Solarfähren ersetzt werden.



Restaurants und Cafés in Kochi
Loafer’s Cafe
Ein tolles, süßes Café in gemütlicher Atmosphäre mit absolut leckerem Essen und Getränken ist das Loafer’s Café in der Princess Street. Wir fanden es so gut, dass wir sogar gleich zwei mal dort waren. Man kann entweder einen Platz am Fenster mit Blick auf die Straße oder draußen im Innenhof nehmen. Die Gerichte sind nicht nur günstig (zwischen 1,00 € – 3,00 €), sondern auch richtig lecker! Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich dort das beste Omelette meines Lebens gegessen habe. Auf der Karte gibt es aber auch eine Vielzahl an Burgern, Wraps oder Kuchen.
Adresse: Princess St, Fort Nagar, Fort Kochi, Kochi, Kerala 682001
Tibet Kitchen
Für ein gutes Abendessen können wir das Tibet Kitchen empfehlen. Hier gibt es klassische tibetische Gerichte, wahlweise in vegetarisch oder mit Fleisch, zu einem echt günstigen Preis. Wir haben uns durch die Dumpling-Karte probiert und waren begeistert. Tipp: Für ein authentisches Feeling unbedingt im oberen Stock Platz nehmen. Wir haben leider erst nach unserem Besuch gesehen, dass dort oben auch (noch viel gemütlichere) Plätze sind. Für ein Gericht haben wir zwischen 1,00 € – 2,00 € gezahlt. Es gibt in Fort Kochi noch ein weiteres tibetisches Restaurant, welches wir ebenfalls ausprobiert haben, aber das Tibetan Kitchen war definitiv besser.
Adresse: KB Jacob Rd, Fort Nagar, Fort Kochi, Kochi, Kerala 682001


Masters Art Café
Wer ein Café mit authentischer traditioneller Küche mit regionalen Gerichten aus Kerala sucht, der ist im Masters Art Café richtig. Hier haben wir zum Frühstück Kerala Pancakes probiert, ein Crépe Teig gefüllt mit einer Kokos-Kardamon Mischung. Auch hier haben wir nicht mehr als 2,00 € für ein Gericht bezahlt. Ich war zunächst etwas skeptisch, aber die Mischung ist wirklich lecker.
Adresse: X67R+CV5, KL Bernard Master Rd, Fort Nagar, Fort Kochi, Kochi, Kerala 682001

Unterkunft in Fort Kochi
Als Unterkunft in Fort Kochi haben wir uns ein einfaches Zimmer mit Ventilator im Cherish Homestay gebucht und dafür zusammen 8,00 € pro Nacht bezahlt. Gleich bei unserer Ankunft wurden wir von Gastgeber Daniel herzlich empfangen und er war auch immer sofort mit Rat und Tat zu Stelle, wenn wir etwas brauchten. Die Unterkunft ist sehr zentral gelegen und alle wichtigen Anlaufstellen sind in wenigen Minuten zufuß oder mit einer kurzen Tuk-Tuk Fahrt zu erreichen (In Indien werden Tuk Tuks übrigens Autos genannt – ich verwende aber zum besseren Verständnis den Begriff Tuk Tuk – da bei uns ein Auto ja etwas anderes ist). Wer also nicht viel Schnick-Schnack braucht und einen netten Gastgeber in zentraler Lage haben möchte, der ist bei dieser Unterkunft goldrichtig!
Mit dem Bus von Fort Kochi nach Allepey
Nachdem wir ein paar Tage in Kochi verbracht hatten, ging es für uns auf eigene Faust mit dem öffentlichen Nahverkehr nach Allepey zu den Backwaters. Man kann zwar auch eine Tagestour von Kochi nach Allepey buchen, allerdings fährt man dort nur in die nördlichen und größeren Gewässer. Außerdem ist man da meist mit vielen Menschen zusammen auf einem großen Boot unterwegs, sodass man die kleinen Nebenkanäle gar nicht zu Gesicht bekommt.

In der Hoffnung, ein authentischeres und nachhaltigeres Erlebnis mit weniger Menschen zu finden, fuhren wir direkt nach Allepey und fragten dort bei den Einheimischen nach. (Das ist generell ein guter Tipp, den ich dir mitgeben kann: Frage für Touren am besten immer bei deiner Unterkunft direkt nach. Solange es kein riesiges Resort ist, gibt es meist immer jemanden, der jemanden kennt usw.)
Dadurch bekamen wir kurzerhand eine Privattour im Kanu von Jakob, einem guten Freund unserer Unterkunft in Allepey, der in einem kleinen Dorf am Backwater lebt und uns seine Heimat zeigte.
Was uns dort erwartete, erfährst du im nächsten Artikel.