KARIBIKKÜSTE KOLUMBIEN – CARTAGENA BIS PALOMINO

Es wird heißer, die Röcke kürzer: willkommen in der Karibik! Nach einer schlaflosen Nachtfahrt in den Norden Kolumbiens steige ich mit langen Klamotten aus dem Bus und werde von der glühenden Hitze Cartagenas beinahe erschlagen. Man sieht auf den ersten Blick, dass die Karibikküste so komplett anders ist als der Rest des Landes. Nicht nur das Wetter, sondern auch die Menschen wirken verändert. Vor uns steht eine Zeit voller Tanz, Sonne und einem fast verlorenen Finger.

Anreise an die Karibikküste

Es ist noch früh am Morgen, als wir ankommen. Ich fühle mich gerädert. Die Nachtfahrt durch die Ausläufer der Anden war nicht nur anstrengend, ich konnte wegen des verschriebenen Antibiotikums auch keine Reisetabletten nehmen, weshalb ich die Hälfte der Zeit mit unangenehmer Übelkeit zu kämpfen hatte. Dazu kam noch ein ungeplanter Halt am Straßenrand, der uns aus dem Schlaf riss, weil uns das Militär mitten in der Nacht zur Kontrolle aus dem Bus rausfischte. War schon etwas beunruhigend zu sehen, wie diese schwer bewaffneten Menschen den Bus durchwühlten und unsere Ausweise genaustens untersuchten. Wie begossene Pudel standen wir verschlafend blinzelnd (und frierend – wir durften ja nichts mit rausnehmen) vor dem Bus und warteten brav, bis wir weiterfahren durften.

Cartagena

Soviel zu unserer Anreise. Da ich mich immernoch nicht so recht fit fühle, haben wir für Cartagena wieder eine Unterkunft mit Doppelzimmer ausgesucht. Nach dem Check-In laufen wir durch die bunten Straßen der Altstadt und lassen uns treiben. Es gibt viele kleine Restaurants und Cafés. Auch wenn es zu Beginn ungewohnt heiß ist und mir der Schweiß die Po-Ritze runterrinnt gefällt mir zum ersten Mal eine Stadt in Kolumbien so richtig gut. Schade nur, dass es nur ein kurzer Stopp ist. Weil ich es nicht gleich übertreiben möchte, belassen wir es an diesem Tag dabei und kehren am Abend früh in die Unterkunft zurück, um etwas Schlaf nachzuholen.

Bunte Hauser in Cartagena

Am zweiten Abend wollen wir uns die Stadt nochmal etwas genauer ansehen. Zum Sonnenuntergang setzen wir uns an die Stadtmauer (Muralla de Cartagena Sector el Tejadillo) und blicken aufs Meer. Hier müssen wir uns schon früh um einen Platz kümmern, denn die kleinen Fenster in der Mauer sind heiß begehrt. Nach Sonnenuntergang erwacht die sonst tagsüber schon sehr lebendige Stadt erstrecht: die Menschen tanzen auf der Straße Tango, Verkäufer bauen ihre Stände auf und Künstler aller Art laufen durch die Gassen, um zu zeigen was sie draufhaben. Wir laufen noch einmal in die Altstadt und lassen uns bei Cafe la Trinidad am Plaza de la Santísima Trinidad nieder, um eine Pizza zu essen und das Geschehen hautnah zu beobachten. Ich kann euch nur empfehlen das gleiche zu tun. Die Atmosphäre und gute Laune, die von den Menschen ausgeht ist wirklich phänomenal und die Zeit vergeht wie im Flug.

Unterkunft Cartagena: La Espanola Boutique, 44.000 Pesos für ein Doppelzimmer/Nacht

Plaza
Tanzgruppen ziehen durch die Straßen

Schockmoment in Santa Marta

Wir hätten uns keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können, um in Santa Marta zu landen. Ein besseres Zimmer hätten wir ebenfalls nicht buchen können – naja fast. Denn nur wenige Minuten nach unserer Ankunft passiert etwas, dass mir das Herz in die Hose rutschen lässt. Ein lauter Knall hallt durch den Raum, ich drehe mich um, sehe Blutspritzer auf dem Boden und einen Tobi, der sich vor Schmerzen krümmt. Leute, ihr könnt euch nicht vorstellen, was mir in diesem Moment durch den Kopf geht! Für einen kurzen Moment denke ich, es hätte jemand durch die offene Balkontür auf meinen Freund geschossen, bis ich feststelle, dass es „nur“ der Finger ist, der blutet. Da hat er doch tatsächlich todesmutig in den auf voller Geschwindigkeit eingestellten Ventilator gefasst und fast einen Finger verloren. Okay – versehentlich. Wer mich kennt weiß allerdings, was ich mit Wunden anfangen kann. NICHTS. Zu Tobis Glück (und auch zu meinem) ist eine Mieterin im Haus Krankenschwester und versorgt die Wunde. Ins Wasser darf er nun erstmal nicht, was an der Karibikküste natürlich besonders tragisch ist. Die Narbe wird er später als Souvenir mit nach Deutschland bringen.

Tobi wird von einer Krankenschwester versorgt

Restauranttip: Pizzeria Via Roma direkt an der Strandpromenade macht die beste Pizza Margarita der Karibikküste!

Unterkunft Santa Marta: AirBnB bei Alberto , ca. 47.000 Pesos für ein Doppelzimmer/Nacht

Fiesta del Mar

Santa Marta bleibt uns dennoch in positiver Erinnerung, denn direkt vor unserem Balkon spielt sich ein unfassbar cooles Szenario ab: stundenlang marschieren Tanz-Gruppen in bunten, traditionellen Kostümen die Straße entlang und feiern mit Begeisterung und Hingabe ihr Fiesta del Mar – das Meeresfest – bis tief in die Nacht hinein. Wir sind ungeplant mitten drin im Geschehen und bekommen die Möglichkeit, das Fest hautnah zu erleben. Dass wir Fotos machen trifft bei den Tänzern auf pure Begeisterung. Sie tanzen fröhlich lachend vor unserer Linse umher und geben alles, um uns die besten Fotos zu ermöglichen. Aber seht selbst:

Das Fiesta del Mar an der Karibiküste

Kaffeetour in Minca

In Santa Marta mieten wir uns einen Roller und düsen damit Richtung Minca. Das kleine Dorf liegt im höchsten Küstengebirge der Welt und ist ein beliebtes Ausflugsziel für Backpacker und Tagesbesucher. Minca ist auch easy mit einem Collectivo aus Santa Marta zu erreichen. Der Ort selbst ist weniger spannend, viel mehr ist es die Natur und die Umgebung drum herum, die uns gefällt. Der Hauptgrund für unseren kleinen Ausflug ist jedoch ein anderer: da wir es im Kaffeedreieck nicht geschafft haben eine Farm zu besuchen, wollen wir das nun endlich nachholen. Wir kommen gerade rechtzeitig zur letzten Tour des Tages in der Finca Victoria an und lassen uns zeigen, wie die der bei uns so beliebte kolumbianische Kaffee hergestellt wird. Man könnte meinen, dass die Kolumbianer sich damit auskennen, aber erstaunlicherweise kommen nur die wenigsten von ihnen in den Genuss des Heißgetränks wie wir es kennen. Die Bohnen werden je nach Qualität in 3 Gruppen eingeteilt, wobei die ersten beiden ins Ausland exportiert werden. Für die eigenen Landsleute bleiben nur die Bohnen dritter Wahl.

Kosten für den Roller: 75.000 Pesos pro Tag bei Motorent
Kosten Kaffeetour: 15.000 Pesos pro Person in der Hacienda la Victoria

Die Strecke von Minca zur Finca

Tayrona Nationalpark

Von Santa Marta bis zum Tayrona Nationalpark ist es mit dem Roller knapp eine Stunde Fahrt. Die Traumstrände der Karibikküste suchten wir bisher vergebens, doch das soll sich jetzt ändern. Wir freuen uns auf blaues Wasser, Palmen und kilometerlange Sandstrände, wie man sie sonst nur aus dem Bilderbuch kennt. Der Park hat mehrere Eingänge und Zufahrten, wir entscheiden uns für El Zaino. Während Tobi die Tickets holt, traue ich meinen Augen kaum. Der Park hat sich jetzt schon gelohnt, da hängt doch tatsächlich ein Faultier in den Bäumen! EIN FAULTIER! Zum Glück ist es so faul, dass Tobi es auch noch zu Gesicht bekommt 😉. Nach dem Eingang kann man noch einige Kilometer bis zu einem Parkplatz in den Park hineinfahren. Wer keinen Roller hat, kann sich auch ein Rolltertaxi oder Collectivo nehmen. Man könnte die Strecke natürlich auch laufen, vom Parkplatz bis zum ersten Campground (und damit auch zur Küste) ist es anschließend allerdings auch nochmal mindestens ein 2 Stunden Marsch durch den Urwald.

Tayrona Nationalpark

Im gesamten Park gibt es übrigens nur an wenigen Stellen mit viel Glück (schlechtes) Internet, aber das braucht man auch gar nicht. Es gibt wahnsinnig viel zu entdecken und wir verbringen einen ganzen Tag damit, von Bucht zu Bucht zu laufen. Abends setzen wir uns auf einen Stein, der aus dem Wasser ragt und verweilen dort bis zum Sonnenuntergang. Der Anblick auf den Strand mit dem tiefgrünen, dicht bewachsenen Urwald im Hintergrund ist einfach wunderschön! Eine Enttäuschung gibt es dann aber doch: man kann nur an wenig ausgewählten Stellen ins Wasser gehen. An vielen Stellen im Park stehen Schilder und Rote Flaggen, die das Baden eindeutig verbieten. Zu viele Menschen seien in den starken Strömungen schon ums Leben gekommen.

Kosten: 69.500 Pesos pro Person Parkeintritt (inkl. Gebühr für eine Nacht im Park) + 13.500 Pesos Parking Fee für den Roller (alle Preise beziehen sich auf die High-Season)
Unterkunft Tayrona Nationalpark: Camping Kankurua, 25.000 Pesos pro Person/Nacht im Zelt

Palomino

Ein weiterer Backpacker-Hotspot an der Karibikküste ist Palomino. Ich würde es fast als Hippie-Yoga Dorf bezeichnen, aber positiv gemeint. Es gibt unzählige coole Läden und Restaurants mit vegan/vegetarischem Angebot und eine Menge Hostels und Eco-Hotels. Das Wasser ist wie schon im Tayrona Nationalpark sehr wild, allerdings ist es hier unter guten Bedingungen Möglich zumindest mit einem Surfbrett bewaffnet in die Wellen zu springen. Wir finden beim Spazieren am Strand Richtung Osten sogar eine Schaukel mit Blick aufs Meer. Auch wenn wir nicht ins Wasser können (was ohnehin nur eine braune Brühe ist), ist der Anblick von der Küste zum Sonnenuntergang aufs Meer mit den ganzen Palmen und den Fluten einfach genial. Einen Haken gibt es jedoch: im ganzen Ort gibt es keinen Geldautomaten, Bargeld mitzubringen ist also ein Muss! Leider ist der kleine Küstenort für unseren Geschmack bereits etwas zu sehr überlaufen, weshalb es uns hier weniger gefällt und wir nach wenigen Tagen weiterziehen.

Restauranttipp: Unbedingt den Kokosreis bei Sierra Bonita probieren! Ein ganz unscheinbarer, kleiner Stand mit sehr günstigen Preisen und einer total lieben Maus, die dir dein Essen frisch zubereitet.

Unterkunft Palomino: Casa Surf Mar Azul , 21.000 Pesos für ein Doppelzimmer/Nacht

Schaukel
Karibikkueste

Fazit

Trotz des Ventilator-Unfalls in Santa Marta wird uns die Zeit an der Karibikküste sicherlich positiv in Erinnerung bleiben. Es herrscht einfach eine ganz andere Mentalität und Atmosphäre als im Rest Kolumbiens. Davon abgesehen, dass ich dort mein wohl erstes und einziges Faultier jemals gesehen habe, war es ein echt großartiges Erlebnis mit hunderten Kolumbianern das Fiesta del Mar feiern zu dürfen und die Menschen so glücklich auf der Straße tanzen zu sehen.

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