Die Überschrift verrät es schon. Wir haben endlich Arbeit gefunden. Doch der Weg dahin war gar nicht so einfach! Springen wir mal ein paar Wochen zurück in die Vergangenheit, um mit unserer neusten Geschichte zu beginnen.
Als wir aus unserer Unterkunft auscheckten und damit auch Brisbane verliessen, wussten wir nur grob wo wir die nächsten Tage verbringen werden. Über 1000 Kilometer hatten wir nun schon seit Beginn unseres Roadtrips zurückgelegt. Doch auf der Suche nach einem Job sind wir weiterhin erfolglos geblieben. Das musste sich nun ändern. In Facebook gibt es eine Gruppe, die sich „Backpacker Australien“ nennt. Hier tümmelt sich so ziemlich alles, was den Kontinent Australien jemals mit dem Rucksack betreten hat oder in der nächsten Zeit betreten wird. Viele Jobs werden auch über diese Gruppe angeboten. Durch Zufall gab es in den Kommentaren einer Diskussion die Info, dass es in Gatton eine gute Farm geben soll, die nach Stunde bezahlt.
Arbeit auf einer Farm, die nach Stunde bezahlt wird, gibt es in Australien nicht so häufig. Gerne bezahlen Farmer ihre Angestellten hier nach Leistung. So bekommt man beispielsweise beim Fruitpicking pro gesammelten Eimer 5 Australische Dollar. Wenn man gut und schnell ist, kann man damit auch sehr viel Geld verdienen, allerdings ist oft eher das Gegenteil der Fall. Viele Farmer machen dies aus einem einfachen Grund: in Australien gilt bei stündlicher Bezahlung der Mindestlohn von 18,29 AUD. Rechnet man also mit den 5 Dollar pro Eimer in den Stundenlohn um, müsste man pro Stunde 3,5 Eimer voll machen um diesen überhaupt zu erreichen.
Nachdem wir unsere Bewerbungsunterlagen abgegeben haben fuhren wir weiter nach Stanthorpe. Ein sogenanntes Harvest Office vermittelt dort Backpacker an Farmen in der Umgebung. Auch hier ließen wir uns einschreiben und offiziell als „Arbeitssuchend“ eintragen. Leider wurde unsere Hoffnung auf einen baldigen Job direkt schon wieder zerstört, als die Dame unsere Unterlagen entgegen nahm und meinte, dass wir jetzt erstmal auf eine Warteliste kommen. Wir sollten Stanthorpe nicht verlassen und auf Abruf bereit sein, das könne sich aber Wochen hinziehen. Na toll. Da waren wir also. Zwei gestrandete Backpacker mitten im Nirgendwo. Kein Wasser in der Nähe, keine Unterhaltungsmöglichkeiten, keine Geschäfte. Wir nahmen uns vor, eine Woche in dieser Einöde irgendwie hinter uns zu bringen. Und dann, wenn wir nichts von Gatton oder Stanthorpe hören würden, weiter zu ziehen.
In der nähe von Stanthorpe gibt es einen tollen Nationalpark, den man sich kostenlos anschauen kann, der Girraween. Hier verbrachten wir so ziemlich jeden Tag. Unser absolutes Highlight war die Besteigung des Berges „The Pyramit“. Das war allerdings alles Andere als ein Kinderspiel. Wäre hinter uns nicht eine Gruppe von Chinesen gekommen, hätte Jessy wahrscheinlich umgedreht. Die Blöße wollte sie sich natürlich nicht geben und so wurden wir mit einer wunderschönen Aussicht über einen (kleinen) Teil Australiens belohnt.
Bei einer Wanderung durch den Park entdeckten wir auch „The Junction“. Dort fließt ein kleiner Bach über Felsen entlang und bildet dabei große tiefe Wasserlöcher mit Wasserrutschen. Soetwas in der Art haben wir bisher immer nur künstlich angelegt in irgendwelchen Schwimmbädern gesehen. Aber hier hatten wir es nun vor uns, Live und in Farbe. Das Wasser war unfassbar klar und so hatten wir auch keine Angst davor, uns eine kleine Abkühlung zu gönnen.
Als wir am 4. Tag unserer Woche in Stanthorpe nun aber gar nichts mehr mit uns anzufangen wussten, beschlossen wir wieder zurück nach Byron Bay zu fahren und dort nochmal ein paar Farmen abzuklappern. In einer Bibliothek mit freiem WLAN suchten wir uns die Route und ein paar Telefonnummern raus, druckten nochmal zwanzig Lebensläufe aus und schlossen mit dem Projekt „Stanthorpe“ ab. Als wir gerade ins Auto einstiegen klingelte Jessy’s Telefon. Da war doch tatsächlich die Dame vom Office der Farm in Gatton am anderen Ende der Leitung und fragte uns, ob wir noch auf Jobsuche sind. Aber natürlich waren wir das! Wir sollten noch am gleichen Tag vorbei kommen, um die Verträge zu unterschreiben. Arbeitsbeginn: der Folgetag um 05:00 Uhr morgens! Voller Stolz und Freude darüber, endlich etwas gefunden zu haben fuhren wir den Weg zurück nach Gatton. Wir bekamen unsere Warnwesten, Mützen mit dem Logo der Farm und unsere Verträge mit dem Gehalt, das wir pro Stunde bekommen würden: 22,86$! So viel mehr als der Mindestlohn. Wir platzten fast vor Freude.
IM HIER UND JETZT – ALS GEMÜSEVERPACKER ANGESTELLT
Pünktlich um 05:00 Uhr morgens startet Samstags unsere erste Schicht. Wir arbeiten in der Fabrik und verpacken Gemüse. Momentan ist Kartoffelsaison. Yea. Als deutscher bist du erstmal enttäuscht, wenn du nach Australien kommst um Kartoffeln zu verpacken. In einem Land, in dem es so viel cooleres gibt als Kartoffeln. Naja. Die Freude über die neue Arbeitsstelle ist genauso schnell verflogen wie sie aufkam. Natürlich ist es grundsätzlich erstmal gut, überhaupt einen Job zu haben. Wenn er dann auch noch stündlich bezahlt ist und man nicht den ganzen Tag in der Australischen Hitze arbeiten muss, darf man sich nicht beschweren. Und das wissen wir auch. Wir tun es aber trotzdem ;-). Vielleicht, weil wir vorher tatsächlich nicht wirklich gewusst haben, was arbeiten überhaupt bedeutet. Obwohl wir beide vorher unsere Ausbildungen in Deutschland absolviert, und anschließend mehrere Jahre gearbeitet haben, wagen wir es zu behaupten, dass wir in Deutschland wahrscheinlich nie so gearbeitet hätten. Nach unserem ersten Arbeitstag (er war mit 13 Stunden Arbeitszeit sogar noch relativ kurz, wie wir später merkten), waren wir unendlich dankbar dafür, dass der darauffolgende Tag ein Sonntag war. Wir hatten Schmerzen an Stellen, von denen wir gar nicht wussten, dass man dort Schmerzen bekommen kann. Die darauffolgende Woche sollte nicht besser werden: Arbeitszeiten von 05:00 Uhr morgens bis 19:15 Uhr am Abend waren normal. Wenn wir vor 18:30 Uhr die Halle verlassen konnten, haben wir uns gefreut. Das muss man sich mal vorstellen! Den ganzen Tag schleppen und schmeißen wir Kartoffelsäcke als wären es Hanteln im Fitnessstudio. Es gibt keine Sitzmöglichkeiten. Die Kartoffeln laufen über das Band, bis die letzte gewaschene Kartoffel des Vortages verpackt ist. 6 Tage die Woche. Die Säcke wiegen zwischen 2 und 15 Kilo und müssen vom Band auf eine Palette gelegt werden. Es gibt eine 30 minütige Pause, die dir vom Lohn abgezogen wird, wenn du sie machst. Zwei Raucherpausen sind dafür inclusive. Schön, dass wir nicht rauchen. Ganz undercover haben wir ein paar Fotos von der Halle geschossen:
Trotz alledem ist die Farm eine der besten Australiens. Wir wissen, dass sich die Backpacker die Hände danach reiben, hier arbeiten zu dürfen. Wir haben nach nur 4 Tagen unsere erste Gehaltsabrechnung bekommen: 976$ Pro Person! NEUNHUNDERTSECHSUNDSIEBZIG! Die gearbeiteten Stunden könnt ihr euch ja selbst ausrechnen. Wir bekommen Tränen in die Augen, wenn wir daran denken. Für uns heißt es jetzt: Augen zu und durch. Nirgendwo können wir in so kurzer Zeit so viel Geld verdienen wie hier. Als Kartoffelschmeißer auf einer Gemüse-Farm, mitten im nirgendwo.
Wahnsinn. Irre. Aber: Von nix kommt nix…. Viel Spaß weiterhin. Warte immer gespannt auf das nächste Video, den nächsten Blog, die nächsten Fotos………… LG Ruth
soo krass – da lernt man doch die Arbeitsbedingungen bei uns zu schätzen, oder ? So kann man dann aber auch den einen oder anderen Burger ohne Reue geniesen, hahahaha.
Jedenfalls vielen Dank für die tollen Blogbeiträge, Fotos und Filme, ich freu ich mich immer total wenn ihr was neues uploadet. Das ist so coool, dass ihr uns teilhaben lasst an eurem Abenteuer !!! Weiterhin viel Spass, Julia
ja , da haben die schwestern recht. mich würde interessieren wie lange die kohlen denn ausreichen .
weiterhin gutes gelingen und vor allem spaßßßßßßß.
Na, diese Strapazen kann man ( bei diesem Stundenlohn ) doch ruhig mal ein paar Wochen „geniesen“.
Bis zu den Australien Open ist doch nicht mehr so weit.
Mal wieder ein richtig guter Beitrag.
LG von Mama und Papa
euch beiden
Moin ihr zwei , ich glaube ihr werdet in Zukunft Eure Pommes noch intensiver geniessen. Für Peter habe ich bereits einen Relaxstuhl für seine alte Arbeitsstelle besorgt, den wird er dann auch brauchen nach der “ schweren “ Arbeit .
Euch noch viel Spaß.