Du bist gerade in dein Abenteuer Amerika gestartet, etwa mit einem Auslandssemester oder einer geplanten Reise durch die USA. Gerade wenn du nicht nur an einem Ort verweilen möchtest wird schnell klar, dass du aller Wahrscheinlichkeit nach ein Auto benötigen wirst. Der Autokauf in den USA wird sicherlich einige Fragen aufwerfen, so wie es auch bei uns der Fall war, als wir für ein Auslandssemester nach San Diego gezogen waren. In diesem Artikel erzähle ich dir von unseren Erfahrungen bei einem Autokauf in den USA am Beispiel vom Bundesstaat Kalifornien und zeige am Ende einen detaillierten Kostenvergleich.
Warum kaufen?
Ein Autokauf in den USA hat viele Vor- aber auch Nachteile. Gerade wenn du für einen längeren Zeitraum in Amerika sein wirst, lohnt es sich, über den Kauf eines Autos nachzudenken. Der Nahverkehr ist in vielen Amerikanischen Städten nur wenig bis gar nicht vorhanden. In San Diego beispielsweise war es für uns so, dass wir zwar die Option hatten, mit Bus und Trolley zur San Diego State University zu fahren, wir aber dadurch täglich bis zu 1,5 Stunden Zeit verloren hätten (im Vergleich zu einem Auto). Amerika hat ein hervorragendes Netz aus Highways, Freeways und Interstates, mit denen man schon in verhältnismäßig kürzester Zeit lange Distanzen zurücklegen kann. Das ist vor allem dann von Vorteil, wenn man während seines Aufenthaltes in den USA einen oder mehrere Roadtrips zu Nationalparks oder in andere Staaten plant.
Der Autokauf in den USA – wie finde ich das perfekte Auto?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Auto zu finden, dass zu deinen Bedürfnissen passt. Wir haben unser Auto über die Website Craigslist gefunden. Das ist eine ganz normale Verkaufsplattform, ähnlich wie eBay Kleinanzeigen. Es kann sich auch lohnen, sich bei internationalen Studierenden in deiner Stadt umzuhören, die ihr Semester bereits abgeschlossen haben und nun ihr Auto verkaufen müssen. Das geht beispielsweise über Facebookgruppen der jeweiligen Universitäten.

Unser Auto, ein Volvo V70 war ein sehr zuverlässiges Fahrzeug und eignete sich perfekt für Roadtrips, da man hinten drin schlafen konnte. Wir nannten ihn Alfonso.
Besichtigungstermin
Hast du ein Auto gefunden, gilt es wie in Deutschland auch, es vor dem Kauf genauestens unter die Lupe zu nehmen. Vereinbare einen Termin mit dem Verkäufer oder der Verkäuferin und nehme am besten jemanden mit, der sich mit Autos auskennt, falls du es selbst nicht tust. Durch eine Probefahrt und ein ausführliches Gespräch lassen sich schon die meisten „Problemchen“ erkennen. Wenn du dir unschlüssig bist, ist es ratsam damit in eine Werkstatt zu fahren und gegen eine Gebühr einen kurzen Check-Up machen zu lassen.
Wichtig ist, dass der Verkäufer im Besitz des sogenannten „Certificate of Titel“ ist, und dass die VIN-Nummer auf dem Title mit der des Autos übereinstimmen. Die VIN Nummer im Auto findest du z.B. vorne links in der Windschutzscheibe. Prinzipiell gilt: je mehr Unterlagen (Dokumente, Rechnungen, Zertifikate, …) über das Auto vorhanden sind, desto besser.
Beachte, dass in Amerika alle zwei Jahre ein SMOG-Check (Abgasuntersuchung) gemacht werden muss. Ist dieser beim Kauf abgelaufen, trägt die Kosten der Verkäufer. So etwas wie den TÜV gibt es hingegen nicht. Ebenso sollte auf das Registrierungsdatum geachtet werden, diese muss jährlich erneuert werden und kostet aktuell $173 (Stand Januar 2023). Eventuell hast du aber auch Glück und du verkaufst das Auto wieder, bevor eine Erneuerung fällig ist.

Unterzeichnung der Dokumente
Hast du dich dazu entschlossen, das Auto zu kaufen, wird der Verkäufer mit dir gemeinsam den Certificate of Title ausfüllen. Den Oberen Teil muss der Verkäufer innerhalb von 5 Tagen an das zuständige DMV schicken. Den Unteren Teil bekommst du als Käufer. Dieser muss von dir innerhalb von 10 Tagen nach Kauf persönlich beim beim DMV vorgelegt oder online eingereicht werden, damit ein neues Certificate of Title auf deinen Namen ausgestellt werden kann ($15). Wir empfehlen allerdings aus eigener Erfahrung, die Abgabe persönlich vor Ort vorzunehmen, um Fehler zu vermeiden. Bei uns hat das System beim Ausfüllen des Formulars einen Haken gesetzt, der nicht hätte sein sollen, und wir mussten uns dann trotzdem vor Ort melden. Wichtig: Beim Privatkauf kommen auf den Kaufpreis 7,7% Mehrwertsteuer drauf, die beim DMV bezahlt werden müssen. Kaufst du das Auto bei einem Händler, muss er diese abführen und sie ist wahrscheinlich auch schon im Preis enthalten. Ebenso kann sich der Händler auch um den Papierkram kümmern.
Das Certificate of Title ist in den USA ähnlich wie ein Kaufvertrag. Es enthält das Kaufdatum, den Betrag, sowie alle erforderlichen Daten. Ein gesonderter Kaufvertrag ist optional, kann jedoch sinnvoll sein, da das DMV das ausgefüllte Certificate of Title einbehält.
Versicherung
Ist der Kauf abgeschlossen, musst du dich um eine Versicherung kümmern. Diese kannst du nämlich erst abschließen, wenn du die VIN Nummer hast. Die Tarife variieren je nach Alter und Erfahrung, genauso wie in Deutschland. Wir haben unsere Versicherung bei Progressive abgeschlossen und für 6 Monate bezahlt. Diese Option war für uns am günstigsten, wir konnten hier unseren Internationalen Führerschein angeben und brauchten keine Social Security Nummer. Es gibt noch andere Anbieter wie AAA oder Geico, aber dazu kann ich nichts sagen, außer, dass sie für uns teurer gewesen wären und man online keinen Internationalen Führerschein angeben konnte. Das kann sich aber natürlich jederzeit ändern.

Gut zu wissen beim Autokauf in den USA
- Anders als in Deutschland bleibt das Kennzeichen beim Autokauf in den USA am Fahrzeug und man kann theoretisch direkt damit losfahren.
- In den USA gibt es viele Mautstraßen. Informiere dich am besten vor Antritt deiner Fahrt über mögliche Kosten und wie diese bezahlt werden können. Carpool Lanes können beispielsweise genutzt werden, wenn sich mehr als 2 Personen (San Diego & Los Angeles) oder 3 Personen (San Francisco) im Fahrzeug befinden. Diese Spuren befinden sich, falls vorhanden, immer ganz links. Sie sind teilweise sogar baulich getrennt und haben eigene Abfahrten. Bei längeren Strecken kann es sehr entspannt, sein dort zu fahren.
- Der Autoverkauf läuft für dich genauso ab wie oben beschrieben, nur dass du eben nun der Verkäufer bist. Erkundige dich am besten bei anderen Studierenden, die ein weiteres Semester bleiben, ob sie dir dein Auto abkaufen möchten, bevor du es auf Craigslist setzt. Letzteres kostet nämlich Geld. Alternativ kannst du es auch einmal mit dem Facebook-Marketplace oder anderen Facebook-Gruppen versuchen. Die Amerikaner sind sehr aktiv auf Facebook 😉
Mieten vs. Kaufen
Natürlich gibt es als Alternative zum Kauf auch die Option, sich für seine Zeit in Amerika ein Auto zu mieten. Das haben viele Kommilitonen von uns gemacht. Anbieter wie Dirt Cheap Car Rental sind zum Beispiel in Kalifornien die bekanntesten Anlaufstellen. Der größte Vorteil ist hierbei, dass Dinge wie Versicherungen und Reparaturen durch die Vermietung abgedeckt sind und man sich am Ende seines Aufenthalts keine Gedanken um den Verbleib des Autos machen muss. Allerdings sind die Tarife je nach Alter unterschiedlich teuer, und meist ist nur eine bestimmte Region abgedeckt. Möchtest du Beispielsweise San Diego County verlassen und einen Roadtrip nach San Francicso machen, kommen Extrakosten (ca 100$) auf dich zu. Bei einem eigenen Auto hast du die Freiheit damit das zu tun, was du möchtest, trägst dafür aber auch die volle Verantwortung und musst dir stets bewusst sein, dass du es zu einem späteren Zeitpunkt wahrscheinlich wieder verkaufen musst.

Kostenvergleich Mieten vs. Kaufen – Ein Beispiel aus San Diego
Nachfolgend habe ich dir einmal an unserem eigenen Beispiel einen Kostenvergleich vorbereitet, der dir eine grobe Orientierung geben kann. Die Zahlen sind aus Herbst 2022 in San Diego County, Kalifornien und beziehen sich auf zwei Erwachsene im Alter zwischen 27 und 28 im Vergleich zum Tarif von Dirt Cheap Car Rental über einen Zeitraum von 4,5 Monaten. Um einen möglichst genauen Vergleich hinzubekommen, haben wir unsere gemachten Roadtrips in die Kategorie „mieten“ hypothetisch hinzugefügt, um aufzuzeigen, was es auf diesem Wege gekostet hätte.
Autokauf in den USA Kosten (Kalifornien)
Kostenfaktor | |
Differenz von Kaufpreis zu Verkaufspreis | $700 |
Mehrwertsteuer 7,7% | $349 |
Certificate of Title | $15 |
Registrierung | $173 |
Versicherung | $694 |
Reparaturen (Ölwechsel, Klimaservice) | $351 |
Gesamtkosten Autokauf: | $2.282 |
Auto mieten in den USA Kosten (Kalifornien)
Kostenfaktor | |
Miete (5 Monate a $549) | $2.745 |
Trip Yosemite NP | $100 |
Trip Nevada, Utah, Arizona | $100 |
Trip San Francisco | $100 |
Gesamtkosten | $3.045 |
Das Ergebnis zeigt: in unserem Fall war der Autokauf definitiv die bessere Wahl. Aber: Wie ich oben schon beschrieben habe, können die Kosten individuell stark variieren. Egal wofür du dich entscheidest: du wirst sicherlich eine geniale Zeit in Amerika haben. Das DMV Kalifornien hat ebenfalls einen Beitrag zum Autokauf in den USA veröffentlicht, der dir helfen könnte.
Ich hoffe, dieser Beitrag hat dir geholfen. Nun ganz viel Erfolg bei deinem Autokauf und eine wunderbare, abenteuerliche und vor allem pannenfreie Zeit in den USA!