Minimalistisch reisen liegt im Trend – und das aus gutem Grund. Sicherlich hast du unterwegs das ein oder andere mal auch schon festgestellt, dass du Dinge eingepackt hast (vielleicht auch nur „just in case“), die du am Ende gar nicht brauchtest. Sei es der dritte Bikini, der dir doch eigentlich gar nicht so gut gefällt, weil er am Po zu viel zwickt, oder wie in meinem Fall der Tennisschläger, der noch schnell im Gepäck gelandet ist, für den eventuellen Fall, dass ich während meines Work & Travel Jahres eine steile Karriere als Tennistrainerin anfange. Was, wenn wir einfach mal Ballast abwerfen? Mit weniger Gepäck im Rucksack startest du nicht nur leichter in deine nächste Reise, sondern schaffst auch Platz für das, was wirklich zählt: einzigartige Erlebnisse, Flexibilität und ein höheres Bewusstsein für das eigentliche Abenteuer.
Doch was ist minimalistisches Reisen überhaupt und wie funktioniert es? In diesem Artikel teile ich meine persönlichen Erfahrungen und erkläre, warum ich ab sofort von einem 65L- auf einen 35L Rucksack wechseln werde. Denn es geht hierbei um so viel mehr, als „nur“ ein paar Dinge auszusortieren. Zudem erhältst du Tipps aus meinen eigenen Erfahrungen, die du sofort umsetzen kannst.
Minimalistisches Reisen: In kleinen Schritten zu mehr Nachhaltigkeit
Minimalistisches Reisen steht eng in Verbindung mit Slow Travel und Nachhaltigkeit. Indem wir unser Gepäck reduzieren und achtsamer reisen, tragen wir erheblich dazu bei, das Reisen ein kleines Stück nachhaltiger zu gestalten. Und dabei bedeutet es nicht, auf irgendetwas verzichten zu müssen. Sind wir erstmal unterwegs, merken wir recht schnell, dass wir viele Dinge gar nicht brauchen. Und sind wir mal ehrlich, wir alle können doch etwas mehr Leichtigkeit gebrauchen, oder? 😉
Aber um genauer zu verstehen, worum es mir hierbei geht, muss ich etwas weiter ausholen und erklären, warum ich mein Reisegepäck nach all den Jahren Weltreise um fast die Hälfte reduzieren werde.

Minimalistisch reisen: Von 65L auf 35L
Als ich 2017 den Entschluss fasste, meinen festen Job durch das Backpackerdasein zu tauschen und auf Weltreise zu gehen, war das erste, was auf meiner To-Do-Liste stand, der Kauf eines Rucksacks. Denn was vermittelt ein Gefühl von Abenteuer mehr als ein riesengroßer Reiserucksack?
Also stürmte ich geradewegs voller Erwartungen in den nächsten Outdoor-Laden und lief zielgerichtet auf die Rucksackabteilung zu. Keine zehn Minuten später verließ ich den Laden mit einem knallroten 65L-Rucksack von Jack Wolfskin, der zu mir passte wie die Faust aufs Auge.
Und was war ich begeistert von diesem Rucksack ! Immer wieder packte ich ihn vor Beginn der Reise Probe und erstaunte darüber, wie viel in dieses Teil hineinpasste. Er erschien mir wie ein schwarzes Loch.
Und so verabschiedete ich mich schließlich, vollgepackt bis oben hin plus Handgepäcksrucksack, von meiner Familie und Freunden am Flughafen, in mein Abenteuer Australien.

Für mehr Leichtigkeit unterwegs
Doch was ich nicht erwartet hatte, war die Erkenntnis, die schon nach kurzer Zeit kam: Ich brauchte all diese Sachen gar nicht. Ich merkte schnell, dass ich mit immer weniger Dingen glücklicher war. Das viele Gepäck und die schweren Kilos, die ich während meiner Reisen auf meinem Rücken durch die vielen Länder trug, wurden bald zu einer Last – buchstäblich und emotional. Meine Schulter begann zu schmerzen. Dennoch liebte ich meinen Rucksack. Er wurde über die Jahre zu meinem Markenzeichen. Er gehörte zu mir. Zu meinen Reisen. Und so ignorierte ich die Schmerzen über mehrere Jahre.
In Zentralamerika war ich schließlich nur noch genervt. Klar passte in den Rucksack viel rein, aber 6 Jahre Backpacking hatten ihre Spuren hinterlassen. Und obwohl mein Rucksack über die Jahre mit unzähligen Länderflaggen-Patches geschmückt war und ein Museum meiner bisherigen Reisen darstellte, musste ich mir eingestehen, dass er mittlerweile nicht mal mehr zur Hälfte gefüllt war.
Für meine nächste Langzeitreise habe ich nun einen Entschluss gefasst und meinen 65L Rucksack durch einen 35L Rucksack in Handgepäcksmaßen von Cotopaxi* ersetzt. Dieser robuste Rucksack hat nicht nur ein ausgeklügeltes Packsystem, sondern ist auch nachhaltig und ethisch produziert.

Minimalistisch auf Langzeitreise: Geht das überhaupt?
Mit einem 35L Rucksack auf eine Langzeitreise? Ja! Denn meine bisherigen Reisen haben mir gezeigt, dass man nicht so viel braucht, wie man denkt. Das wahre Abenteuer liegt schließlich nicht darin, wie viel man mit sich schleppt, sondern wie viel man bereit ist, loszulassen. Mit einem leichteren Rucksack reist es sich nicht nur leichter, sondern auch befreiter (und gesünder 😉 ).
Vor allem aber hat minimalistisches Reisen gar nicht so viel mit Verzicht zu tun, sondern viel mehr damit, durch bewusste Entscheidungen für oder gegen gewisse Gegenstände mehr Leichtigkeit ins Gepäck zu bringen. Ein bisschen nachhaltiger unterwegs zu sein und der Umwelt und sich selbst etwas gutes zu tun.
Natürlich kommt es auch stark darauf an, in welchen Ländern und unter welchen klimatischen Bedingungen du reist. Winterklamotten oder Expeditionsequipment nehmen schließlich mehr Platz weg, als leichte Sommerbekleidung. Wie groß dein Rucksack letztendlich sein muss, ist individuell. Dennoch macht es Sinn, seine Packliste regelmäßig zu überdenken und sich zu fragen, ob du gewisse „nur für den Fall Dinge“ mitnimmst, oder ob du sie wirklich benötigst. Generell lässt sich aber schon sagen: Je wärmer das Land, desto einfacher ist es, dort mit minimalistischem Reisegepäck unterwegs sein zu können.
Minimalistisch reisen: Was bedeutet das?
In der Definition bedeutet minimalistisches Reisen eben genau das: Mit weniger Gepäck zu reisen, sich von unnötigem Ballast zu trennen und sich auf das Wesentliche zu beschränken. Ein Bewusstsein für die Dinge zu schaffen, die man wirklich braucht. Okay, ganz so drastisch wie ich musst du es natürlich nicht angehen.
Weitergefasst bedeutet minimalistisches Reisen auch, sich von dem Druck zu lösen, jede einzelne Sehenswürdigkeit abklappern zu müssen. Seine Zeit sinnvoll, aber ohne Stress zu nutzen und mehr Zeit für Aktivitäten einzuplanen, die sonst vielleicht zu kurz gekommen wären.
Zu Beginn meiner Weltreise, gerade zu meiner Zeit in Australien, war ich noch total darauf getrimmt, so viele Aktivitäten und Orte wie möglich in meinen Trip zu pressen. FOMO, die sogenannte „Fear of missing out“ (=Angst, etwas zu verpassen) war wie für viele andere meine Realität. Dadurch wurde ich allerdings unheimlich schnell Reisemüde und konnte die vielen Eindrücke in der kurzen Zeit gar nicht mehr richtig verarbeiten.
Auch das hat sich mit der Zeit gewandelt, und wir lassen heute bewusst Highlights und Sehenswürdigkeiten aus, wenn unser Bauchgefühl sagt, dass wir diese nicht brauchen.

Welche Vorteile hat minimalistisches Reisen?
Das leichtere Gepäck hat neben einem schmerzfreien Rücken einen noch weiteren elementaren Vorteil: Bei Reisen mit Aufgabegepäck kommst du durch das verringerte Gewicht meist wesentlich günstiger weg. Davon abgesehen hast du auch einfach weniger Dinge dabei, die unnötig im Weg herumliegen oder um die du dich kümmern musst.
Zudem richtest du deine Aufmerksamkeit mehr auf das Erleben selbst. Und lange Reisetage machen auch einfach mehr Spaß, wenn du dich nicht mit unendlich schwerem Gepäck herumschleppen musst. Ich erinnere mich an dieser Stelle an die unzähligen blauen Flecken auf meinen Oberschenkeln nach den Fahrten im Chickenbus in Guatemala, wo wir mit unseren Rucksäcken auf dem Schoß über Stunden auf den abgefahrensten Schlaglochfestivals unterwegs waren.

Minimalistisch reisen: Tipps aus meiner Erfahrung
Hier sind 9 Tipps und Erfahrungen zum minimalistischen Reisen, die ich in den letzten 6 Jahren auf Reisen gelernt habe, und gerne an dich weitergeben würde:
1. Think twice
Stelle dir bei jedem Gegenstand die Frage: Brauche ich das wirklich? Werde ich es oft genug benutzen, um das Gewicht zu rechtfertigen, oder nehme ich es „nur für den Fall“ mit? Das gleiche gilt für Orte und Sehenswürdigkeiten an der Zieldestination. Möchtest du es wirklich sehen oder wäre es nicht cooler, lieber Zeit für spontane Entdeckungen zu haben? Wenn du keine Lust auf Sehenswürdigkeiten hast, dann darfst du das auch akzeptieren, deine Prioritäten neu setzen und dich vom Erwartungsdruck lösen.
2. Qualität statt Quantität
Eines, was ich in den letzten Jahren immer wieder schmerzhaft lernen musste (ja, es war ein langer Prozess, bis ich das wirklich manifestiert hatte): Kaufst du billig, kaufst du zweimal. Ein paar hochwertige, vielseitig einsetzbare Kleidungsstücke oder Reisegadgets sind oft besser als viele günstige. Wenn du das sogenannte „Wardrobe-Prinzip“ anwendest, kannst du deine Lieblingsstücke einfach miteinander kombinieren und sparst damit Platz in deinem Reisegepäck.
3. Kleineres Gepäckstück
Willst du auf Nummer sicher gehen und dich gar nicht erst dazu verleiten lassen, zu viel mitzunehmen, entscheide dich von vornerein für ein kleineres Gepäckstück. So kommst du gar nicht erst in die Versuchung, Dinge einzupacken, die du gar nicht benötigst – denn wo kein Platz mehr ist, kann auch nichts mehr rein. 😉 Ich nutze den Allpa 35L von Cotopaxi*. Dieser hat nicht nur Handgepäcksmaße, sondern ist auch nachhaltig und ethisch produziert.
4. Platzsparende Kosmetik
Festes Shampoo und Seife sind nachhaltiger, plastikfrei und nehmen weniger Platz im Gepäck ein als große Plastikflaschen mit flüssigem Shampoo. War die Auswahl vor einigen Jahren noch begrenzt, gibt es jetzt eine Vielzahl an festen Shampoos für verschiedene Haartypen. Wir nutzen zum Beispiel den Foamie* in den verschiedensten Varianten und können diesen von Herzen empfehlen.
5. Lasse deiner Kreativität freien Lauf
Viele Dinge lassen sich unterwegs durchaus zweckentfremden. Bei uns haben Schnürsenkel zum Beispiel schon öfter als Gürtel gedient und der Jutebeutel kann sowohl zum Einkaufen als auch für die Schmutzwäsche genutzt werden.
6. Benutze Packing Cubes
Die kleinen rechteckigen Packtaschen sind unter Reisenden ein absoluter Gamechanger! Mit ihnen lassen sich Klamotten sinnvoll und platzsparend verstauen. Aber auch andere Gegenstände lassen sich damit ordentlich sortieren. Wir haben zum Beispiel einen Packing Cube mit all unseren Ladekabeln.
7. Packe in Ruhe
Das ist eine Sache, die ich nach 6 Jahren noch immer nicht wirklich schaffe, aber eigentlich bitter nötig hätte. Wer rechtzeitig und in Ruhe für seine Reise packt, hat mehr Zeit seine Gegenstände und Klamotten zu planen und läuft weniger Gefahr, auf die schnelle unüberlegtes Zeug einzupacken. Auch Packlisten können dabei helfen, nicht den Überblick zu verlieren.
8. Für die Leseratten: E-Reader
Du liest gerne? Top, ich auch! Deshalb habe ich vor ein paar Jahren zusätzlich zum Rest auch noch ein dickes Buch im Rucksack mit mir herumgeschleppt. Ich würde ein gedrucktes Buch jederzeit einer digitalen Version vorziehen. Doch ich muss zugeben: Ein E-Reader macht auf einer Reise einfach deutlich mehr Sinn. Er spart nicht nur Platz und Gewicht, sondern du bist nicht nur an an ein Buch gebunden und kannst jederzeit auf ein anderes wechseln.
9. Streiche „Nur für den Fall“-Dinge
Dinge, die du „nur für den Fall der Fälle“ einpackst, brauchst du oft nicht. Ich erinnere gerne an meinen Tennisschläger vom ersten Absatz. 😉
Falls nötig, kannst du so gut wie alles vor Ort nachkaufen oder dir von anderen Reisenden ausleihen. Du wirst überrascht sein, was du in den Supermärkten der entlegensten Ländern so alles findest.
Durch Minimalismus zu mehr Zufriedenheit
Wenn mich das Reisen eines gelehrt hat, dann, dass Glück nichts mit materiellem Besitz zu tun hat. Es kommt von innen heraus. Mit weniger Ballast haben wir einen klareren Blick auf unsere eigenen Bedürfnisse, wir fühlen uns leichter und zufriedener. Probiere es doch mal aus, du wirst überrascht sein, wie gut es sich anfühlt, loszulassen.
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