Einreise und Kontrolle in New York

Am späten Abend landet das Flugzeug nach acht Stunden in Newark. Für die Einreisekontrolle warten wir noch eine weitere Stunde, es geht nur schleppend vorran. Die Frau am Schalter wirkt routiniert. Sie verzieht keine Miene, als sie unsere Pässe durchblättert. In Paris gab es zuvor schon Probleme mit meinem Visum, weil es nicht eingelesen werden konnte. Ich bin nervös. Wird alles klappen? Immerhin hängt unser Studium von der Entscheidung dieser Frau ab. „Warum kommen Sie in die Staaten?“, fragt sie. Das ist einfach.
„Zum Studieren.“
„Wie lange?“
„Ein Semester.“
Sie hebt eine Augenbraue. „Nur ein Semester?“
„Ja.“
Dann fällt ihr Blick auf Tobi. „Sie können durchgehen.“
Mein Herz wird schwer. Was ist mit mir? Sie verlangt mein I-20 Formular von der Universität und prüft es ausgiebig. Dann schaut sie auch mir in die Augen.
„Adresse?“
Ich schlucke. Bloß nicht verunsichert wirken. „Sie meinen, hier?“
„Ehm ja?“
Zum Glück hat Tobi die Adresse unseres AirBnB’s für die 3 Tage in New York auf seinem Handy und kann sie ihr zeigen. Sie tippt die Adresse in ihr System ein und nickt.
„Gehen sie durch. Willkommen in Amerika!“
Dunkle Ecken

Nach einer weiteren Stunde bei der Einreisekontrolle setze ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Fuß auf amerikanischen Boden. Was für ein Gefühl! Unsere Unterkunft befindet sich allerdings nicht direkt in New York, sondern in New Jersey auf der anderen Seite des Hudson Rivers. In Manhattan selbst gibt es keine AirBnB’s. Die sind dort verboten. Wir beschließen, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin zu fahren und steigen in den Bus. Was wir nicht ahnen: die Station, an der wir ankommen, ist nicht gerade für seine Sicherheit bekannt. Bahnhöfe sind generell nie schön anzusehen, schon gar nicht bei Nacht. Mir läuft es eiskalt den Rücken herunter. Ohje, denke ich. Willkommen in New York. Wir beschließen, doch ein Lyft zu nehmen. Die Fahrerin macht mir Hoffnung, in dem sie erklärt, dass wir da in einer schrecklichen Ecke gelandet waren, es aber auch echt tolle Ecken gäbe. Sie muss es wissen, schließlich war sie vor 23 Jahren aus Mazedonien nach New York gekommen und geblieben.
Time Square – buntes New York
Am nächsten Morgen ist der Schock verflogen und ich steige doch wieder in einen Bus. Für $3.50 geht es in weniger als 15 Minuten von New Jersey direkt nach Manhattan zum Port Authority. Die Bustickets sind leider nicht mit New York kombinierbar, aber mit einem 10er Ticket werden die Fahrten günstiger.
Nur wenige Gehminuten später stehen wir direkt am Times Square. Es ist ein wahnsinnig spannendes Gefühl. Ich kann noch immer nicht fassen, dass ich tatsächlich dort bin. Jess am Time-Square, Live und in Farbe. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und schaue nach oben. Hohe Wolkenkratzer ragen in den Himmel und geben mir das Gefühl, in einer riesigen Schlucht zu stehen. Es ist bunt, es ist laut, es ist schrill. Straßenkünstler, verkleidet als Superman oder Ironman, mischen sich unter die Menschen, Musik schallt aus den Lautsprechern, Tanzgruppen performen mitten auf der Straße. Ich beginne langsam zu realisieren: Hell yeah, ich bin in New York!





Ein kleiner Tipp: am Times Square gibt es zahlreiche Shops, in denen man für wenig Geld riesige Pizzastücke kaufen kann. Ist vielleicht nicht das gesündeste, aber schmeckt tatsächlich ganz gut.
Von dort ist es nicht weit bis zum Rockefeller Center. Zugegeben, den Platz vor dem Eingang habe ich mir viel größer vorgestellt. In amerikanischen Filmen wirkte dieser riesig. Tatsächlich ist es eine unheimlich kleine Fläche, auf der sich im Sommer Rollschuhfahrer tummeln.
St. Patricks Cathedral

Wir laufen etwas weiter und kommen an der St. Patricks Cathedral vorbei, die bekannte weiße Kapelle, die umzingelt von hohen Wolkenkratzern etwas deplatziert wirkt. Wir schießen ein paar Fotos von der anderen Straßenseite und beschließen aus Zeitgründen, es dabei zu belassen.
Central Park

Nach ca. 20 Minuten zu Fuß erreichen wir den (vor allem bei New Yorkern beliebten) Central Park. Ich bin sofort fasziniert. Der Park ist wunderschön. Ich konnte mir das nie so richtig vorstellen, aber da wurde sich wirklich Mühe gegeben. Der Central Park ist wahrlich ein Ort, um dem Trubel der Stadt zu entfliehen. Wir laufen die Pfade entlang durch das dicht bewachsene Grün, kommen an mehreren Seen vorbei und können schon nach wenigen Minuten keine Stadtgeräusche mehr wahrnehmen. Keine Autos, keine Sirenen, keine Helikopter. Es ist still. Hier und da kommt ein Eichhörnchen vorbei.
Shakespeare Garden

Mein absolutes Highlight ist der Shakespeare Garden. Er ist Teil des Central Parks und duftet unheimlich gut nach Blumen. Kein Wunder, schließlich findet man dort unzählige bunte Blumen, zwitschernde Vögel und riesige Schmetterlinge. Eine kleine Oase mitten in der Stadt. Ich bin verliebt. Shakespeare hats mir angetan.
The Vessel

Anschließend besuchten wir „The Vessel New York“, ein architektonisch hübsch anzusehender Aussichtsturm, der erst vor wenigen Jahren errichtet wurde. Leider ist dieser nach mehreren Anläufen zurzeit dauerhaft geschlossen. Die Gründe dafür findet man schnell bei Google. Wir können dennoch einen kostenlosen Blick nach innen werfen.
Highline New York

2019 wurde aus einer alten Hochbahntrasse eine neue Sehenswürdigkeit in New York errichtet: die Highline! Man spaziert nun über eine 2,33 Kilometer liebevoll angelegte lange Parkanlage und hat dabei immer wieder tolle Ausblicke auf die vollgepackten Straßen New Yorks. Der Eintritt ist kostenlos. Ich kann absolut verstehen, dass die Highline auch bei New Yorkern ein beliebter Anlaufpunkt ist. Hin und wieder können wir alte Schienen am dicht bewachsenen Rand entdecken.
Frühstück in New Jersey
Am nächsten Morgen frühstücken wir bei Biggi’s in Union City. Was wie eine abgeranzte Pommes-Bude klingt, ist ein absolut empfehlenswertes mexikanisches Restaurant. So gut, dass wir dort jeden der 3 Tage in New York einkehren. Außerdem ist es das günstigste Restaurant, was wir in New York finden konnten.
Facebook-Seite
Adresse: 3700 Bergenline Ave, Union City, NJ, United States, New Jersey
9/11 Memorial

Unser zweiter Tag beginnt mit etwas New Yorker Geschichte. Schon oft im Fernsehen oder auf YouTube gesehen, ist es dennoch ein gewaltiges Gefühl, einmal selbst vor dem Memorial zu stehen. Zwei große Becken erinnern an die Terroranschläge des 11. Septembers 2001 und dessen Opfer. Die Opfer wurden am Rand verewigt, und an deren Geburtstag wird als Tribut eine weiße Rose in ihren Namen gesteckt.
Die Freiheitsstatue von der Staten Island Ferry

Um das bedrückte Gefühl wieder etwas aufzuheitern, steht nach einem Spaziergang durch den Financial District eine Fahrt mit der Staten Island Ferry auf dem Programm. Diese ist kostenlos und bringt einen in nur 25 Minuten an der Freiheitsstatue vorbei. Für mich ist der Anblick der Statue dabei aber gar nicht das Highlight, sondern der unfassbar tolle Ausblick auf New York und seine Wolkenkratzer. Ich würde empfehlen, auf dem Rückweg unten stehen zu bleiben. Von dort hat man den besten Blick auf die Skyline.
China Town New York

Anschließend laufen wir am Wasser entlang zur Brooklyn Bridge. Die ist aber so voll, dass wir da keine Lust drauf haben. Stattdessen besuchen wir China-Town, wo wir in eine der besten Street-Partys hineinlaufen, die ich je gesehen habe. Ich fühle mich pudelwohl. Die Menschen feiern und tanzen, was das Zeug hält, und sind dabei unheimlich herzlich. Ich schaue durch die feiernde Menschenmenge und bemerke einen älteren Mann, der mit seinem Tanzstil alle in den Schatten stellt. Später wird er zu mir kommen und mir ein Bier in die Hand drücken, um sich anschließend ein filmreifes Tanzduell mit einem jungen Mann zu liefern. Eins steht fest: das ist mein Highlight in New York!
New York bei Nacht

Auf dem Weg zurück will Tobi noch einen Abstecher ans Ufer von New Jersey machen. Obwohl ich überhaupt nicht begeistert bin, laufe ich ihm hinterher (was soll ich auch machen – alleine nach Hause gehen? Neee du). Beim Anblick auf die funkelnde Skyline bin ich dann aber doch ganz froh über Tobis Vorschlag.
Tipp: Fortbewegung in New York
Auch wenn die einzelnen Viertel riesig sind, kann man das meiste ganz gut zu Fuß besichtigen. Anstatt sich Wochentickets zu kaufen, bietet die Metro mit OMNY auch die Möglichkeit, sich Einzeltickets zu kaufen. Diese werden bis zur Erreichung des Wochenticketpreises aufsummiert (Stand 2022: $33). Alle darauffolgenden Fahrten sind für diese Woche kostenlos. Und gerade wenn man nur 3 Tage in New York ist kann es sich lohnen, Einzeltickets anstatt eines Wochentickets zu kaufen, wenn man viel zu Fuß unterwegs ist. Auf die Summe von 33$ muss man schließlich erstmal kommen. Wir haben insgesamt fast 50 Kilometer zurückgelegt, aber es hat sich definitiv gelohnt. Wem das zu viel ist, der kann sich auch eines der vielen Fahrräder leihen.
Tag 3 – der Entgegner

Ich kann nicht mehr. Meine Muskeln schmerzen, mein Kopf pocht, ich bin müde. Die letzten Tage in New York stecken merklich in den Knochen. Trotzdem schleppe ich mich aus dem Bett und fahre noch ein letztes Mal mit Tobi nach New York rüber. Während es draussen unfassbar heiß ist, sind die innenräume und die Metro der Stadt auf gefühlte 10 Grad heruntergekühlt (unser AirBnB übrigens auch). Wir spazieren durch den Stadtteil Brooklyn, schießen das berühmte Foto von der Manhattan Bridge in Dumbo und laufen anschließend wieder zurück nach Manhattan – dieses Mal über die Brooklyn Bridge.
Das Beste kommt zum Schluss: Top of the Rock
Mein Herz pulsiert, als ich im Aufzug nach oben stehe. Meine Hände sind schweißnass, sodass ich kaum meine Kamera halten kann. Und dann ist es auch schon so weit. Der Moment, auf den ich mich die letzten Tage am meisten gefreut hatte. Ich betrete den Top of the Rock und schaue über die Dächer New Yorks. Im Hintergrund die Sonne in ihren letzten Atemzügen, das Licht in ein leichtes Rosa gefärbt. Alter Falter! Ich genieße den Moment, sauge jede Sekunde mit dieser grandiosen Aussicht gänzlich ein. Ich schieße ein paar Fotos, solange es noch hell ist. Dann geht die Sonne unter, es wird dunkel. Nein, es wird nicht dunkel – die Stadt bleibt hell. Sie glitzert und funkelt, strahlend und pulsierend, wie New York eben sein kann. Der beste Abschluss, den ich mir für unsere 3 Tage in New York nur wünschen konnte.




Fazit
3 Tage in New York sind vielleicht nicht viel, aber man kann dennoch einiges Erleben und einen ganz guten Eindruck von der Stadt gewinnen. Ein Besuch in New York muss nicht teuer sein. Auch die Metro kostet nicht unheimlich viel. New York ist auf jeden Fall eine gigantische Stadt, die man einmal besucht haben sollte.
Video New York
Du hast noch nicht genug? Dann schau dir passend zum Artikel meinen Vlog aus New York an:
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