Sicherheit auf Reisen: Tipps einer Langzeitreisenden

Ich bin seit 2017 in der Welt unterwegs und seitdem in den verschiedensten Ländern gewesen, von Ozeanien über Asien bis hin zu Nord-, Mittel und Südamerika. Wunderschöne, atemberaubende Länder, und jene, bei denen sich die Nackenhaare meiner Mutter hochstellen. „Ist es da nicht gefährlich?“ Bekomme ich des Öfteren per Nachricht auf mein Handy geschickt. Sicherheit auf Reisen ist ein großes Thema, vor allem wenn man in vermeintlich gefährlicheren Ländern unterwegs ist.

Zugegeben, es gibt ein paar Ecken auf der Welt, in denen etwas Vorsicht definitiv ratsam ist. Auch mir ist in den letzten 5 Jahren durchaus schon das ein oder andere passiert. Während andere Reiseblogger dir hunderte Produkte zum Schutz deiner Wertgegenstände empfehlen (welche sicherlich auch ihren Sinn und Zweck erfüllen, das möchte ich hier gar nicht absprechen), würde ich in diesem Artikel meiner Erfahrung nach allerdings woanders anfangen: Bei uns selbst. Denn meine Erfahrung hat gezeigt, dass wir Reisende einen großen Teil selbst in der Hand haben, wenn es um unsere Sicherheit auf Reisen geht. Und dabei ist es ganz egal, wo wir uns befinden. Meinen ersten Diebstahl hatte ich gleich nach Start der Weltreise in Australien erlebt, einem Land, dass als sicheres Reiseland gilt.

Deswegen gehe ich in diesem Artikel explizit auf das Thema Sicherheit auf Reisen ein und habe dir aus meiner eigenen Erfahrung Tipps und Ratschläge zusammengefasst, die dir dabei helfen sollen, dich und deine Wertgegenstände unterwegs zu schützen. Und ich bin mir sicher: Da wird das ein oder andere dabei sein, was du noch nicht kanntest 🙂

Vor der Reise: Die richtige Reisevorbereitung

Informiere dich vor der Einreise über dein Zielland, die Gegebenheiten vor Ort, Sicherheitshinweise, Kultur und Menschen. So minimierst du das Risiko der Überforderung und gewinnst schon vorab eine ungefähre Ahnung davon, was auf dich zukommt. Auch weißt du so schon vor Ankunft im Land, welche Orte du als Tourist lieber meiden solltest. Plattformen wie das Auswärtige Amt sind zwar durchaus eine gute Informationsquelle, allerdings kann man dort in nahezu jedem Land einen Grund finden, weshalb man nicht dorthin reisen sollte. Im Grunde genommen sind die Seiten des Auswärtigen Amtes oft eine Sammlung der schrecklichsten Ereignisse der letzten Jahrzehnte. Selbst Deutschland kommt nicht all zu gut dabei weg. Versteh mich nicht falsch, für eine grobe Einschätzung der Lage ist das super, mache dir aber gerne selbst ein Bild von den Ländern. Du wirst überrascht sein. So erging es mir zum Beispiel bei meinem Besuch in Mexiko. Ich habe einen Artikel über Dinge geschrieben, die ich vor meiner Reise durch dieses Land gerne gewusst hätte.

Wie komme ich sicher durch gefährliche Länder?

Aber was tun, wenn man nun durch ein Land mit höherem Sicherheitsrisiko reisen möchte? Verfolgt man die (deutschen) Nachrichten und wirft einen Blick auf die Seite des auswärtigen Amtes gewisser Länder, dann scheint die Angst durchaus berechtigt. Im Internet finden sich oft zahlreiche Informationen und Beiträge, die zur Vorsicht warnen. Eigene Vorurteile und gewisse Erwartungshaltungen verstärken die Angst. Auch ich hatte bei unserer Reise durch Zentralamerika so meine Bedenken. Dennoch muss ich sagen, dass die Länder eine Reise absolut wert sind. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber meine Erfahrung zeigt: Der Großteil der Menschen, egal (!) in welchem Land, ist meist sehr Gastfreundlich und Gutherzig.

Mit unserem Verhalten haben wir den größten Einfluss auf unsere Sicherheit auf Reisen

Etwas, dass ich auch erst lernen musste, ist, dass wir mit unserer Einstellung und Ausstrahlung den größten Einfluss auf unsere Umwelt und damit auch auf unsere eigene Sicherheit auf Reisen haben. Ein selbstsicheres und ruhiges Auftreten bietet weniger Angriffsfläche und hilft dir, auch in brenzligen Situationen ein kühlen Kopf zu bewahren.

Deswegen habe ich dir nachfolgend zusammengefasst, wie wir auf Reisen durch unsichere Länder vorgehen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, aber wenn du dir die nachfolgenden Tipps und Hinweise zu Herzen nimmst schränkst du das Risiko, dass dir auf Reisen etwas passiert, bereits massiv ein.

Tipps für mehr Sicherheit auf Reisen

Bastle dir einen Unterhosen-Geldbeutel

Ja, du wirst jetzt vielleicht schmunzeln. Habe ich auch, als mein Freund sich eine kleine Tasche in seine Boxershorts eingenäht hat, um dort im Notfall einen Schein verstecken zu können. Doch genaugenommen ist diese Idee absolut genial, falls du unterwegs schon weißt, dass du durch Gebiete kommen wirst, in denen besondere Vorsicht geboten ist. So hast du im Falle eines Überfalls immer noch einen Schein bei dir, sollte dir alles genommen werden. Denn an einer getragenen Unterhose hat nun hoffentlich wirklich niemand Interesse. 😉

Sicherheit auf Reisen: Nutze einen Tagesgeldbeutel

Darin füllst du nur das Bargeld ein, was du für den Tag benötigst. Du hast eine abgelaufene Kreditkarte? Pack sie dort hinein. Noch authentischer wirkt eine noch gültige Karte mit Zugang zu einem Konto mit wenig Geld, oder Prepaidkarten. Ich habe zusätzlich noch ein paar Münzen aus zuvor bereisten Ländern drin, damit er gefüllt ist. Im Falle eines Diebstals oder Raubüberfalls tut der Verlust nicht ganz so weh.

Verstehe die Kultur der Einheimischen

Das ist meiner Meinung nach ein super wichtiger Punkt, denn vieles geschieht auf Reisen leider aufgrund von Missverständnissen. Schließlich treffen beim Reisen verschiedene Kulturen aufeinander. Zu verstehen, aus welchen Gründen gewisse Dinge geschehen oder Menschen handeln, kann das Risiko von Gefahren einschränken.

Hier mal ein knallhartes Beispiel: Es wird gesagt, dass man als europäische Frau in Latein-Amerikanischen Ländern ein dickes Fell braucht. In der Tat wurde ich auf der Straße gerne mal angesprochen oder es wurde mir lautstark hinterher gepfiffen. Das kann durchaus unangenehm sein, allerdings hat es mir sehr geholfen, die kulturellen Hintergründe zu verstehen: Viele der Latein-Amerikanischen Frauen mögen es, sich körperbetont zu kleiden und sich herzurichten. Die Komplimente und lautstarken Kommentare der Männer sind für sie bestätigend. Es gehört zu ihrer Kultur und wird von den Frauen dort befürwortet. Und naja, wenn Männer auf der Straße eine junge Reisende ansprechen und nur einen doofen, abwertenden Blick kassieren, ist die Verwirrung erstmal groß. Ich möchte damit nicht sagen, dass das prinzipiell okay ist. Ich finde es durchaus kritisch. Aber dennoch könnte es dabei helfen, sich weniger unsicher zu fühlen.

Mache nach dem Parken Fotos vom Parkplatz

Das ist etwas, was ich in Australien schmerzlich lernen musste. Ausgerechnet in einem der Länder, in denen ich am wenigsten damit gerechnet hatte, dass etwas passieren würde. Es wurde in unser Auto eingebrochen, während wir auf einer Wanderung waren. Der Dieb ergatterte meinen Rucksack samt Laptop, Kopfhörern, Tagebuch und zwei Festplatten. Durch Zufall hatte ich direkt nach der Ankunft am Parkplatz ein Video gemacht, worin der Dieb mit seinem Transporter auf frischer Tat ertappt wurde. Die Polizei konnte ihn dadurch schnell festnehmen, die Sachen blieben aber verschwunden. Das Schlimmste war für mich jedoch gar nicht mal der Verlust des Rucksacks oder des Laptops. All meine Bilder der ersten drei Monate auf Weltreise waren plötzlich fort. Letztlich blieben mir nur jene Fotos, die ich entweder bereits an Freunde und Familie versendet- oder im Internet veröffentlich hatte. Das bringt uns gleich zum nächsten Tipp für mehr Sicherheit auf Reisen.

Speichere deine wichtigsten Bilder und Dateien mehrmals

Das schlimmste an dem Diebstahl in Australien war nicht der Verlust der materiellen Dinge, sondern vielmehr der Erinnerungen, die sich auf den Festplatten und in meinem Tagebuch befanden. Einen Online-Cloud-Speicher hatte ich zu dieser Zeit noch nicht. Denke also stets daran, deine wichtigsten Bilder immer zu sichern, bestenfalls an mehreren Orten, zum Beispiel auf einer Festplatte und online. Denn Urlaubs- oder Reise-Erinnerungen wie diese zu verlieren ist ein unersetzbarer und schmerzhafter Verlust.

Achte zudem darauf, dass du ein aktuelles Backup der wichtigsten Dokumente (Reisepass, Visa, Impfpass, Versicherungen, etc.) in der Cloud und auf einem externen Speichergerät (am besten Passwortgeschützt oder verschlüsselt) oder bei den Eltern hast. Tobis Handy wurde in Medellín in der Metro gestohlen, aber zum Glück war er schlauer als ich und hatte seine Daten vorab gesichert.

Zweithandy bei Radtouren oder langen Wanderungen

Bei langen Rad- oder Wandertouren ist ein billiges Zweithandy zur Navigation ratsam. Nicht selten hört man davon, dass Smartphones gestohlen werden. Zum Beispiel wurde das von Lewi Blake auf seiner Fahrradtour durch Afrika beim Navigieren geklaut. Das Handy muss sonst nichts können außer Karten anzeigen.

Kleide dich unauffällig

In vielen Ländern ist Armut ein allgegenwärtiges Problem. Verzichte daher auf das sichtbare Tragen von Schmuck und teuren Uhren. Auch vermeidlich günstiger Schmuck sollte abgenommen werden. Trage unauffällige und einfache Kleidung mit neutralen Farben. Wir haben an unseren Kameras die Markenlogos abgeklebt und ich trage einen neutralen Kameragurt ohne Logos. Ich kann das gar nicht oft genug sagen, denn leider begegnen uns immer noch häufig Touristen oder Reisende, die sich im Ausland auffälliger kleiden (und verhalten), als sie es zuhause tun würden.

Meide Menschenmengen

Taschendiebe, Trickbetrüger und andere Kriminelle lieben Menschenmassen. Deswegen solltest du einen großen Bogen um sie machen. Sollte es allerdings doch einmal passieren, dass du dich mittendrin vorfindest, so passe auf deine Wertgegenstände auf.

Öffentliche Verkehrsmittel

Passe bei Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln auf dein Handgepäck auf und lasse es bei Pausen nicht im Bus liegen. Ich habe mein Handgepäck prinzipiell immer am Körper. Wenn ich es bei langen Busfahrten auf den Boden zwischen meine Beine platziere, dann habe ich immer mindestens ein Bein im Träger, sodass er bei einer Berg- und Talfahrt im Schlaf nicht aus Versehen wegrutscht und den Besitzer wechselt.

Vorsicht bei Taxifahrten im Ausland! Man kennt es: Raus aus dem Flughafen, rein ins Taxi, ab zur Unterkunft. Aber nicht in jedem Land ist das Taxi-System so sicher wie bei uns. Es kann vorkommen, dass sich ein seriös wirkendes Taxi als Falle entpuppt und der Fahrer dich statt zum Hotel zum nächsten Bankautomat fährt.

Damit das nicht passiert, achte stets darauf nur in zertifizierte Taxen von offiziellen Unternehmen zu steigen. Verhandle den Preis der kompletten Fahrt immer bevor du einsteigst und schließe dich wenn möglich mit anderen Reisenden zusammen. Wenn du dich unsicher fühlst, mache offensichtlich Fotos vom Fahrzeug und Kennzeichen, evtl. sogar dem Fahrer und verschicke es per Messenger an deine Familie (oder tue so).

Eine gute Möglichkeit sind Anbieter wie Uber (Weltweit in ausgewählten Ländern), Didi (Mexiko und Asien), Grab (Asien), oder Lyft (Amerika), mit denen du deinen Fahrer per App zu deinem Standort bestellst.

Produkte für mehr Sicherheit auf Reisen

Auch wenn das Risiko unterwegs allein schon durch das richtige Verhalten massiv reduziert werden kann, gibt es natürlich ein paar Produkte, die dir mehr Sicherheit auf Reisen verschaffen.

Verstaue Backup Geld oder Wertgegenstände an ungewöhnlichen Orten

Ein paar Beispiele aus unseren Erfahrungen:

  • In einer Creme Tube oder anderen Behältern
  • In einer Bindle* Flasche
  • Ein Geldgürtel*
  • In Hosen mit Reißverschlüssen oder geheimen Fach (z. B. Frilufts Raznas*)
  • Im Erste-Hilfe-Set (das solltest du für deine persönliche Sicherheit generell dabei haben!)
  • Sei kreativ, je ausgefallener das Versteck, desto besser!

Nutze ein vernünftiges Schloss

Davon liest man nahezu in jedem Reiseblog, denn dieser Tipp ist Goldwert. In vielen Unterkünften gibt es die Möglichkeit zum Verstauen deiner Wertsachen. Allerdings wird dafür oft ein eigenes Schloss benötigt. Für uns hat sich hierfür das Schloss von Pacsafe bewährt. Dieses hat einen extra Entriegelungsmechanismus. Übrigens: die einfachen Gepäckschlösser sind eine trügerische Sicherheit, da sie leicht geknackt werden können.

Pacsafe als trügerische Sicherheit

Viele Reiseblogs, vor allem aber Reiseanfänger schwören auf den Travelsafe von Pacsafe. Die Idee dahinter ist eigentlich gut, denn er soll Reisende vor Gelegenheitsdiebstal schützen. Es verspricht sicheres Reisen, da du deine Wertgegenstände darin verstauen und mit einem Schloss abschließen kannst. Tobi hatte seinen allerdings so gut wie nie genutzt. Denn solltest du mehr als einen Geldbeutel, beispielsweise eine große Kamera und einen Laptop zum verstauen haben, wird er dir womöglich zu klein und zu sperrig sein. Stattdessen nutzen wir einen Rucksack von Pacsafe*. Das schnittfeste Material und die allgemeine Konstruktion (darüber könnte man einen eigenen Artikel schreiben) schützen vor schnellem Diebstahl in der Stadt und du hast mehr Platz, um deine Sachen zu verstauen.

Sicherheit auf Reisen: Vorsicht ist besser als Nachsicht

Du findest dich in einer Situation wieder, bei der du ein komisches Bauchgefühl hast? Auch wenn es noch so gut klingt, ein schlechtes Bauchgefühl ist immer ein Warnzeichen und sollte unbedingt beachtet werden. Allerdings ist es manchmal nicht einfach, zwischen (unberechtigter) Vorverurteilung und einem (berechtigtem) schlechten Bauchgefühl zu unterscheiden. Bevor du voreilige Schlüsse ziehst, versuche einmal in dich zu gehen und dich zu fragen, woher dein Bauchgefühl kommt.

Die Welt ist nicht schlecht, sie wird schlecht gemacht

Ich hoffe, dieser Artikel hat dir gefallen und kann dir etwas helfen. Wichtig ist mir zu erwähnen, dass diese Sammlung der besten Tipps für mehr Sicherheit auf Reisen alle aus unserer eigenen Erfahrung heraus stammen. Natürlich gibt es noch viele weitere Dinge, auf die man unterwegs achten kann. Und es wird vor allem auf einer Langzeitreise nicht immer alles glatt laufen. Du wirst mit großer Wahrscheinlichkeit auch mal Pech haben. Allerdings möchte ich dir den Rat mitgeben, zwar mit einer gewissen Vorsicht und Respekt, aber nicht mit Angst zu reisen. Angst zerfrisst uns von innen heraus und schafft Platz für Vorurteile.

Vor allem aber würde ich mir wünschen, dass du nicht über Länder urteilst, in denen du noch nicht warst. Denn oft ist es ganz anders, als man denkt. Du wirst sehen: Sobald du losgezogen bist, lösen sich die meisten Bedenken in Luft auf. Die Welt ist nicht schlecht, sie wird schlecht gemacht.

Welche Tipps hast du, um sicher zu Reisen? Schreibe es gerne in die Kommentare. Ich freue mich, von dir zu hören!

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