NORWEGEN IM MIKROCAMPER – GÜNSTIG VON OSLO BIS LOFOTEN

Gigantische Fjorde, gespenstische Gletscher, bunte Fischerhütten und jede Menge Schafe: das Roadtrip-Fieber verschlug mich zusammen mit Tobi nach Skandinavien, besser gesagt, nach Norwegen. Ein Norwegen-Roadtrip muss nicht teuer sein, ganz im Gegenteil. In diesem Artikel erfährst du, wie wir mit wenig Geld drei Wochen durch das Land gereist sind und wie unsere Route verlaufen ist.

Die Vorbereitung

Um günstig von Oslo bis Lofoten zu kommen, wollten wir uns die Unterkunft sparen. Dafür baute Tobi ein Bett in den Kofferraum unseres Skoda Octavias. Matratze rein, Dachbox drauf – fertig war der Mikrocamper! Dank des doppelten Ladebodens konnten wir darin all unsere Lebensmittel verstauen, die wir schon zuvor in Deutschland eingekauft hatten. Diese sind in Norwegen teurer, also transportierten wir haufenweise Nudeln, Reis und Vollkornbrot über die Ostsee 😉.

Mit diesem unschlagbar coolen Mikrocamper wollten wir Norwegen unsicher machen

Der Weg ist das Ziel

Freigereist-Kenner wissen, dass ich eher die spontane Reisende bin. Zu meinem Glück ist Tobi da genauso. Einen Plan oder gar eine Reiseroute gab also nicht. Die einzige Konstante unserer Reise war die Zeit. 3 Wochen Semesterferien sollten für unseren Norwegen Roadtrip reichen. Wir wollten so weit fahren wie wir in dieser Zeit eben kamen. Insgeheim hofften wir aber beide, es mindestens bis zu den Lofoten zu schaffen (Ich hoffte vor allem darauf, unterwegs auf Rentiere oder sogar Elche zu treffen 😉). Umso besser für dich, da ich dir nun im folgenden unsere Norwegen Route für 3 Wochen Reisezeit vorstellen kann.

Die Route fuer einen 3-wöchigen Roadtrip durch Norwegen als Karte

Die Fähre von Rostock brachte uns in 6 Stunden nach Trelleborg in Schweden. Man kann hier entweder mit der TT-Line oder der Stena-Line fahren. Wir haben beide Fähranbieter schon genutzt, vom Komfort her sind beide in etwa gleich. Norwegens strenge Corona-Auflagen erlaubten uns die Einreise nur, wenn wir direkt von der Fähre ohne sinnlose Zwischenstopps innerhalb von 24 Stunden über die Grenze fuhren. Gesagt getan: 481 Kilometer und etliche Spotify-Playlists später passierten wir bei Svinesund die Grenze und schlugen nur wenige Kilometer später in Hoysandveien unser Nachtlager am Wasser auf.

Ein Foto von der Ausfahrt aus dem Rostocker Hafen. Rechts sieht man den Strand Warnemünde.

Oslo

Nach einem schnellen Müsli-Frühstück ging es am nächsten Tag für uns auf direktem Wege in Norwegens Hauptstadt. Zugegeben hatte ich von Oslo so wirklich gar kein Bild vor Augen und ließ mich komplett überraschen. Wir stellten unseren Mikrocamper ab und erkundeten die Stadt zu fuß. Sofort fiel mir die besondere Architektur der Gebäude auf. Die Stadt wirkt modern und clean, alles hat seinen Platz. Wir laufen über das Gelände des Opernhauses, über den Bahnhof durch die Innenstadt und am Oslofjord entlang bis ins neue Viertel Tjuvholmen.

Ein Bild vom Museum in Tjuvholmen in Oslo

Mit uns waren auch die sommerlichen Temperaturen in Oslo angekommen, die Terrassen der Bars und Restaurants waren gut gefüllt. Mein persönliches Highlight der Stadt waren die schwimmenden Saunen: kleine Holzhütten auf dem Oslofjord, von denen die Besucher nach ihrem Saunagang direkt ins eiskalte Nass springen konnten. Am Abend fuhren wir dann noch über die E134 ein Stück in Richtung Westen und schliefen an einem der vielen Seen. Diese Strecke war landschaftlich schon so beeindruckend, dass ich mir kaum vorstellen konnte, dass es in den nächsten Tagen noch schöner werden sollte. Ganz genau kann ich leider nicht mehr sagen, an welchen See wir in dieser Nacht standen. Allerdings gilt in Norwegen auch das traditionelle „Jedermannsrecht„, womit Einheimischen und Gästen im Land das Recht erteilt wird, die Natur zu genießen und sich zu erholen.

Darf ich in Norwegen überall mit dem Camper stehen?

Durch das Jedermannsrecht ist es in Norwegen erlaubt auf dem (nicht eingezäunten) Land, in Wäldern und Bergen unter freiem Himmel oder im Zelt zu schlafen. Dies gilt auch für das übernachten im Camper (Vans, Caravans, Wohnmobile usw.) unter der Voraussetzung, dass mindestens 150 Meter Abstand zum nächsten bewohnten Haus oder zur nächsten bewohnten Hütte gehalten wird. Und natürlich (und es ist schade, dass das überhaupt erwähnt werden muss), sollte man die Natur immer mit Respekt behandeln und den Ort so verlassen, wie man ihn vorgefunden hat.

Die Hochebene: Haukeliseter

Unsere Route führte uns an Tag zwei auf die Hochebene. Was soll ich sagen, es war ein wunderschöner Anblick! Die komplette Strecke selbst ist schon ein absolutes Highlight. Mit beiden Kameras auf dem Schoß bewaffnet machte ich meinen Job als Beifahrerin alle Ehre: ich hielt natürlich nach Rentieren Ausschau! Wir stoppten zum Mittagessen in Haukeliseter, einem kleinen Dorf mit einer Hand voll Häusern direkt an einem Bergsee gelegen. Dieser war so ruhig, dass ich die Spiegelungen der schneebedeckten Berge sehen konnte. Doch auch hier gab es keine Spur von Rentieren.

Ein Bild von dem Bergsee in Haukeliseter in Norwegen. Es war die Aussicht, die wir beim Mittagsessen hatten.

Dann ging es auch schon wieder runter, vorbei an tobenden Wasserfällen und wunderschönen Seen. Wir kamen am Gletscher Folgefonner vorbei. Spontan wie wir waren, überlegten wir eine Wanderung dort hin zu machen, doch der Preis von 15€ für den Parkplatz war für unser studentisches Reisebudget erschreckend hoch und so blieb es nur bei einem Blick aus der Ferne.

Norwegen hat unendlich viele Wasserfälle. Das Bild zeigt einen davon, der direkt am Straßenrand lag.

Eidfjord und Voringsvossen

Das kleine beschauliche Örtchen Eidfjord im Südwesten Norwegens ist ein beliebtes Ziel für Kreuzfahrtschiffe. Dank Corona steppte bei unserer Ankunft in Eidfjord so wirklich gar kein Bär, es war gähnende Leere auf den Straßen. Bis auf den Fjord vor der Haustür hatte das Dorf für uns nichts zu bieten. Ich mochte mir gar nicht ausmalen, wie überrannt es dort sonst aussehen musste.

Ein viel schönerer Stopp war der Vøringsfossen, eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Norwegen. Das Beste: es ist komplett kostenlos! Eine kurze Wanderung am Fluss entlang führte uns zu dem gigantischen Wasserfall. Gewaltige Wassermassen schossen in die 183 Meter tiefe Schlucht, sodass wir nach nur wenigen Sekunden komplett durchnässt waren. Die kurze Wanderung führt über eine kleine süße Hängebrücke, die ein wunderschönes Fotomotiv darstellt. Den Vøringsfossen kann man entweder von unten oder von einem Aussichtspunkt oben bestaunen. Wenn du dir die Wanderung über Stock und Stein zutraust, würde auf jeden Fall empfehlen, dir den Wasserfall von unten anzuschauen. Die Aussicht von der Hängebrücke am Fluss ist phänomenal! Der Start der Wanderung beginnt direkt am Parkplatz hinter dem Tunnel.

Der Fluss mit Hängebrücke am Voringsvossen Wasserfall
Der Wasserfall Voringsvossen in Norwegen

Zelten im Hardangervidda Nationalpark

Bei unserem Norwegen Roadtrip durfte auch eine Wanderung durch die Hochebene des Hardangervidda Nationalparks nicht fehlen. Obwohl ich anfangs sehr skeptisch war, da mir die Hochebene Landschaftlich etwas karg und langweilig vorkam, war ich vor Ort sofort total begeistert! Und was noch viel besser war: der Nationalpark gilt als Heimat der Rentiere. Würde ich hier nun endlich welche sehen?

Über Komoot suchten wir uns eine Wanderroute aus, schnallten unser Zelt auf den Rücken und machten uns in Trondsbu auf die Socken. Es dauerte einige Stunden, bis die Dachbox unseres Autos aus unserem Sichtfeld verschwand. Während der gesamten Wanderung trafen wir keine Menschenseele. Zeitweise war der Weg nicht mehr als ein kleiner Trampelpfad, manchmal konnten wir die Route nur erahnen. Und dennoch: in dieser einzigartigen Natur zu sein und Norwegen von seiner schönsten Seite zu erleben machte die Wanderung durch den Hardangervidda Nationalpark zu einem absoluten Highlight unserer Norwegenreise.

Sonnenuntergang im Hardangervidda Nationalpark
Die Sonne ging genau hinter unserem Zelt unter

Für unser Nachtlager suchten wir uns zufällig den wohl besten Platz aus, um den Sonnenuntergang zu sehen. Komplett im Schlafsack gehüllt saßen wir vor unserem Zelt und aßen Dosensuppe, während die Sonne ihre letzten Strahlen zu uns schickte. Fast schon kitschig, wären da nicht die Zahntausend Mücken, denen die kalten Temperaturen mal so gar nichts ausmachten. Trotz der kilometerweiten Aussicht über den Park blieb mir die Begegnung mit Rentieren leider verwehrt. Mein absolutes Highlight aber war der Sonnenaufgang. Man konnte richtig beobachten, wie die Landschaft langsam aus dem Schlaf erwachte. Die Berge und Seen des Nationalparks waren in Nebel gehüllt, die Sonne färbte den Himmel in ein sanftes Rosa. Allein dieser kurze Moment war die Wanderung vollkommen wert!

Alles in Nebel gehüllt. Norwegen erwacht aus dem Schlaf

Norwegens schönste Fjorde

Nach der Wanderung hatte ich einen Muskelkater solchen Ausmaßes, das ich wirklich niemandem gewünscht hätte. Glück für mich, dass wir die nächsten Ziele alle bequem mit dem Auto erreichen konnten. Wir verbrachten eine Nacht am Nærøyfjord, der engste und angeblich schönste Fjord Norwegens. Das Weltkulturerbe wird unter normalen Umständen ebenso wie Eidfjord täglich von Kreuzfahrtschiffen angefahren. Und wieder fanden wir eine Location vor, die uns nicht überzeugte. Davon abgesehen, dass ich diese Art zu Reisen ohnehin nicht unterstütze, aber eine Kreuzfahrt nach Norwegen wäre für uns wohl alles andere als interessant gewesen 😉.

Die Nachbarfjorde waren dafür umso spannender. Mein persönlicher kleiner Juwel war der Aurlandfjord. Weniger gehyped, aber vor allem zum Sonnenuntergang wunderschön. Wir hielten an einer kleinen Badestelle und ich bereitete das Abendessen vor, während Tobi versuchte, seinen Muskelkater im Wasser zu ertränken. Zum Abschluss des Tages fuhren wir noch einmal ganz nach oben, um die gigantische Aussicht auf den Fjord zu genießen.

Norwegen Highlight: Sognefjellsvegen

Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zum Geirangerfjord. Die Landschaft um uns herum änderte sich immer wieder schlagartig. Wir fuhren durch den längsten Tunnel der Welt, etliche Serpentinen hoch und runter, vorbei an gewaltigen Gletschern und Seen mit türkisem Wasser. Wir hatten wir die Wahl, ob wir gegen eine Gebühr von 90Kr die Abkürzung über den Pass mit dem Namen Sognefjellsvegen oder den kostenlosen Umweg fahren. Als Low-Budget Reisende bin ich normalerweise immer für die günstigere Variante. Doch auch wenn ich mich vorher nicht viel mit den Sehenswürdigkeiten des Landes beschäftigt hatte, so wusste ich, dass sich das Geld für diesen Pass absolut lohnen würde. Die Bilder sprechen für sich.

Das Geld für diesen Pass hatte sich auf jeden Fall gelohnt!
Wer würde dort nicht gerne wohnen?

Gamle Strynefjellsvegen

Kurz vor Geiranger machten wir noch einen Abstecher auf die Straße Nr. 258, die Gamle Strynefjellsvegen. Ein alter Pass mit riesigen Schlaglöchern, welcher uns durch eine tolle Kulisse führte. Ich hatte auf meinen Reisen zwar schon so einige Landschaften gesehen, doch hier kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Ich kann nicht mehr sagen wie oft wir stoppten, um die Landschaft aufzusaugen. Wir passierten eine kleine freilaufende Schafherde, die ich natürlich unbedingt fotografieren musste. Kaum war ich aus dem Auto gestiegen, kamen sie neugierig angerannt. Was hatte ich für einen Spaß! Und Tobi erst, der das Spektakel aus dem Auto beobachtete und mitbekam, wie mir der Stift ging, weil sie mir doch näher kamen, als mir lieb war.

Die alte Passstraße kostete Zeit, die war es aber auf jeden Fall wert!

Geirangerfjord und Trollstigen

Am Geirangerfjord trafen wir sie dann: die Touristenmassen, die sich zuvor so gut in Norwegen verteilt hatten. Wir suchten uns ein halbwegs ruhiges Plätzchen am Wasser und kochten eine Bolognese. Der Fjord war wunderschön, keine Frage. Aber nachdem wir in den Tagen zuvor schon so viele andere gesehen hatten, haute uns dieser nun nicht mehr vom Hocker. Viel beeindruckender war dafür die Fahrt über Trollstigen, der berühmten Haarnadelstraße. Schon lange bevor der Wunsch nach einem Norwegen Roadtrip aufkam, wurde ich auf ein Video aufmerksam, indem ein Mann mit seinem Rennrad dort hinunter düst, vorbei an einem wunderschönen Wasserfall. Nun war ich selbst endlich dort und sog die Eindrücke nur so in mich hinein.

Der Geirangerfjord von oben
Trollstigen heißt übersetzt "Trollleiter"

Und mit der letzten Kurve von Trollstigen ließen wir den Süden von Norwegen hinter uns und machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Etappenziel: Lofoten! Und ich hatte immernoch die Hoffnung, auf Rentiere oder Elche zu treffen…

Du willst wissen, wie es weiterging? Hier entlang 🙂

Norwegen Roadtrip – der Vlog

4 comments

  1. Hi Jess, danke für deinen tollen Blogpost. Wir waren 2019 in Norway und haben das selbe Bild/Motiv vom Sognefjellsvegen hier an den Wänden.
    Wir sind von Oslo nach Trondheim und von dort weitestgehend an der Küste zurück nach Bergen. Es war atemberaubend.

    Dieses Jahr haben wir uns die Lofoten vorgenommen. Mal sehen, ob das funktioniert.

    Viele Grüße
    Futzipelz

    1. Hach, die Lofoten waren auch einfach Atemberaubend. Ich hoffe, ich kann den Lofoten-Beitrag bald fertigstellen – ich hänge ziemlich hinterher 😉 Hat es denn bei euch geklappt? Viele Grüße, Jess

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