Der Check-In für den Flug nach Havanna schließt um 11:50 Uhr. Ich werfe einen Blick auf mein Smartphone. Fünfzehn Minuten. Nervös stehe ich am Schalter der Airline um die Visa für Cuba abzuholen. Meine Reisebegleitung Tobi steckt derweilen noch im Zug kurz vorm Flughafen fest – Verspätung wegen einer Signalstörung – natürlich. Wieder werfe ich einen Blick auf die Uhr. Zehn Minuten. Ich stelle mich in die schier unendliche Reihe voller Menschen und gehe in meinem Kopf alle möglichen Szenarien durch, während ich nach Tobi ausschau halte. Dieser kommt gerade noch rechtzeitig um die Ecke, denn als wir einchecken hat das Boarding bereits begonnen. Wir rushen durch die Kontrollen und erreichen das Gate zum Final Call.
Chaotische Ankunft
Das Terminal des Flughafens in Havanna ist sehr überschaubar, wir sind das einzige Flugzeug. Trotzdem dauert die Passkontrolle so lange, dass wir das Gebäude erst in der Dämmerung verlassen. Unser Plan, gleich bei Ankunft über das Flughafen-WLAN eine Unterkunft für die erste Nacht zu buchen, geht vollkommen schief. Internet scheint es zumindest an unserem Ankunftsterminal um diese Uhrzeit nicht mehr zu geben. Nice.
Wenige Minuten zufuß vom Flughafen entfernt finden wir dank Maps.me eine Bushaltestelle, an der wir nach einiger Wartezeit in einen Bus Richtung Innenstadt steigen. Wir haben zwar keine Adresse oder irgendeinen Anhaltspunkt, aber wir beruhigen uns mit dem Gedanken in der Innenstadt schon etwas zu finden.


Nach einer halben Ewigkeit springen wir in Havanna aus dem Bus und laufen mit unseren Rucksäcken planlos umher. Es riecht in der ganzen Stadt nach Benzin. Mitlerweile ist es 21:30 Uhr und alle Unterkünfte sind bereits geschlossen. Fast schon verzweifelt laufen wir zu einem 5-Sterne-Hotel und schnorren nach Internet, doch nichtmal dort scheint es welches zu geben. Irgendwann finden wir dann zufällig eine offene Tür durch die wir ungelogen einfach hindurchgehen, in der Hoffnung dahinter jemanden zu finden, der uns helfen kann. Zu unserem Glück verbirgt sich dahinter tatsächlich ein so genanntes „Casa Particular“. Eine Unterkunft, dessen Besitzer noch ein letztes freies Zimmer für uns hat. Halleluja!

Das Problem mit dem Internet
Was wir zu Beginn nicht wussten: Internet gibt es in Havanna nur sporadisch an wenigen öffentlichen Plätzen. Dafür benötigt man eine Zugangskarte, die man dort von den Kubanern, welche wir liebevoll unsere „Wifi-Dealer“ nennen, für 2 CUC abkaufen kann. Damit hat man dann eine Stunde WLAN, wenn es denn funktioniert. Man darf nicht vergessen sich auszuloggen, wenn man das Internet nicht mehr benötigt, sonst ist es schneller aufgebraucht als einem Lieb ist. Dreimal dürft ihr raten – mir ist es fast jedes Mal passiert.
Old Havana
Nach einem leckeren kubanischem Frühstück (Obstteller, Kuchen, Brot und frische Säfte) machen wir uns am nächsten Morgen zufuß auf den Weg nach Havana Vieja, die Altstadt Havannas. Es herrscht ein buntes Treiben in der Stadt. Händler laufen durch die Straßen, es riecht nach Abgasen der vielen bunten Oldtimer. Es ist heiß, wir schlendern durch die engen Gassen und lassen die Eindrücke Havannas auf uns wirken. Es gibt an jeder Ecke etwas interessantes zu entdecken.





Lonely Sunset
Am Abend laufen wir die Stadtpromenade entlang und werden Zeugen eines unglaublich schönen Sonnenuntergangs. Hier haben wir absolute Ruhe, es verirrt sich kaum jemand ans Wasser. Nur hin und wieder mal kommt ein Händler vorbei.


Fifty Shades of Blue
Am nächsten Tag wollen wir Meer sehen. Schließlich können wir Kuba nicht verlassen, ohne einen Blick auf das kristallklare, türkise Wasser der Karibik geworfen zu haben. Mit dem Bus T3 fahren wir für 5CUC zum Cajo Santa Maria. Hier treffen wir nicht, wie angenommen, auf unzählige Touristen, sondern auf Einheimische. Wir gönnen uns einen Pina Colada in einer Kokosnuss und verbringen den Tag mit den Füßen im Sand, bevor wir den Abend mit einem extrem guten Essen und Mojitos in der Altstadt ausklingen lassen.




Stadt der Gegensätze
Leider gibt es aber eben auch viele leerstehende, marode Gebäude. Der Verfall ist nicht zu übersehen, die einst prunkvollsten Bauten der Stadt sind heute teilweise einsturzgefährdet. Doch obwohl die Armut der Kubaner wirklich mehr als offensichtlich ist, habe ich selten ein so nettes und lebensfrohes Volk gesehen. Wir werden zwar oft angesprochen, aber ein „No, Gracias“ wird sofort akzeptiert. Wir fühlen uns zu keiner Zeit unsicher oder belästigt.
Havanna ist spannend und traurig zugleich. Man kann nur erahnen, wie schön es hier einst gewesen sein muss. Vielleicht ist es aber auch genau das, was Havanna so interessant macht.