Prunkvolle Kolonialbauten, buntes Street Art und ein Mosaik aus kulinarischer Vielfalt: Wer durch Malaysia reist, für den ist die multikulturelle Stadt George Town auf der Insel Penang quasi ein Pflichtbesuch. Das Schicksal wollte es, dass ich gleich zwei Mal in der Stadt landete. Im Artikel berichte ich über meine Erfahrungen und gebe Tipps zu den Highlights in George Town. Wenn du so wie wir auch nur 24h in George Town hast, ist dieser Artikel perfekt für dich.
Ankunft in George Town
Es ist später Abend, als wir mit der Fähre in George Town ankommen. Die Sonne ist schon lange untergangen, die Gassen leer. Irgendwie ein tolles Gefühl, wieder hier zu sein. Fast schon nostalgisch. Kaum etwas hat sich verändert. Oder doch? Die Gemälde an den Wänden sehen frischer aus, die Farben satter. Sie wurden nachgemalt. Wäre ich zum ersten Mal hier, würde mir das nicht auffallen. Sieben Jahre ist es her, dass ich mit dem Boot vom Festland übergesetzt und durch die Gassen der Altstadt geschlendert bin.
Doch eines hat sich sicher mit der Zeit verändert: Ich selbst. Und mein Blick auf die Dinge, die ich sehe. Damals waren es für mich nur hübsche Details am Straßenrand. Heute erzählen sie mir Geschichten. Die Geschichte einer Stadt, die so einzigartig ist, wie die Menschen, die sie bewohnen.
Die Geschichte von George Town
George Town ist die Hauptstadt der malaysischen Insel Penang und zählt zu den Highlights einer jeden Malaysia Reise. Die prunkvollen Kolonialbauten der Stadt sind ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Denn die Stadt stand tatsächlich noch bis zu ihrer Unabhängigkeit 1957 unter britischer Kolonialherrschaft. Das ist echt noch nicht lange her! Auch der heutige Name George Town stammt aus dieser Zeit. Fast alle Gebäude sind noch immer gut erhalten und geben zusammen mit den allgegenwärtigen Kunstwerken einen Einblick in die historische Vergangenheit.

Durch ihre gute Lage an der Straße von Malakka war George Town ein wichtiger Handelsplatz des Orients und zog dadurch Menschen aus aller Welt an. Heute bestimmen alle Religionen dieser Welt das historische Stadtbild. Chinesische Pagoden, christliche Kirchen, indische Tempel und Moscheen stehen hier oft nur wenige Schritte voneinander entfernt. Dazu kommen die bunten Graffitis, Malereien und aufwendig gestalteten Kunstwerke, welche die Mauern von George Town zieren und Touristen, Backpacker sowie Kunstliebhaber aus aller Welt anziehen.


Zwar ist die Landessprache Bahasa Malaysia. Aufgrund der ethnischen Vielfalt sind allerdings auch andere Sprachen wie Englisch, Mandarin und Tamil weit verbreitet. Es ist also nicht verwunderlich, dass George Town aufgrund der historischen Vergangenheit und der einzigartigen Kunstszene 2008 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde.

Hauptstadt des Essens
Heute gilt die „Perle des Orients“ als multikulturelles Zentrum der Insel und ist bekannt für ihre vielfältige Küche, die zu einer der besten der Welt zählt. Wer nach George Town kommt, findet neben einer entspannten Backpacker Atmosphäre in den Gassen ein kulinarisches Labyrinth aus kleinen Garküchen, hippen Cafés und Restaurants mit Gerichten aus aller Welt. Nicht ohne Grund wird George Town auf Englisch auch „the Food Capital of Malaysia“ genannt.
Nach unserer Ankunft am Abend schlendern wir noch etwas durch die Gassen der Altstadt zu unserer Unterkunft. Es ist kurz vor dem chinesischen Neujahr. Die Straßen sind mit roten Laternen und Schlangen geschmückt. Das ist auch kein Wunder, denn genau wie Singapur ist George Town ein Zentrum der Peranakan-Kultur, eine einzigartige Mischkultur aus chinesischen und malaiischen Traditionen.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich bei meinem ersten Besuch von meinem chinesischen Gastgeber in ein traditionelles Restaurant eingeladen- und in die chinesische Esskultur eingeführt wurde.
Georgetown Highlights für 24h
Am nächsten Morgen ist von den leeren Gassen des Vorabends nichts mehr zu sehen. Wir mischen uns zu Fuß in das bunte Gewusel aus neugierigen Touristen, Händlern und Rikscha-Fahrern und machen uns auf, die Highlights von George Town zu entdecken.

Pinang Peranakan Mansion
Unser erstes Highlight in George Town ist das alte chinesische Herrenhaus Pinang Peranakan Mansion. Obwohl wir uns die (sicherlich sehr interessante) Tour durch das Museum sparen, bekommen wir schon beim Anblick des Innenhofes einen guten Eindruck von dem Reichtum und die Macht der chinesischen Clans Anfang des Jahrhunderts.



Die kleinen Dinge
Dass es nicht DIE EINE Sehenswürdigkeit in George Town gibt, merkt man schnell. Vielmehr sind es die kleinen Dinge am Wegesrand, die aufwendig gestalteten Kunstwerke an den Mauern der antiken Gebäude und die besondere Architektur, welche die Stadt so besonders machen. George Town hat einfach einen speziellen Vibe, den man sofort spürt, wenn man ankommt. Viele Orte sind aufwendig und prunkvoll geschmückt und nahezu an jeder Ecke gibt es tolle Möglichkeiten, um Bilder zu machen. Das Beste ist, dass alles so gut in der Stadt verteilt ist, dass einem nie langweilig wird und man alles bequem zu Fuß erreichen kann.





Auf dem Weg in die Altstadt kommen wir an einem alten Tempel vorbei, vor dem große hölzerne Figuren wie Räucherstäbchen angezündet wurden. Der Rauch verteilt sich in den Gassen und übertönt den frischen Duft von Curry, der aus den Garküchen kommt.

Street Art
Wenn George Town für eine Sache bekannt ist, dann ist es Street Art. Und das findest du in der Altstadt an nahezu jeder Ecke. Am bekanntesten sind wohl die Werke des litauischen Künstlers Ernest Zacharevic. Er wurde 2012 dafür beauftragt, die Straßen für das George Town Festival mit seinen Gemälden zu verschönern. Seine Werke mit dem Titel „Mirrors George Town“ zeigen die kulturelle Geschichte von Penang. Zu seinen bekanntesten Street Art in George Town zählen:
- „Little Children on a Bicycle“ in der Lebuh Armenian
- „Brother and Sister on the Swing” in der Lebuh Chulia
- „Old Soy Milk Stall“ in der Lebuh Chulia
- „I Want Bao“ in der Lebuh Armenian
- „Boy on a Chair“ in der Lebuh Cannon
- „Boy on a Motorbike“ in der Lebuh Ah Quee
Manche davon sind sogar interaktiv. So kann man sich für ein Foto zum Beispiel zu den beiden Kindern auf die Schaukel setzen oder beim Bild „“Hoola Hoop Basketball” mit den gemalten Kids Basketball spielen. Oft wurden echte physische Gegenstände wie Stühle, Bänke, Draht oder andere Dinge in das Kunstwerk integriert.



Da diese so bekannt sind, muss man für viele dieser Gemälde anstehen, um ein Foto machen zu können. Als ich vor sieben Jahren in George Town war, waren die Wandmalereien etwas blasser. Heute strahlen sie in frischen Farben. Ich erinnere mich noch gut an das Foto, dass ich bei meiner Reise 2018 mit dem Jungen auf dem Motorrad gemacht habe, und nutze die Gelegenheit, um die Erinnerung mit einem neuen Foto an gleicher Stelle wieder aufleben zu lassen.


Die Frage ist nur, wer frischer aussieht: Die 7 Jahre ältere Jess oder das übermalte Gemälde? Ich lasse jetzt mal unkommentiert, welches der beiden Bilder aus welchem Jahr ist.
Extra Tipp: Halte auch außerhalb der Hauptgassen nach versteckten Kunstwerken Ausschau – von Marge Simpson als Straßenpfosten bis zu Katzen in Fenstern. Viele Besucher und Ritschka-Touren fahren nur die bekannten Gemälde an. Aber gerade die kleinen unscheinbaren Überraschungen abseits der Touristenmassen sind es, die mich besonders erfreuen und George Town ihren Charme verleihen.




Chew Jetty
Ein weiteres Highlight in George Town ist der Chew Jetty. Im Wesentlichen ist Chew Jetty mehr als nur eine Touristenattraktion; es ist ein lebendiges Museum. Er ist einer von mehreren Anlegestellen mit Wohnhäusern und kleinen Läden auf Stelzen im Wasser und entstand Mitte des 19. Jahrhunderts durch chinesische Einwanderer aus dem Chew-Clan, die diesen Steg daraufhin auch kontrollierten und für dessen Nutzung eine Gebührt verlangten. Die traditionellen Stelzenhäuser schaffen eine malerische Kulisse, die einen in die Vergangenheit zurückversetzen lassen. Neben des Chew Jettys gab es auch Anlegestellen, die von den Clans Lim, Tan, Lee, Yeoh und Koay kontrolliert wurden.
Noch heute leben dort Menschen, die durch den Verkauf von Waren ihr Geld verdienen und zwischen 09:00 und 21:00 Uhr besucht werden können. Doch gerade in den letzten Jahren wurde der Jetty (vor allem durch den Kreuzfahrttourismus) geradezu überrannt. Solltest du planen, den Jetty zu besuchen, so denke daran, dass die Menschen dir einen kostbaren Einblick in ihr echtes (!) Leben geben und entsprechend mit Respekt behandelt werden sollten. Am besten früh morgens oder abends hingehen. Bei unserem letzten Besuch haben wir den Jetty zwar ausgelassen, aber vor 7 Jahren habe ich ihn mir angesehen. Deshalb gibt es davon nur alte Fotos. 😉



Cafés & Restaurants in George Town
Wegen des chinesischen Neujahrs sind bei unserem Besuch leider viele Cafés und Restaurants in George Town geschlossen und die Straßen außerhalb der Altstadt wie ausgestorben. Dennoch können wir ein paar wirklich gute Läden empfehlen, die wir besucht haben:
Pure Saiva
Wer Lust hat, sich auf eine kulinarische Reise nach Südindien zu begeben und großen Hunger mitbringt, der ist im Pure Saiva genau richtig. Wir wurden hier am ersten Abend nach unserer Ankunft fündig und freuten uns über die riesigen Portionen des traditionellen Gerichtes Talhi mit verschiedenen Curries, die wir uns vorher aussuchen konnten. Da wir selbst schon in Südindien waren, können wir sagen, dass das Essen dort absolut authentisch ist.

Tease & Toss
Ein leckeres Frühstück fanden wir im Tease & Toss. Von Pancakes bis Shakshuka – die Karte ist vielfältig, sodass jeder etwas findet. Einziges Manko: Das Shakshuka wurde als vegan ausgeschrieben – das war es aber nicht, da auch die vegane Variante mit Ei zubereitet wird. Es ist in asiatischen Ländern so, dass die Begriffe vegan und vegetarisch oft anders definiert werden.

Restoran Kapitan (Chulia Street)
Das Kapitan in der Chulia Street ist ein günstiges indisches Restaurant, in dem ich schon vor 7 Jahren war. Es ist eines der beliebtesten Restaurants in George Town und ist bekannt für Tandoori Chicken und Naan, es gibt aber auch einige vegetarische Gerichte auf der Karte. Besonders witzig: Die Getränke werden dir von einem süßen Roboter gebracht.
Cado Café
Im Cado Café gönnten wir uns nach unserer Tour durch George Town eine einen hausgemachten Eistee und ein Stück Kuchen. Das Café ist süß gestaltet, hat eine gemütliche Atmosphäre und es gibt eine große Auswahl an selbstgemachten Torten, Eistees und Limonaden. Einen weiteren Plusplunkt gibt es dafür, dass man dort auch mit seinem Laptop arbeiten kann.

Plant A Seed Vegan
Gerade rechtzeitig bevor wir zur Fähre mussten, fanden wir durch Zufall mit Plant A Seed Vegan noch ein Restaurant, dass uns komplett aus den Socken riss. Es ist eines der besten Sushi Restaurants, in dem wir je waren! Aber auch das Ramen ist grandios. Zwar mussten wir echt ein Weilchen warten, aber das zeigte nur, dass alles frisch zubereitet wird. Ich schwöre, man schmeckt überhaupt nicht, dass dieses Essen komplett vegan ist!

Fazit George Town: Lohnt es sich?
Nach 24h in George Town heißt es für uns schon wieder Abschied nehmen. Auch wenn der Besuch der Stadt „nur“ ein kurzer Zwischenstopp auf unserer Route von Thailand nach Singapur war, würde ich es immer wieder genauso machen. Ein Besuch in George Town lohnt sich auf jeden Fall. Kaum eine Stadt ist so faszinierend, so bunt, so lebendig und einzigartig wie George Town. Damals wie heute habe ich manchmal vergessen, dass ich in Malaysia bin. Für mich ist die Stadt der Beweis dafür, dass es möglich ist, alles zu vereinen. Geschichte, Kunst, Kulinarik, Kultur, Religion und vor allem: Menschen.