Montag morgen, 06:00 Uhr. Der Wecker klingelt. Endlich ist es soweit. Der Tag, auf den wir so lange hingefiebert haben. Der Tag, an dem sich ein großer Kindheitstraum erfüllen wird und der Tag, an dem (wiedermal) einiges Schief gehen wird. Der erste Tag der Australian Open.
Schon Monate zuvor haben wir uns Karten für das große Event besorgt. Unsere komplette Reiseroute der ersten Monate richtete sich danach, im Januar in Melbourne zu sein. Den Groundpass für die ersten Runden bekommst du schon für 49$ pro Person. Für uns war von Anfang an klar, dass wir den ersten Spieltag erleben wollen. Denn der Beginn eines solchen Turniers ist immer etwas Besonderes. Du hast die Chance, alle Teilnehmer des Turniers sehen zu können und erlebst die anfängliche Nervosität der Spieler hautnah.
Nun ist es also soweit. In wenigen Stunden werden wir durch den Melbourne Park schlendern und unsere Idole sehen. Voller Aufregung hüpfen wir aus dem Bett und checken den Verkehr. Stau. Verdammt! Die ganzen zwei Wochen, in denen wir uns nun schon in Melbourne befinden, hatten wir keinen Stau. Ausgerechnet heute soll die Fahrt zum Parkplatz in der Stadt laut Google stolze 2,5 Stunden dauern! Zeit zum Frühstücken bleibt uns nicht, auch der geplante Abstecher beim Supermarkt muss ausfallen. Hektisch springen wir unter die Dusche – das Wasser ist kalt. Ufff. Dann kommen wir wenigstens auch nicht Versuchung, auch nur eine Minute länger als nötig zu duschen.
Die Fahrt nach Melbourne ist eine wahre Geduldsprobe. Wir müssen rechtzeitig ankommen,um einen Platz in der Hisense Arena zu bekommen. Die zweitgrößte Arena des Melbourne Parks ist für alle Ground-Pass Besitzer öffentlich zugänglich. Um 11 Uhr wird dort die deutsche Spielerin Julia Görges (9) aufschlagen, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollen. Die Chance auf einen guten Platz in der Arena schwindet mit jeder Fahrminute. Wir entscheiden uns für einen Umweg und fahren vom Motorway ab. Nach knappen zwei Stunden erreichen wir die Straße, in der wir kostenlos unsere zwei Fahrzeuge abstellen können. Allerdings – wie soll es auch anders sein – finden wir nur einen Parkplatz. Wir lassen unserem Travelmate Kevin den Vortritt und suchen weiter. Nach 10 weiteren Minuten parken wir unser Auto in einer Seitengasse, greifen unsere Rucksäcke und rennen 50 Minuten lang in Richtung Melbourne Park. Dass uns unsere Hektik am Abend zum Verhängnis werden wird, ahnen wir nicht.
Um 10:20 Uhr – zwanzig Minuten nach Einlass – kommen wir schweißgebadet am Eingang an. Wir sehen aus wie drei Zombies. Nach einer kurzen Kontrolle sprinten wir in die Hisense Arena, die entgegen unserer Erwartungen tatsächlich noch gar nicht so voll ist. Wir sichern uns ein schattiges Plätzchen mit guter Sicht und warten darauf, dass es los geht. Als die Spieler einlaufen, beginnt der Zauber der Australian Open.
Im Laufe des Tages sehen wir viele Spieler. Mit dem Groundpass können wir uns auf der Anlage frei bewegen. Nur die zwei Arenen „Margeret Court“ und „Rod Laver Arena“ dürfen wir nicht betreten, was für uns erstmal aber nicht weiter schlimm ist. Wir schauen unter Anderem Roger Federer (2) und Alexander Zverev (3) beim Training zu, bekommen ein Autogramm von Caroline Wozniacki (2) und feuern Landsmann Dustin Brown bei seinem 5-Satz-Marathon an, der bis in die Nacht geht.
Um 23 Uhr ist es Still auf der Anlage. Alle Spiele des Tages sind beendet. Wir verlassen zusammen mit den letzten Besuchern glücklich das Gelände. Wir müssen zurück zu unserem Parkplatz laufen. Über 3 Kilometer Nachtspaziergang. Unser Travelmate ist zuerst an seinem Auto. Da wir noch ein Stück weiter laufen müssen, beschließen wir uns am Campingplatz zu treffen, damit er nicht warten muss.
UND PLÖTZLICH IST DAS AUTO WEG.
Doch als wir in die Straße abbiegen, in der wir glaubten unser Auto geparkt zu haben, können wir dort keins finden. Es ist bereits 00:00 Uhr, vor uns liegt noch eine halbe Stunde Autofahrt – und wir müssen am nächsten Tag früher los, um nicht wieder zu spät zur Anlage zu kommen. Und nun ist unser Auto weg. Uns wird bewusst, dass wir ganz schön in der Klemme stecken. Was macht man denn, wenn man kein Dach mehr über dem Kopf hat? In einer Bushaltestelle schlafen? Wir denken nach. An irgendetwas müssen wir uns doch erinnern können. Leider überwiegt die Müdigkeit so sehr, dass wir einfach nur noch herumirren.
Wir klappern jede Straße ab, ohne Erfolg. Kevin fragt bereits per Whats App, ob alles Okay ist. Natürlich nicht! Unser Auto kann sich doch nicht einfach in Luft auflösen. Oder doch? Wir befürchten das Schlimmste. Schließlich wurde schon einmal in unser Auto eingebrochen. Was, wenn es jetzt auch noch jemand mitgenommen hat?
Verzweifelt laufen wir alle Straßen des Viertels nochmal ab. Wir versuchen den Fahrweg von heute Morgen zu rekonstruieren, können uns aber nicht mehr erinnern. Wir sind verloren. Die Straßen von Melbourne machen uns Angst. Das leichte Licht der Laternen reicht nicht aus, um die Straßen weniger gruselig wirken zu lassen. Die Personen, welche uns begegenen, sehen so angsteinflößend aus, dass wir sie gar nicht um Hilfe bitten wollen. Lieber keinen Stress machen. Haben wir unser Auto etwa in Melbourne’s dunkelste Straßen abgestellt? Mitlerweile ist es 01:30 Uhr, immernoch keine Spur von Mitzi. Die Bushaltestelle wird als Schlafplatz immer intressanter.
Dann ruft Kevin an. Er ist zurück gekommen und will uns bei der Suche helfen. Mit seinem Auto kommen wir zumindest schneller durch die Straßen. Wir fahren alles ein drittes Mal ab, wohlwissend, dass es hoffnungslos ist. Unser Auto hat durch das Surfboard auf dem Dach ein eindeutiges Erkennungsmerkmal – man kann es nicht übersehen. Allerdings sehen alle Straßen ziemlich gleich aus. Wir wollen wieder zurück zu der Straße, in der wir am Morgen keinen Parkplatz fanden, um von dort aus einfach mal zu schauen, wo wir lang gefahren sein könnten. Auf dem Weg dorthin blitzt etwas Blau-Orangenes am Straßenrand hervor. Das sieht aus wie ein Surfbrett… das IST ein Surfbrett! Das ist UNSER Surfbrett! Geschnallt auf dem Dach UNSERES Autos! Wir haben es gefunden! Um Zwei Uhr Nachts! Wie zur Hölle konnten wir übersehen, dass wir direkt vor einem Baumarkt geparkt haben!? In einem völlig anderem Viertel?
Erleichtert kommen wir mit unserem geliebten Mitzi auf dem Campingplatz an und hauen uns für ein Paar Stündchen auf’s Ohr.
Dienstag Morgen, 11 Uhr. Wir sitzen erneut in der Hisense Arena und sehen die Britin Johanna Konta (9), Australian Open 2016 – Gewinnerin Angeliqe Kerber (21) und Stan Wawrinka (9) nacheinander aus dritter Reihe spielen. Wir sind aufgeregt, denn in ein paar Stunden geht die Nightsession los. Wir haben Karten für die Rod Laver Arena. Beim Kauf der Karten wussten wir noch nicht, wer dort spielen wird. Es ist wie Lotto spielen. Mit etwas Glück sieht man dort seine Idole spielen, man kann aber auch ziemlich Pech haben. In unserem Fall hätte es gar nicht besser laufen können. In der Nightsession spielt ausgerechnet heute niemand geringeres, als die Legende Roger Federer himself. Mit 19 Grand Slam Titeln ist der Titelverteidiger der absolute Favorit des Turniers. Peter ist von Klein auf ein großer Fan von ihm. Nun wird er ihn endlich sehen können.
Als wir die Arena betreten, können wir es gar nicht fassen. Die Hisense Arena ist ein Witz dagegen! Wir sehen eine Lasershow, essen Fish&Chips und saugen die fantastische Atmosphäre in uns ein. Als Roger Federer dann den Court betritt, bebt die Arena. Zwar haben wir ihn bereits am Vortag auf den Außenplätzen trainieren sehen, ihn aber dann in einer ausverkauften Halle mit bombastischer Stimmung auf den Platz gehen zu sehen, ist nochmal eine ganz andere Hausnummer. Nach nur einer Stunde verwandelt Federer seinen Matchball zum Sieg. Das Spiel ansich war vielleicht nicht das Spannendste, hat uns aber überhaupt nicht gestört. Das Geld für diesen Abend hat sich für uns definitiv gelohnt!
Nach dem Match nutzen wir die Gelegenheit, um einen Abstecher zum Spiel vom Österreicher Dominik Thiem zu machen und ergattern noch ein Autogramm.
Gegen 22 Uhr verlassen wir mit einem breiten Grinsen die Anlage der Australien Open. Die erste Runde ist vorbei. Wir haben ein Grand Slam besucht. Das für uns schönste Grand Slam auf der Welt. Wir haben Roger Federer gesehen, bevor er „in Rente“ geht. Wir haben Autogramme gesammelt, Stars angefeuert und ganz viele Erfahrungen gesammelt. Es waren zwei Tage voller Spannung und Aufregung. Wir lieben Tennis. Wir lieben die Australian Open.
Und der große Traum, einmal beim größten Tennisturnier der Welt in Australien dabei zu sein, ist endlich in Erfüllung gegangen.
Danke!
Unser Video dazu:
[youtube https://www.youtube.com/watch?v=9D6FiK-ll6A&t=329s&w=480&h=270]
Bin etwas neidisch ???
Aber ich gönne es euch
Lg Luise und Klaus
Dankeschön ihr beiden!:)
wow, ein wirklich toller Artikel – ich war quasi mit euch dort, denn ihr habt es geschafft mich voll mitzunehmen und das obwohl ich Tennis gar nicht so sehr anschauen mag. Ich freue mich sehr für Euch, dass ihr euren Traum erfüllen konntet und wahrlich nicht enttäuscht wurdet. Bin schon gespannt, wohin es euch als nächstes treibt. Weiterhin viel Spass !
Haha das sollte das Ziel sein. Schön, wenn es dir auch als „nicht-tennis-fan“ gefallen hat 🙂
Toll. Bin begeistert ? Gott sei dank hat sich der schockmoment wieder gelegt ? hoffentlich habt ihr euch nun gemerkt wo eure mizi steht. Wünsche euch noch ganz viel Spaß und genießt die Zeit bei den Australian Open. herzliche Grüße ?
Dankeschön! 🙂
He ihr Zwei das sind echt geile Erlebnisse die ihr da sehr mitreissend beschreibt weiter so…wäre es ein Buch ich würde es lesen. Bis bald 😉
Das freut uns sehr ?? Dankeschön!
Ich bin hin und weg. Hab den Schreck und Schock miterlebt (kenn ich, wenn man sicher ist, sein Auto steht dort und dort und ne….is nicht, ganz irgendwo anders) und eure Freude und Hingerissenheit vom Grand Slam in Australien. Ihr schreibt so schön, warte immer auf den nächsten Blog, die nächsten Fotos.
Macht weiter so, genießt die Zeit. 🙂 Ruth
Hihi jaa, das war wiedermal typisch für uns. Freut uns, dass unser Geschriebenes so gut ankommt – dann macht man doch gerne weiter 🙂