Nach dem spektakulären Jahresende in Sydney ging es auf direktem Wege nach Melbourne. Wir brauchten ganz dringend Arbeit, also drehte sich für uns von nun an alles nur noch um die Jobsuche. Schon am zweiten Tag zeigte unsere Suche bereits Erfolg: Es sollte als Erdbeerpflücker raus auf die Felder gehen. Doch schon bei der Einweisung entpuppte sich die neue Arbeitsstelle als ziemlich merkwürdig.
Wir bekamen eine SMS mit einer Adresse, an der die Einweisung statt finden sollte. Voller Tatendrang machten wir uns auf den Weg dorthin. Endlich sollte sich unsere lange Suche bezahlt machen. Doch als wir ankamen, konnten wir nicht glauben, dass an der genannten Adresse tatsächlich jemand auf uns warten sollte. Am Straßenrand stand ein Haus, dass dem Zerfall sehr Nahe stand. Der Müll stapelte sich vor der Tür, die Jalousien zugezogen, wir fühlten uns wie in einem Horrorfilm. Dann öffnete ein kleiner, schlecht gelaunter Asiate die Tür und schickte uns in seinen Hinterhof. Wir setzten uns auf Kinderhocker in einen Sitzkreis zwischen verschimmelte Futternäpfe und einer verstaubten Couch. Der mies gelaunte Mann begann mit seiner Rede, in der er uns seine hundert Regeln erklärte und klar machte, dass die Arbeit niemals abgebrochen werden dürfe, egal wie das Wetter ist. Das Equipment bekamen wir natürlich auch nicht gestellt und sollten wir uns noch am gleichen Abend besorgen.
Naiv wie wir waren, erschienen wir trotz der äusserst Fragwürdigen Umstände pünktlich am nächsten morgen um 06:30 Uhr auf der Farm.
Nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass wir gar keine Erdbeeren pflücken sollten. Stattdessen wurden uns kleine Sicheln in die Hand gedrückt und eine Reihe mit Erdbeerpflanzen zugeordnet, die wir damit schneiden sollten. Wir freuten uns, weil wir dachten, schneiden sei einfacher als pflücken. HAHAHA. Nach etwa 3 Stunden merkten wir dann, dass wir damit falsch lagen. Ein Backpacker schnitt sich mit der Sichel die Hand auf, ein anderer entleerte seinen Margeninhalt ins Beet und eine Frau wurde mit einem Kreislaufkollaps abtransportiert. Der schlecht gelaunte Asiate war selbst nicht vor Ort. Wahrscheinlich hat er diese Farm selbst auch noch nie gesehen. Schließlich wusste er nicht mal, welche Arbeit dort auf uns wartete. Dafür standen am Feldrand aber gefühlt 30 weitere Asiaten, die wohl einfach nur die Aufgabe hatten, den ganzen Tag darauf zu achten, dass wir auch wirklich schnell genug arbeiten und nicht auf die Toilette gehen. Wir kamen uns vor, wie bei der Mafia. Aber eins musste man ihnen lassen – die Pausenzeiten haben sie immerhin eingehalten!
Der nächste Tag begann schon um 05:30 Uhr, weil uns ein heißer Tag bevor stand. Und tatsächlich hatten wir in unserer ersten Pause um Neun Uhr morgens bereits gut warme 35 Grad im Schatten. Der Welpenschutz war wohl am zweiten Tag bereits vergessen, denn nach ein paar Stunden ging einer der „Aufpasser-Asiaten“ mit den Worten „Faster, Faster“ bei uns vorbei. Uns war es allerdings gar nicht mehr möglich, noch schneller zu arbeiten. Jessy bekam so Probleme mit den Beinen, dass sie irgendwann ihre Zehen nicht mehr spühren konnte. Um 12 Uhr Mittags war dann Ende für uns. Auf die SMS am Abend mit der Einladung zur Schicht für den nächsten Tag antworteten wir gemeinsam mit unserem Travelmate zeitgleich mit „No“.
Da waren wir also wieder. Arbeitslos. Freiwillig. Wer hätte das gedacht.
Wir nutzten die Zeit, um uns Melbourne einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Katzencafé stand ganz oben auf unserer (oder Jessys) Liste. Wir parkten unser Auto etwas weiter außerhalb und machten uns ca. 45 Minuten lang auf den Weg ins Innere der Stadt. Dort angekommen fanden wir allerdings heraus, dass das Café alleine für den Eintritt schon 12 Dollar pro Kopf verlangte. Selbst für uns Katzenliebhaber ist das (vorerst) zu viel Geld und somit mussten wir uns mit der Katze am Eingang zufrieden geben.
Bei unserem Spaziergang durch die City kamen wir an der Flinders Street Station vorbei. Die Station ist der meist-besuchte Bahnhof der Südhalbkugel, und leider auch gerade in den letzten Monaten vermehrt das Ziel für Anschläge gewesen. Mit einem mulmigen Gefühl gingen wir schnell vorbei Richtung Melbourne Park, Austragungsort der Australian Open, die in wenigen Tagen starten werden. Zwei Locals erzählten uns von einer Brücke, von der man auf einige Plätze runter schauen kann. Wir ließen uns natürlich nicht nehmen, die Profis beim Training zu beobachten. So steigerten wir gleich ein bisschen die Vorfreude auf die Spiele am kommenden Montag und Dienstag.

VOM ERDBEERFELD ZUR MESSI HALLE
Natürlich suchten wir nebenbei immer wieder nach neuen Jobangeboten und klapperten alle Jobagenturen der Stadt ab. Es wollte sich einfach nichts finden lassen und der Frust saß tief. So kam es, dass wir irgendwann den ganzen Tag in einer Tankstelle mit freien WiFi verbrachten um Bewerbungen zu schreiben und rumzutelefonieren. Gegen Abend kam dann ein Anruf, der auch wieder für Verwirrung sorgte. Ein sehr netter, aber schwer verständlicher Mann erklärte uns am Telefon, dass er Putzleute braucht. Anders als die Anderen fragte er uns aber nach unseren Gehaltsvorstellungen und war mit diesen auch sofort einverstanden. Er schickte uns die Adresse per SMS und bat uns, um 07:30 zu seinem „Shed number 1“ zu kommen. Das war alles, was wir wussten. Wir googelten das Wort „Shed“.
EIN SCHUPPEN. OKAY.
Der vermeintliche Schuppen entpuppte sich am nächsten morgen als riesige Lagerhalle. Eigentlich ganz cool, wären da nicht die Müllberge, die meterhoch bis an die Decken ragen. Uns fiel die Kinnlade herunter. Putzleute, aha. Jimmy (Name geändert) führte uns durch die Büros. Die Staubschicht war höher als eine Fingerkuppe, der Boden war nicht zu erkennen. Wir ahnten das schlimmste, und es kam auch so. Die Räume mussten komplett geputzt und die Lagerhallen ausgeräumt werden. Wer von uns für welche Aufgabe zuständig war, könnt ihr euch Sicherlich denken. Doch tatsächlich müssen wir zugeben, dass diese Arbeit bisher die beste war. Jimmy ist ein herzensguter Mensch, der einfach nur ein bisschen Hilfe wollte. Er zeigte sich auch sichtlich dankbar und lud uns anschließend zu einer Cola ein, wo wir auch seine Dusche nutzen konnten.
Insgesamt gab es zwei Tage Arbeit für uns, die sich finanziell aber wirklich gelohnt haben. Jimmy versicherte uns, dass er durchaus noch mehr Arbeit für uns hat, wir sollten aber ersteinmal die Australian Open genießen.
Fortsetzung zu Melbourne folgt.
OMG, das sind ja Horrorgeschichten, ich hoffe ihr habt für die zwei Tage „Erdbeerernte“ wenigstens die Kohle gesehen. Und putzen ist nicht schlecht, weil man dann am Ende ein Ergebnis sieht 😉 – da hat sich sicher die Dusche am Abend gelohnt. Weiterhin viel Spass, vor allem bei den AO !!!
Nein, leider haben wir das Geld bisher nicht gesehen. Wir sind aber dran!:) vielen vielen Dank ❤
Ihr seht ja eigentlich noch ganz entspannt aus. Ich wünsche Euch auch noch viel Spaß beim AO und dem Rest Eurer Reise lg Christoph